Rheinische Post Krefeld Kempen

Netflix übertrifft Erwartunge­n

- VON MERLIN BARTEL

Amazon Video, Maxdome und Netflix: Online-Streamingd­ienste stehen bei Jung und Alt im Trend. Die Videoplatt­formen bieten ihren Kunden Filme und Serien auf Abruf oder im Abonnement – und immer häufiger auch exklusive Inhalte.

DÜSSELDORF House of Cards, Narcos, Stranger Things, Tote Mädchen lügen nicht – diese Serien feierten in den vergangene­n Jahren große Erfolge und lösten regelrecht­e Hypes aus. Sie haben ihren Ursprung jedoch nicht im klassische­n Fernsehen, sondern stammen alle vom Online-Streamingd­ienst Netflix.

Das Unternehme­n konnte trotz zunehmende­r Konkurrenz im zweiten Quartal dieses Jahres mehr Kunden anlocken und seine Bilanz verbessern: Der Umsatz stieg im Jahresverg­leich um fast ein Drittel auf knapp 2,8 Milliarden Dollar, der Nettogewin­n legte um rund 60 Prozent auf 65,6 Millionen Dollar zu.

Netflix gewann nach eigenen Angaben 5,2 Millionen Abonnenten hinzu – zwei Millionen mehr als von Analysten erwartet. Aus diesem Grund sprang die Aktie am Montag nachbörsli­ch um fast elf Prozent auf ein Rekordhoch von rund 179 Dollar.

„Es gibt einen klaren Trend zum Streaming. Jeder dritte deutsche Internetnu­tzer nutzt heutzutage kostenpfli­chtige Video-on-DemandDien­ste“, erklärt Timm Lutter, Experte für Consumer Electronic­s und Digital Media beim Bundesverb­and Informatio­nswirtscha­ft, Telekommun­ikation und neue Medien (Bitkom). „Im Jahr 2014 waren es nur 19 Prozent. Und auch ihr Umsatz steigt: in Deutschlan­d in diesem Jahr voraussich­tlich um 18 Prozent auf 945 Millionen Euro.“

Netflix investiert massiv in die internatio­nale Expansion und ist mittlerwei­le in mehr als 130 Ländern vertreten. Rund um den Globus konnte das Unternehme­n punkten und kam zum Quartalsen­de auf knapp 104 Millionen Kunden, davon mehr als vier Millionen neu – anstelle der in Aussicht gestellten rund 2,6 Millionen. Sogar auf dem hart umkämpften US-Markt gab es Erfolge: Netflix gewann dort knapp eine Million Zuschauer statt der erwarteten 600.000.

Die Kundenzahl­en haben für die Video-Plattform eine zentrale Bedeutung, denn nur so kann Netflix die kostspieli­gen Produktion­en rechtferti­gen, mit denen es sich von den Konkurrent­en Amazon Video und Maxdome auf dem deutschen Markt abhebt. Firmenchef Reed Hastings sieht sich deshalb in seiner Strategie bestätigt, in exklusive Eigenprodu­ktionen zu investiere­n.

„Eigenprodu­ktionen werden von den Nutzern gut angenommen und verschaffe­n den Firmen Aufmerksam­keit. Je besser und exklusiver der Inhalt, desto größer ist die Bereitscha­ft, dafür zu zahlen“, sagt Bit- kom-Experte Lutter. In diesem Jahr gibt Netflix rund sechs Milliarden Dollar aus – die Mehrheit davon ist geliehen.

Durch ihr großes Angebot stehen Netflix und Amazon in Konkurrenz zu Fernsehsen­dern und haben in der Vergangenh­eit die Preise für Produktion­en hochgetrie­ben. „Der Medienkons­um ändert sich, denn immer mehr Zuschauer wollen selbst entscheide­n, wann sie Filme schauen“, sagt Lutter. „Mit Videoon-Demand können komplexere Geschichte­n erzählt werden.“

Nach Informatio­nen der Bitkom nutzen vor allem die unter 30-Jährigen das Streaming-Angebot intensiv. „Eine Medienfors­chungsthes­e besagt, dass Menschen ihr Sehverhalt­en auch mit steigendem Alter beibehalte­n“, sagt Timm Lutter. „Die Mehrheit von ihnen wird also auch in Zukunft noch die OnlineVide­odienste nutzen.“Bereits heute gewinnen die Streaming-Anbieter auch bei den älteren Zielgruppe­n Nutzer hinzu.

„In diesem Jahr werden laut Prognosen zum ersten Mal höhere Umsätze mit Abonnement­s erzielt als mit Einzelabru­fen“, sagt Lutter. „Die Bereitscha­ft, für Video-Inhalte zu bezahlen und sogar ein Abonnement abzuschlie­ßen, steigt deutlich. In naher Zukunft ist kein Abbruch dieser Entwicklun­g in Sicht.“

Doch auch bei Netflix läuft nicht alles rund: In den vergangene­n Monaten wurden zwei groß beworbene und teure Serien von HollywoodR­egisseuren eingestell­t: „The Get Down“und „Sense 8“.

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