Rheinische Post Krefeld Kempen
Kalenderblatt 19. Juli 1965
Eine Fahrt über die Alpen von Frankreich nach Italien konnte lange dauern. Manch einer plante für die Tour über steile Serpentinen und verschneite Pässe gleich mehrere Tage ein. Die Eröffnung des Mont-Blanc-Tunnels am 19. Juli 1965 war daher eine Sensation. Das Bauwerk, das sich tief unter der Erde durch die Alpen grub, war mit 11,6 Kilometern nicht nur der bis dahin längste Straßentunnel der Welt. Es verkürzte auch die Reise zwischen Städten wie Genf und Mailand auf wenige Stunden. Gerade einmal 15 Minuten dauert die Fahrt durch den Tunnel. Zwei Betreibergesellschaften waren für das Bauwerk verantwortlich, eine auf französischer (Foto) und eine auf italienischer Seite. Dieses System erwies sich 1999 als verhängnisvoll, als ein mit Mehl und Margarine beladener Lkw mitten im Tunnel in Brand geriet. Zu lange dauerte es, bis auf den Notruf reagiert wurde. Zudem waren die Brandschutzvorkehrungen im Tunnel veraltet. Die Brandkatastrophe im Mont-Blanc-Tunnel kostete 39 Menschen das Leben. Der Tunnelbetrieb wurde für drei Jahre lahmgelegt, erst 2002 konnte die Verbindung durch die Alpen wieder eröffnet werden. Die Sicherheitsvorkehrungen waren deutlich verbessert worden. Heute gibt es 37 moderne Brandschutzräume und 78 Brandschutznischen im Tunnel, 120 Kameras überwachen den Verkehr, und über das Belüftungssystem können giftige Dämpfe abgeleitet werden.