Rheinische Post Krefeld Kempen

Matthews erhöht Druck auf Kittel

- VON RUBEN STARK

Der australisc­he Sprinter liegt im Kampf um das Grüne Trikot der Tour de France nur noch 29 Punkte zurück.

ROMANS-SUR-ISÈRE (sid) Marcel Kittel rollte kopfschütt­elnd und mit riesigem Rückstand ins Ziel, John Degenkolb fühlte sich von Sieger Michael Matthews um den Erfolg gebracht, und André Greipel war erneut nur ein Schatten seiner selbst: Die deutschen Sprinter haben auf der 16. Etappe der 104. Tour de France eine Klatsche kassiert. Dabei war der zuletzt so erfolgsver­wöhnte Kittel der große Verlierer zum Auftakt der letzten Tour-Woche.

„Ich kann nicht sagen, dass ich allzu glücklich bin. So viele Punkte habe ich verloren – das war nicht unser Tag“, meinte Kittel, der in der

Marcel Kittel Hitze des Zentralmas­sivs abgehängt worden war. Matthews und sein deutsches Team Sunweb, das drei der vergangene­n vier Etappen gewonnen hat, bolzten vom Anfang an Tempo und wurden belohnt. Im Kampf um das Grüne Trikot liegt der Australier nur noch 29 Punkte hinter Kittel – vor dem Start waren es 79.

Allerdings war sein zweiter Etappensie­g nicht unumstritt­en. Degenkolb fühlte sich im Finale behindert. „Eigentlich liegt mir das Finish hier“, sagte der Geraer: „Aber Matthews zieht von links nach rechts und macht mir klar die Lücke zu.“Degenkolbs Trek-Team legte sofort Protest ein, der abgelehnt wurde.

Matthews (26), der sein Team für die stundenlan­ge harte Arbeit be- lohnte, hatte knapp vor dem Norweger Edvald Boasson Hagen triumphier­t. „Normalerwe­ise gewinne ich bei einer großen Rundfahrt vielleicht eine Etappe. Jetzt sind es zwei in vier Tagen, das muss ich erstmal realisiere­n“, sagte Matthews: „Als wir gemerkt haben, dass Kittel am ersten Anstieg abgehängt war, haben wir alles gegeben.“

Während Degenkolb nach sechs zweiten Plätzen und nun sieben weiteren Top-5-Platzierun­gen immer noch auf den ersten Erfolg bei der 104. Tour wartet, war Routinier Greipel diesmal chancenlos. Der gebürtige Rostocker hatte zwar im Finale Anschluss an die Besten, dann machten aber erneut die Beine nicht mit. Es wird wohl seine erste Tour ohne Etappensie­g.

Der Kampf um das Grüne Trikot wird ebenso spannend wie jener um Gelb. Matthews rückt Kittel immer mehr auf die Pelle. Während der fast 90 Kilogramm schwere Hüne aus Arnstadt um Anschluss kämpfte, blieb Sunweb über Stunden erbarmungs­los an der Spitze. Kittel fuhr samt Begleitern zeitweise rund sechs Minuten hinter dem Feld her, blieb zwar locker innerhalb des Zeitlimits, aber auch ohne Punkte.

Im Kampf um das Gesamtklas­sement tat sich nichts. Sky-Kapitän Christophe­r Froome kontrollie­rte das Rennen mit seinem Team im Hauptfeld. Der Brite geht mit 18 Sekunden Vorsprung auf den Italiener Fabio Aru und 23 Sekunden auf den Franzosen Romain Bardet in die heiße Schlusspha­se der Großen Schleife. Heute und morgen auf den beiden Alpen-Etappen ist Froome wohl gefordert. Heute warten zwei Berge der höchsten Kategorie, morgen endet die Etappe auf dem Col d’Izoard (2360 Meter).

„So viele Punkte habe ich verloren – das war nicht unser Tag“

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