Rheinische Post Krefeld Kempen
Abschiebung: Die Betroffenheit ist groß
Die Familie Deda zeigt, was Integration heißt. Und doch soll sie nach Albanien zurückkehren. Noch gibt es aber Hoffnung.
GREFRATH Die Sorge steht Antigona und Albert Deda ins Gesicht geschrieben. Auch der zehnjährige Brendon weiß, was es bedeutet, während der sechsjährige Brajan und der einjährige Björn die Trag-
Dr. Karsten Maier weite dessen, was das amtliche Schreiben mit sich gebracht hat, noch nicht erfassen können. Am 25. Juli läuft das Bleiberecht für die fünfköpfige Familie aus Albanien aus. Sie müssen Grefrath, das zu ihrer Heimat geworden ist, verlassen. „Für uns ist das absolut unverständlich. Die Familie Deda lebt Integration und zeigt, wie es funktionieren kann. Sie sind seit zwei Jahren hier, sprechen Deutsch und sorgen dank Festanstellung selber für ihren Lebensunterhalt. Warum sollen solche Menschen abgeschoben werden? Wir setzten uns dafür ein, dass sie bei uns in Grefrath bleiben können“, sagt Irmgard Thimm, die über ihren ehrenamtlichen Einsatz in der Flüchtlingsarbeit die Dedas kennen gelernt hat.
Albert Deda spricht neben seiner Muttersprache fließend Englisch und Italienisch. Dazu kommt nun noch Deutsch. „Ich habe sowohl in Italien wie auch England mehrere Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet, dann bin ich nach Albanien zurückgekehrt, habe dort meine Frau kennengelernt und geheiratet“, erzählt der 40-Jährige, der in Albanien in einem Geschäft für Sportwetten und Lotto gearbeitet hat. Er kam mit der dort herrschenden Korruption nicht klar und wurde unter Druck gesetzt. Was letztendlich dazu führte, dass er sich im Jahr 2015 entschloss, mit seiner Frau und den beiden Kindern das Land zu verlassen.
Mit der großen Flüchtlingswelle kam die Familie in Unna-Massen an, wo sie Grefrath zugewiesen wurden. Für die gesamte Familie war von der ersten Sekunde an klar, dass Sprache der Schlüssel ist. Das Ehepaat nutzt das Angebot der Sprachkurse, während Brendon die Grefrather Grundschule besuchte und Brajan die Kita. Aufgrund seiner Sprachkompetenzen und Erfahrungen in der Gastronomie erhielt Albert Deda nach einem sechswöchigen Praktikum im Restaurant „Haus Bey“im Herbst vergangenen Jahres bereits eine Festanstellung. Zudem kam 2016 Sohn Björn zur Welt. Alle Familienmitglieder haben Anschluss gefunden und nehmen am Gemeindeleben teil. Die Dedas sind eine ganz normale Grefrather Familie.
Auch Karsten Maier kann die Abschiebung nicht nachvollziehen. Sein Sohn Moritz und Brendon gingen in die gleiche Grundschulklasse und sind beide an der Liebfrauenschule Mülhausen angemeldet. „Moritz sagte zu mir, dass es eine Katastrophe wäre, wenn Brendan gehen müsste. Er ist sein Freund. Diese Familie hat in zwei Jahren etwas geschafft, dass andere niemals hinkriegen. Warum muss eine völlig integrierte Familie das Land verlassen?“, fragt sich der Mediziner.
Zümran Zeytindali, einst selber aus der Türkei nach Deutschland
Zümran Zeytindali geflüchtet und mit den damit einhergehenden Problemen bestens vertraut, kennt die Familie Deda aufgrund ihres eigenen ehrenamtlichen Einsatzes im Bereich der Flüchtlingsarbeit und der Tatsache, dass Brendon in die Parallelklasse ihrer Tochter in der Grundschule ging. „Wir sind mehr als nur betroffen. Gerade habe ich für die Familie eine Wohnungsbesichtigung orga- nisiert, da sie gerne aus der Flüchtlingsunterkunft ausziehen möchte. Etwas, was aufgrund des eigenen Einkommens kein Problem mehr ist, und nun das“, sagt Zeytindali, die jetzt einen entsprechenden Antrag bei der Härtefallkommission gestellt hat. Der ebenfalls kontak- tierte CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer hat die entsprechenden Ansprechpartner genannt. Aus dem Büro des Grefrather Bürgermeisters Manfred Lommetz ist der Antrag per Fax auf den Weg gebracht worden. Zusammen mit Karin Rosenstengel hat Zeytindali eine Unterschriftenaktion gestartet, bei der innerhalb weniger Tage schon mehr als 300 Bürger unterschrieben haben. Sie alle setzen sich für das Bleiberecht der albanischen Familie ein. „Die Familie Deda gehört zu unserer Gemeinde und darf nicht ausgewiesen werden“, bringen es Zeytindali, Thimm und Maier auf den Punkt.
Unter www.openpetition.de/petition/online/familie-deda-gehoert-zur-unsere-gemeinde-grefrathund-darf-nicht-ausgewiesen-werden kann die Petition für die Familie Deda unterschrieben werden.
„Diese Familie hat in zwei Jahren etwas geschafft, dass andere
nicht hinkriegen“ „Gerade habe ich für
die Familie eine Wohnungsbesichtigung
organisiert“