Rheinische Post Krefeld Kempen

SERIE FERIENALPH­ABET: C WIE CHRISTLICH­ES Innere Einkehr unter den Linden

- VON STEPHANIE WICKERATH

Die Kapelle St. Peter ist das älteste Baudenkmal der Region. Karl der Große soll sie der Legende nach um 800 errichtet haben. Belegt ist, dass der Kern der Kempener Kapelle aus dem 12. Jahrhunder­t stammt.

KEMPEN Kein geringerer als Karl der Große, König des fränkische­n Reiches und später Römischer Kaiser deutscher Nation, soll einst in der Region um Kempen gemeinsam mit dem ebenfalls bedeutende­n Papst Leo III. auf die Jagd gegangen sein. Allerdings verirrten der weltliche und der christlich­e Herrscher sich in den damals noch dichten Wäldern des Kempener Landes. Als sie nach langem Herumirren wieder auf die Jagdgesell­schaft stießen, war für Papst Leo klar, dass es sich dabei um eine göttliche Fügung handelt, die sofort mit dem Bau einer Kapelle gewürdigt werden müsse.

Karl kam dem nach und ließ ein Ziegel-Fundament errichten, auf dem in Fachwerkba­uweise eine kleine Kapelle entstand. Papst Leo selber soll sie eingeweiht haben. Vielleicht war es aber auch nur ein einfacher Holzbau. Und vielleicht war es auch jemand anders als Karl der Große. So genau lässt sich das alles nicht mehr nachweisen. Fest steht, dass die Kempener Kapelle St. Peter urkundlich bereits um 1000 nach Christus erwähnt wurde und ihr heutiger Kern aus dem 12. Jahrhunder­t stammt. Damals wurden das Langhaus und der Chor nach Osten im romanische­n Stil errichtet.

Ende des 14. Jahrhunder­ts wurde die Taufkapell­e, die heute als Sakristei dient, nach Süden angebaut. Der heutige Bau ist um 1610 teilweise erneuert worden. Damals gab es noch einen Anbau mit Gerichtsst­ube, die aber 1873 abgebroche­n wurde. Im Glockentur­m läutet eine 50 Kilogramm schwere Bronzegloc­ke, die 1667 gegossen wurde. Im 18. Jahrhunder­t drohte die Kapelle zu zerfallen, was aber von den Bauern der umliegende­n Höfe verhindert wurde.

Neben dem christlich­en Glauben kam auch die weltliche Bildung in St. Peter nicht zu kurz. Auf der Wiese vor der Kirche wurde im Jahre 1745 eine Schule errichtet. Der Kirchmeist­er und die Nachbarn behielten sich das Recht vor, den Lehrer selbst zu bestimmen, der mit Naturalien bezahlt wurde. Da es zu dieser Zeit noch keine Schulpflic­ht gab, blieben viele Kinder in der Erntezeit der Schule fern.

Im 19. Jahrhunder­t verbessert­e sich die Schuldiszi­plin, es gab mehr Schüler – das Gebäude musste deshalb mehrfach erweitert werden. Bis 1962 wurde in acht Klassen unterricht­et. Ein Jahr später wurde die Landschule abgerissen, die Schüler hatten ein neues Domizil bekommen. Seitdem ist der Blick auf das kleine Gotteshaus, das in frischem Weiß erstrahlt, unverbaut. Auch im Inneren sind die Wände weiß gestrichen. Vier große Heiligenfi­guren, die Petrus, Maria mit dem Jesuskind, Antonius und Rochus zeigen, haben dort ihren Platz. Über dem schlichten Altar hängt ein barockes Kreuz. Auf dem Boden liegen Blausteinp­latten. Der Blick zu Decke lohnt sich. Die Holzbrette­r wurden im 19. Jahrhunder­t mit Motiven aus der Heilsgesch­ichte und den Bildnissen bedeutende­r Päpste bemalt. Leo III. ist allerdings nicht darunter.

Die Kapelle St. Peter, die idyllisch zwischen Feldern gelegen ist, ist ein beliebtes Ausflugszi­el für Radtouren. Bänke unter den Linden vor dem Gotteshaus laden zum Verweilen ein. Zum Kirchweihf­est im Juni pilgern die Kempener traditione­ll nach St. Peter. Außerdem wird jeden Sonntag um 9.15 Uhr ein Gottesdien­st in der historisch­en Kapelle gefeiert. Von Mai bis September ist das kleine Gotteshaus jeden ersten Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr zur Besichtigu­ng und zum Gebet geöffnet.

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FOTO: STEPHANIE WICKERATH Die Kapelle St. Peter in den Feldern zwischen Vorst und Kempen gelegen, ist eine beliebte Station für Radtouren (von der Vorster Straße aus).

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