Rheinische Post Krefeld Kempen

SERIE FERIENALPH­ABET: B WIE BROT Brotbacken ist nach wie vor Handarbeit

- VON BIANCA TREFFER

Das Berufslebe­n von Hardy Kreutschma­nn ist von kurzen Nächten geprägt. Der Grefrather ist Bäckermeis­ter und dementspre­chend früh klingelt der Wecker. Er liefert auch die Rohlinge für das Brot im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum.

GREFRATH Kaum öffnet Hardy Kreutschma­nn eine der breiten Glastüren am Backofen, strömt ein herzhafter Geruch nach frischem Brot durch die Backstube. Die Hände in dicken Handschuhe­n geschützt, holt er die ersten beiden Bleche voller frischer Brotlaibe heraus, dann ein Griff zu Decke, wo der Schieber in einer Halterung hält. „An die hinteren Bleche komme ich sonst nicht heran“, erklärt Kreutschma­nn, während er geschickt mit dem langen Holzschieb­er hantiert. Sekunden später sind alle vier Ble-

Eine Zeitschalt­uhr sorgt fürs automatisc­he Abstellen, aber auf den Startknopf muss Kreut

schmann drücken

che in den Halterunge­n des Rollwagens verstaut.

Der Bäckermeis­ter hält indes schon das nächste Blech in den Händen. Diesmal sind es Apfeltasch­en, die in die Wärme dürfen. „Die backen am liebsten allein und dürfen auch keinen Dampf haben, sonst schmilzt der aufgestreu­te Zucker“, informiert Kreutschma­nn und hat das Ofenfach bereits entspreche­nd programmie­rt. Ein kurzer Sprint in den Nebenraum schließt sich an. Dort muss die Knetmaschi­ne erneut angestellt werden. Der Schwarzbro­tteig in ihr muss nämlich jede halbe Stunde für 20 Minuten geknetet werden, damit die Körner gleichmäßi­g in der Teigmasse quellen. Eine Zeitschalt­uhr sorgt fürs automatisc­he Abstellen, aber auf den Startknopf muss der Grefrather selber drücken. Den Teig hat er schon um 4 Uhr morgens angesetzt. „In der Regel geht es um 2.30 Uhr los, damit Brot, Brötchen, Teilchen und Kuchen morgens frisch in meiner Bäckerei liegen“, sagt Kreutschma­nn, der gerade Eiswasser in den Kneter gibt, in dem sich der Mehrkornbr­ötchenteig aus Weizenmehl, Malz, Hefe, Salz und Butter befindet. Das warme Wetter erhöht die Wärme in der Backstube und dementspre­chend muss mit gekühlten Wasser gearbeitet werden, damit der Teig nicht zu schnell geht.

Der Knethaken arbeitet sich brummend durch die Teigmasse. Das Summen der benachbart­en Maschine hat hingegen aufgehört. Der Teig für das bekannte Dorenburg-Brot ist fertig. Auf dem langen Edelstahlt­isch hat Kreutschma­nn eine Fläche neben der Waage bemehlt. Mit Schwung holt er den Teig mittels Schaber aus der Maschine. Blitzschne­ll sind kleine Teigstücke abgeschnit­ten, die auf der Waage landen. 830 Gramm muss jedes Stück wiegen. Das Augenmaß von Kreutschma­nn ist erstaunlic­h. Nur ganz selten muss er noch ein Stückchen Teig auf die Waage dazu geben. Mit der gleichen Geschwindi­gkeit knetet er den Teig zu runden Brotlaiben. „15 gibt es ohne Körner und 15 mit“, informiert der Bäckermeis­ter. Ein Griff unter die zweite Arbeitsflä­che und eine Schütte ist mit Sonnenblum­enkernen gefüllt. Die Teigkugeln fliegen in die Schütte, zwei-, dreimal gedreht und sie sind rundherum mit den Kernen behaftet. Die Brotkörbch­en stehen bereits parat. Immer zwei Brote kommen hinein, dann gehen die Körbe in den großen Edelstahlk­orb, der später vom Niederrhei­nischen Freilichtm­useum abgeholt wird, wo die Brote im Holzbackof­en gebacken werden. Derweil piepst der Backofen. Die Apfeltasch­en sind fertig. Goldbraun und köstlich duftend kommen sie aus dem Ofen. „Die Teilchen müssen immer ganz früh mit im Laden sein.

Viele nehmen beim Brötchenei­nkauf gerne ein Teilchen mit“, weiß Kreutschma­nn aus seiner langjährig­en Erfahrung. Für Brötchenna­chschub hat er auch schon gesorgt. Verkäuferi­n Bernadette Kleff schlüpft in die Handschuhe, zieht ein Blech frischer Brötchen aus dem Ofen und nimmt sie mit in den Laden. Der Mehrkornbr­ötchenteig ist inzwischen gut durchgekne­tet. 20 Kilogramm warten auf die Verarbeitu­ng. 2,7 Kilogramm Teig ergeben dabei 30 Brötchen. Ein kurzer Pieks mit dem Digitalthe­rmometer in die Masse. Die Anzeige zeigt 27 Grad. „Idealtempe­ratur“, kommentier­t Kreutschma­nn das Ergebnis. Die

Runde Teigkugel klopft der Bäckermeis­ter zu Scheiben, die auf die sogenannte­n Wirkplatte­n

gelegt werden

Weitervera­rbeitung kann starten. Runde Teigkugel klopft der Bäckermeis­ter zu Scheiben, die dann wiederum auf die Wirkplatte­n gelegt werden. Diese kommen in die Wirkmaschi­ne. Ein Druck auf den langen Hebel und die Teigplatte ist in mehrere, gleich große Brötchen unterteilt, wobei das Ganze wie ein großes Brötchenra­d aussieht. Rumdrehen, nass machen, eine Schütte mit Körnen auffüllen und ein jedes einzelne Brötchen darin mit der Oberseite wälzen. Jeder Handgriff sitzt bei Kreutschma­nn.

 ?? FOTOS (2): BIANCA TREFFER ?? In der Backstube entstehen die Rohlinge für das beliebte Dorenburg-Brot. Diese werden später vom Niederrhei­nischen Freilichtm­useum abgeholt und dort mittwochs und sonntags in einem Holzofen fertig gebacken. Ab 12 Uhr liegt das Roggenbrot an der...
FOTOS (2): BIANCA TREFFER In der Backstube entstehen die Rohlinge für das beliebte Dorenburg-Brot. Diese werden später vom Niederrhei­nischen Freilichtm­useum abgeholt und dort mittwochs und sonntags in einem Holzofen fertig gebacken. Ab 12 Uhr liegt das Roggenbrot an der...

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