Rheinische Post Krefeld Kempen
INTERVIEW HANNES AMETSREITER UND UWE NICKL „Glasfaser für 5000 Düsseldorfer Firmen“
In 19 Gewerbegebieten der NRW-Landeshauptstadt können Firmen bald superschnelle Glasfaseranschlüsse buchen. Dies kündigen Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter und der Chef der Deutschen Glasfaser, Uwe Nickl, an. Sie haben weitere Pläne.
DÜSSELDORF Anfangs erzählen Hannes Ametsreiter und Uwe Nickl, wohin es in Urlaub geht: Nickl fährt mit Familie an den Starnberger See. Ametsreiter fliegt mit Frau und Kindern nach San Francisco: „Das Silicon Valley fasziniert mich. Mehr von dieser Aufbruchstimmung wünsche ich mir für Deutschland.“ Herr Ametsreiter, Vodafone ist wichtigster Herausforderer der Telekom. Warum tun Sie sich dann mit der kleinen Deutschen Glasfaser zusammen, um in Düsseldorf Gewerbegebiete zu erschließen? AMETSREITER Wir tun uns zu dritt zusammen: die Landeshauptstadt Düsseldorf, die den Ausbau erst möglich macht. Die Deutsche Glasfaser, die in Deutschland der größte und schnellste Motor für den Glasfaserausbau ist. Und wir, die die Hochleistungs-Netze betreiben und als starke Marke anbieten. So wollen wir in 19 Ausbaugebieten bis zu 5000 Firmen gigabitschnell machen. Als Baumeister der Gigabit Gesellschaft – auch in Düsseldorf. Sind Tarife ab 299 Euro im Monat nicht viel zu teuer? AMETSREITER Erstens handelt es sich um ein hochleistungsfähiges Businessprodukt, das Geschwindigkeiten von 100 bis zu 1000 Megabit im Up- und Download symmetrisch möglich macht. Zweitens bekommen Unternehmen solche Produkte meist erst ab Preisen von über 1 000 Euro – sofern es sie überhaupt gibt. Drittens geht es um einen extrem wichtigen Schritt für viele Unternehmen. Nur mit sehr schnellem Netzzugang sind sie auf Dauer wettbewerbsfähig. Ob der Bauzeichner seinen Entwurf hochladen will, ob ein Mediziner die Patienten online betreut – sie brauchen sehr leistungsfähige Anschlüsse. Herr Nickl, warum vermarkten Sie die Anschlüsse als Deutsche Glasfaser nicht einfach selbst? NICKL Das schnelle Verlegen der Leitungen ist tatsächlich unser Spezialwissen. Wir haben unser Netz bereits an 200.000 Grundstücke priva- ter Häuser gelegt sowie 2000 Unternehmen unter Vertrag. Für weiteres Wachstum setzen wir nun auch auf Kooperationen: Vodafone als Weltmarke ist dabei ein guter Partner. Ist Düsseldorf nur der Anfang? NICKL Wir sehen das Düsseldorfer Projekt als richtungsweisend an. Wenn es wie zu erwarten erfolgreich ist, dann trauen wir uns zu, bundesweit sehr viele weitere Gewerbeparks gemeinsam mit Vodafone an Glasfaser anzuschließen, Kooperationen mit weiteren Marktteilnehmern schließen wir nicht aus. Und was meint Vodafone? AMETSREITER Düsseldorf ist unsere Heimat. Hier sind wir groß gewor- den. Deshalb investieren wir hier mit der Deutschen Glasfaser einen substanziellen Millionenbetrag, damit Tausende Unternehmen fit für die Zukunft werden. Die Fantasie für weitere Projekte haben wir. Immerhin gibt es in Deutschland über 30.000 größere und kleinere Gewerbegebiete, die bisher häufig überhaupt keinen schnellen Internetzugang haben. Da bieten sich viele weitere Projekte an. Brauchen wir eine andere Förderpolitik, damit auch Privathaushalte per Glasfaser ins Internet gehen? NICKL Es macht jedenfalls keinen Sinn, weiter die Aufrüstung der DSLNetze zu unterstützen. Glasfaser ist auf Dauer unverzichtbar. Die Telekom wäre bereit, ein bundesweites Glasfasernetz zu bauen, wenn sie nicht mehr reguliert würde. Gut? AMETSREITER Nein, das wäre die Rückkehr zum Monopol. Stattdessen sollte der Ex-Monopolist seine gesamte – teilweise sogar ungenutzte – Infrastruktur zur Nutzung freigeben. Dann können dort gegen eine marktübliche Gebühr schnell und billig Glasfaserstränge durchgezogen werden. Das wäre smart und könnte viel Fördergeld ersparen. Und davon würden letztlich alle profitieren. Wir sitzen auf einer digitalen Ölquelle, wir müssen sie nur intelligent nutzen. DAS GESPRÄCH FÜHRTE REINHARD KOWALEWSKY.