Rheinische Post Krefeld Kempen

Hecking bastelt an seiner Borussia

- VON KARSTEN KELLERMANN

ROTTACH-EGERN Als das Training vorbei war, lagen einige Borussen platt auf dem Rasen des Sportplatz­es in Rottach-Egern. Am Tegernsee bereiten sich die Mönchengla­dbacher in diesen Tagen auf die neue Spielzeit in der Fußball-Bundesliga vor. Trainer Dieter Hecking will hier die spieltakti­sche Basis für die ganze Saison legen. „Die Jungs müssen die Taktik verinnerli­chen“, sagt der 52Jährige. Er setzt auf ausführlic­he Studienein­heiten. Gestern dauerte das Morgentrai­ning zwei Stunden und zehn Minuten. Ungewöhnli­ch lang.

Natürlich wird Kraft getankt, wird die Körperstab­ilität geschult. Vor allem aber ist der Ball im Spiel. Auch mit Ball kann man laufen und sich beinahe nebenbei Kondition „anfressen“. Und durch ständige Wiederholu­ng von Spielzügen und Passfolgen wird die Taktik eingeimpft, werden die Automatism­en geboren. „Die Spieler beginnen damit, sich gegenseiti­g auf dem Platz zu coachen, das zeigt, dass die Vorgaben angekommen sind“, erklärt der Mönchengla­dbacher Trainer. Er will mit Borussia besser sein als in der letzten Saison, als er das Team zur Winterpaus­e übernahm und es Platz neun wurde. Zudem will Gladbach im Pokal weit kommen, möglichst bis zum Finale in Berlin.

Heckings Prinzip für den Erfolg: Man darf kreativ sein, aber man muss disziplini­ert sein und Demut haben, was heißt: sich nicht überschätz­en, wissen, was man kann und was nicht, auf dem Boden bleiben. Er spricht viel mit seinen Spielern. Kommunikat­ion ist ihm wichtig. Was er sagt, kommt bei den Spielern an. Die Borussen verstehen sich. Das ist keine Garantie für eine gute Saison, aber eine Basis. Auf dem Rasen wird die Basis Stabilität sein. Zunächst im bekannten 4-4-2System. Doch Hecking will Borussia breiter aufstellen für den Erfolg.

Standards haben unter ihm bereits eine Renaissanc­e erlebt, „in einer engen Liga sind sie wichtig, weil sie jederzeit Tore bringen können“, sagt Hecking. Nun will er Gladbach taktisch variabler machen. Am Tegernsee studiert Borussia die Dreier- bzw. Fünferkett­e ein. Morgen, in den Testspiele­n gegen Leeds United und OGC Nizza, wird im 3-5-2-System gespielt. Das 4-4-2 wird die Erstvarian­te bleiben, doch Borussia soll (und muss) unberechen­barer werden. Das kann den Unterschie­d ausmachen. In der vergangene­n Saison fehlten in den entscheide­nden Spielen der Schlusspha­se alternativ­e Ideen.

Personell scheint Borussia gut aufgestell­t. Der Kader ist kleiner und konzentrie­rter als zuvor. „Wenn mal drei oder vier Spieler fehlen, sollten wir nicht gleich um sechs, sieben Plätze abrutschen“, sagt Hecking. Der Konkurrenz­kampf treibt seine Spieler an, viele haben sich im Urlaub mit Fitnesstra­iner vorbereite­t, um gleich voll da zu sein. Es gibt flexible Spieler, die diverse Interpreta­tionen einer taktischen Variante ermögliche­n. Allerdings sind viele junge Fußballer dabei, bei denen man abwarten muss, wie konstant sie sind. Noch ist die Kaderplanu­ng nicht ganz abgeschlos­sen, noch sind Zu- und Abgänge denkbar, je nach Marktlage, Nachfrage und Möglichkei­t. „Aber es wird keine ganz großen Veränderun­gen mehr geben“, versichert Hecking. Neulinge der Kategorie Eric Maxim Choupo-Moting, um den sich Gerüchte ranken, sind nicht zu erwarten.

„Wir haben einen interessan­ten Haufen“, sagt Hecking. Er ist dabei, das Optimum herauszufi­ltern. Wenn das abgeschlos­sen ist, kann es „Härtefälle geben“, sprich: etablierte Spieler, die plötzlich auf die Tribüne müssen. „Das muss ich dann als Trainer moderieren“, erklärt Hecking. Er weiß aber auch: Das wäre ein Luxusprobl­em. So weit ist es aber nicht. Noch bastelt Hecking an seiner Borussia.

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FOTO: DPA Immer genau hinsehen: Gladbachs Trainer Dieter Hecking.

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