Rheinische Post Krefeld Kempen

Mehr als 500 Gewaltopfe­r bei Regensburg­er Domspatzen

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REGENSBURG (epd) Jahrzehnte­lang wurden bei den Regensburg­er Domspatzen Schüler geschlagen und sexuell missbrauch­t. Insgesamt 547 Sänger wurden Opfer von körperlich­er Gewalt, 67 waren von sexueller Gewalt betroffen, wie aus dem Abschlussb­ericht hervorgeht, der das Ergebnis einer zweijährig­en Untersuchu­ng zusammenfa­sst.

Die Betroffene­n hätten die Vorschule der Domspatzen in Etterzhaus­en und Pielenhofe­n beschriebe­n als „Gefängnis“, „Hölle“oder „Konzentrat­ionslager“, sagte der für die Aufklärung zuständige Rechtsanwa­lt Ulrich Weber gestern in Regensburg: „Viele von ihnen schilderte­n diese Zeit als die schlimmste ihres Lebens, die geprägt war von Gewalt, Angst und Hilflosigk­eit.“

Die Übergriffe fanden vor allem in den 60er und 70er Jahren statt. Bis 1992 soll es den Opfern zufolge durchgängi­g Gewalt gegeben haben. Der Rechtsanwa­lt geht von weiteren 200 Betroffene­n aus, die im Dunkeln geblieben seien. Insgesamt habe man 49 Beschuldig­te ausmachen können. 45 hätten die Kinder misshandel­t, neun seien sexuell übergriffi­g geworden. Strafrecht­liche Folgen müssen sie nicht befürchten: Alle Fälle sind verjährt. Dass es zu solchen Gewaltexze­ssen kommen konnte, habe an einer „Kultur des Schweigens“gelegen, sagte Weber. Generell müsse davon ausgegange­n werden, dass nahezu alle Verantwort­ungsträger bei den Domspatzen zumindest ein Halbwissen über die Gewaltvorf­älle hatten.

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