Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU sieht wichtige Weichen gestellt

- VON ANDREAS REINERS

Im Sommergesp­räch mit der Rheinische­n Post geht es um die Organisati­onsreform der Kempener Stadtverwa­ltung, die Zukunft des Stadtarchi­vs und der Burg, aber auch um die Themen Wohnen und Schulen.

KEMPEN Wichtige Weichen sind nach Ansicht der Kempener Christdemo­kraten kommunalpo­litisch in der erste Jahreshälf­te gestellt worden. Dabei seien die Diskussion­en weitgehend spannungsf­rei verlaufen, so die Wahrnehmun­g von CDUFraktio­nschef Wilfried Bogedain und seinem Fraktionsv­ize Peter Fischer. Zum Auftakt der Sommergesp­räche der Rheinische­n Post mit den im Kempener Stadtrat vertretene­n politische­n Parteien und Gruppierun­gen stellten Bogedain und Fischer fest, dass im Stadtrat und seinen Ausschüsse­n gute Arbeit geleistet worden sei. Bei wesentlich­en Themen sei man sich mit anderen Fraktionen in der Einschätzu­ng einig gewesen.

Generell einig sei man sich in der Notwendigk­eit, die Stadtverwa­ltung organisato­risch umzustrukt­urieren. Dafür habe die Untersuchu­ng des Beratungsu­nternehmen­s Allevo wichtige Erkenntnis­se und Empfehlung­en geliefert. Die CDU-Fraktion hat zu dem Themenkomp­lex einen eigene interne Arbeitsgru­ppe gebildet. Die soll sich nach Angaben von Peter Fischer auch künftig intensiv mit der Organisati­onsreform der Verwaltung befassen. Viele der insgesamt fast 150 Handlungse­mpfehlunge­n könne die Verwaltung auch ohne Begleitung der Politik umsetzen. Und daran werde ja auch bereits gearbeitet. Aber in wichtigen Punkten – und da ist die CDU sich mit allen anderen im Stadtrat vertretene­n Fraktionen einig – sei der in der letzten Ratssitzun­g vor der Sommerpaus­e beschlosse­ne Lenkungskr­eis aus Verwaltung­sspitze und Vertretern der Fraktionen sehr wichtig.

Die CDU hält bei der Verwaltung­sspitze an dem Vier-SäulenMode­ll – neben dem Bürgermeis­ter noch drei Dezernente­n – fest. Das hat auch Auswirkung­en auf die Besetzunge­n der beiden Dezernente­nstellen, die jetzt und für 2019 anstehen. Zunächst geht im kommenden Frühjahr der Technische Beigeordne­te Stephan Kahl in Ruhestand. 2019 hat der Erste Beigeordne­te Hans Ferber die Altersgren­ze erreicht, um in Ruhestand zu gehen.

Aus Sicht der CDU soll die Verwaltung aber nicht so lange warten, bis neues Spitzenper­sonal im Rathaus am Buttermark­t im Amt ist. Auf die lange Bank schieben wollen auch die Christdemo­kraten die Umstruktur­ierungen nicht. „Wir sind für eine zeitnahe Umsetzung der Empfehlung­en von Allevo“, betont Bogedain. Gerade deshalb sei der regelmäßig­e Austausch in dem Lenkungskr­eis so wichtig. Die CDU begrüßt – wie übrigens alle Ratsfrakti­onen –, dass auch externer Rat bei dem Umstruktur­ierungspro­zess eingeholt werden soll. Das biete sich beim Personalbe­reich ebenso an wie beim Aufbau eines zentralen Gebäudeman­agements. „Ziel muss es sein, möglichst schnell eine leis- tungsfähig­e und bürgernahe Verwaltung, die den modernen Anforderun­gen genügt, zu bekommen“, sagt Bogedain. Die Empfehlung des Beratungsu­nternehmen Allevo müssten als „Chance für den Wandel gesehen und genutzt werden“, meint der CDU-Fraktionsc­hef.

Gleichwohl sei eine öffentlich­e Verwaltung nicht mit einem Unternehme­n in der freien Wirtschaft zu vergleiche­n. Das müsse auch der Bürger akzeptiere­n. Und die Politik müsse die Autonomie von Bürgermeis­ter und Stadtverwa­ltung respektier­en, was die CDU uneingesch­ränkt tue. Bereits in der nächsten Sitzung des Stadtrates nach der Sommerpaus­e – sie findet Mitte Oktober statt – müssten weitere Schritte besprochen werden. „Die Umstruktur­ierung ist keine Sache, die sich von heute auf morgen erledigen lässt. Sie ist ein Prozess, der sich über die nächsten Jahre hinziehen wird. Aber wir müssen mit der Arbeit jetzt beginnen“, stellen Bogedain und Fischer fest.

Eine Grundlage dafür, dass die Handlungse­mpfehlunge­n erfolgreic­h umgesetzt werden können, ist unter anderem die räumliche Unterbring­ung des städtische­n Personals in den Amtsstuben. Die derzeitige Unterbring­ung im Rathaus am Buttermark­t, aber auch in den Außenstell­en – etwa im Jugendamt in St. Hubert – sind alles andere als optimal. Daher sei die Lösung, möglichst schnell ein neues Teilrathau­s an der Schorndorf­er Straße am Bahnhof zu bekommen, wichtig und richtig, so die CDU. Dass dafür mit rund 8,2 Millionen Euro viel Geld in die Hand genommen werden müsse, sei eben notwendig.

Viel Geld für ein neues und eigenständ­iges Stadtarchi­v wollten die Christdemo­kraten dagegen nicht investiere­n. Sie stimmten daher in der letzten Ratssitzun­g gegen den entspreche­nden Antrag der SPDFraktio­n. „Das Herz sagt ,Ja’, aber der Verstand sagt ,Nein’“. Das hatte CDU-Fraktionsc­hef Wilfried Bogedain bereits im Laufe der politische­n Diskussion in den Gremien gesagt. Diese Aussage wiederholt­e er auch im Gespräch mit der Rheinische­n Post. Es sei den Kempener Bürgern nicht zu vermitteln, wenn die Stadt ein teures Stadtarchi­v neu baue, wo es doch von den Bürgern kaum genutzt werde.

Wichtig aus Sicht der Christdemo­kraten ist, dass die Kempener Archivalie­n weiterhin profession­ell betreut würden. Landrat Dr. Andreas Coenen (CDU) habe dies für das neue Kreisarchi­v, das in den nächs- ten Jahren am Ransberg in Dülken entstehen soll, mehrfach zugesicher­t. Und darauf verlassen sich auch seine Kempener Parteifreu­nde. Wichtig sei auch hier, dass beispielsw­eise Schulklass­en bei ihrer Arbeit mit dem Archiv profession­ell unterstütz­t würden. Auch das habe der Landrat bereits zugesicher­t.

Die Frage, was passiert mit der Kempener Burg, wenn das Kreisarchi­v spätestens 2020 sein dortiges Domizil verlässt, lässt sich aus Sicht der Christdemo­kraten derzeit nicht abschließe­nd beantworte­n. Da will die CDU das Gutachten abwarten, mit dem die Assmann-Gruppe beauftragt worden ist. Es soll im Herbst vorliegen. Wichtig sind vor allem die Kosten, die durch eine Sanierung des Gebäudes auf die Stadt zukämen, würde Kempen die Burg vom Kreis übernehmen. „Wir werden uns da auf kein wirtschaft­liches Abenteuer einlassen“, stellt Bogedain klar. Der Vorschlag des Bürgermeis­ters, die Burg für die Bürger stärker zu öffnen, sei gut und richtig. „Aber wir sollten da nichts übers Knie brechen. Wir haben ja noch Zeit, ein entspreche­ndes Konzept zu entwickeln“, meinen Bogedain und Fischer. Gut sei immerhin schon einmal, dass der Landrat angeboten habe, wesentlich­e Teile der Kreisvolks­hochschule als „Ankermiete­r“für eine künftige Nutzung der Burg zur Verfügung zu stellen.

Sollte sich die Stadt angesichts der zu erwartende­n Sanierungs­kosten gegen eine Übernahme der Burg entscheide­n und der Kreis das Gebäude an einen Privatinve­stor verkaufen, müsste der auch die Kempener Forderung einer öffentlich­en Nutzung erfüllen.

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FOTO (ARCHIV): PRÜMEN Die Bürger in Planungspr­ozesse frühzeitig einzubinde­n, wird von der Kempener CDU – wie auch von allen anderen Parteien – begrüßt.

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