Rheinische Post Krefeld Kempen

Anlegersch­ützer rüffeln Dax-Konzerne

- VON BRIGITTE SCHOLTES

Sieben Unternehme­n sind mit ihren Prognosen für Aktionäre nur wenig transparen­t. Das bemängelt die Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz. Lichtblick­e sind Fresenius und die Telekom. Auch Bayer erntet Lob.

FRANKFURT Die Dax-Konzerne sollten eigentlich für die kleineren Firmen ein Vorbild an Transparen­z sein. Das sind sie aber leider nicht immer, bemängelt die Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). Allerdings gibt es eine positive Entwicklun­g: Nur noch sieben der 30 Dax-Unternehme­n seien wenig transparen­t, heißt es in einer Studie, die sie zum sechsten Mal zusammen mit der Beratungsg­esellschaf­t Kirchhoff Consult erstellt hat.

Als „niedrig transparen­t“stuft sie Beiersdorf, Commerzban­k, Daimler, Deutsche Bank, Heidelberg­Cement, Lufthansa und Merck ein. Dafür hat der Chemiekonz­ern BASF es in die Spitzengru­ppe von jetzt zwölf Unternehme­n mit hoher Transparen­z geschafft. In der finden sich auch wie im Vorjahr Allianz, Bayer, Continenta­l, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Fresenius, Linde, Munich Re, Siemens, Thyssenkru­pp und Volkswagen.

Die Anleger könnten wichtige Informatio­nen aus den Prognosebe­richten der Gesellscha­ften ziehen, die ihnen bei ihrer Investitio­n helfen, glaubt die DSW. „Die Unternehme­n werden vom Markt besser bewertet, wenn der sich auf die Prognosen verlassen kann“, erläutert Ulrich Hocker, Präsident der DSW. Wenn man absehe von nicht planbaren externen Ereignisse­n, dann seien deutliche Unter- und Überschrei­tungen der Planzahlen ein Zeichen für Schwierigk­eiten des Management­s, die Entwicklun­g des Marktes korrekt zu bewerten, sagt Hocker. Der Vorstand fahre dann auf Sicht: „Was im Klartext nichts anderes bedeutet als dass er quasi blind unterwegs ist.“

Selbst wenn es in manchen Branchen schwierig sei, Vorhersage­n zu treffen, könnten die Manager zumindest begründen, warum das so sei, meint Klaus Rainer Kirchhoff, Vor- standschef von Kirchhoff Consult. Er hat zwar Verständni­s dafür, dass die Banken aktuell schlecht Vorhersage­n treffen können, weil ihr Umfeld stark im Umbruch sei. Doch weil die Manager ihre Parameter nicht näher erklärten, schneiden sie in der Studie schlecht ab. Aktionäre von Baukonzern­en seien wahrschein­lich zufrieden, wenn sie erführen, dass in einem Bauunterne­hmen der „Break Even“, also ein ausgeglich­enes Geschäftse­rgebnis meist erst Anfang November erreicht sei. Wenn dann die Witterung bis zum Jahresende die Bautätigke­it erlaube, seien gute Gewinne möglich. Wenn ein Anleger das nicht wisse, komme er zu falschen Rückschlüs­sen.

Auch die deutliche Unter- oder Überschrei­tung der Planzahlen sieht die DSW als ein Zeichen für die Schwierigk­eiten des Management­s, die Entwicklun­g von Markt und Unternehme­n richtig einzuschät­zen. Wenn die Vorstände dann nur mit Beschreibu­ngen wie „geringfügi­g, leicht, erheblich, stark“arbeiteten, diene das nicht der Transparen­z. Ähnlich schlecht schneiden Unternehme­n ab, die eine Spanne nennen. „Zehn bis 20 Prozent lassen wir durchgehen, alles, was darüber hinaus geht, jedoch nicht“, sagte Kirchhoff.

Als erstes hat der Medizin-Konzern Fresenius SE alle Anforderun­gen an eine transparen­te Berichters­tattung erfüllt. Auch die Deutsche Telekom sei vorbildlic­h in ihrer Berichters­tattung, hieß es.

Der Umfang der Berichte ist dabei kein Indiz für die Transparen­z und Qualität der Prognose. Die beiden mit zehn Seiten zweitlängs­ten Prognosebe­richte, die der Deutschen Bank und von Heidelberg­Cement, fielen ebenso in die Kategorie „niedrige Transparen­z“wie der mit zwei Seiten kürzeste von Beiersdorf. Bayer wiederum berichtet zwar auch knapp auf drei Seiten, aber die relevanten Informatio­nen seien alle enthalten, lobt Kirchhoff. Positiv wertet er auch die übersichtl­iche, klare Strukturie­rung des Textes.

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