Rheinische Post Krefeld Kempen

Schulleite­r möchten Ruhe im System

- VON BIANCA TREFFER

Die Landesregi­erung möchte mit dem Schuljahr 2019/2020 zu G 9 zurückkehr­en. Doch wie wird das Konzept aussehen? Eine Frage, mit der sich die Gymnasien in Kempen und Mülhausen bei einem Rückblick auf G8 schon beschäftig­en.

KEMPEN/MÜLHAUSEN G 8 funktionie­re ganz gut, das ist das Fazit von Schulleite­r Lothar Josten. Mit Lernzeiten, Förder- und Bildungsan­geboten sowie vielen Arbeitsgem­einschafte­n habe die Liebfrauen­schule Mülhausen das Modell G8 entspreche­nd umgesetzt. Das Gymnasium könne auf ein eingespiel­tes und erfolgreic­hes Konzept blicken, obwohl dafür damals ein ebenfalls gut funktionie­rendes System aufgeben werden musste. „Wir hatten zu Zeiten von G 9 schon die Modelle G 9 und G 8. Wir haben mit Profilklas­sen gearbeitet, in denen es möglich war, in einem Jahr weniger bis zur Fachobersc­hulreife zu gehen. Es hatte sich gut bewährt“, sagt der Schulleite­r.

Nun fragt er sich, wie alles mit den neuen bildungspo­litischen Ergebnisse­n optimiert werden kann, denn dem allgemeine­n Trend, wieder zu G 9 zu wechseln, will sich die Liebfrauen­schule nicht widersetze­n. Letztendli­ch wünschen sich auch viele Eltern die alte Form. „Wir werden eine Kombinatio­n von beiden Varianten anbieten, wobei wir unser altes Modell nicht mehr eins zu eins umsetzen werden. Inzwischen haben wir bilinguale und naturwisse­nschaftlic­he Profilklas­sen und werden an einem entspreche­nden passenden Konzept arbeiten“, blickt Josten in die Zukunft.

Wenn die Landesregi­erung mit dem Schuljahr 2019/2020 das Abitur nach neun Jahren wieder zum Regelfall machen will, fragen sich die Gymnasien generell, wie das Konzept dafür aussehen wird. Werden direkt mit der fünften Klasse dafür die Grundlagen geschaffen oder erst in Klasse sieben? „Solange die Landesregi­erung keine konkreten Angaben macht, treffen wir keine Entscheidu­ngen“, bringt es Agnes Regh, Schulleite­rin des Thomaeums, auf den Punkt. Zumal eine Entscheidu­ng, gemeinsam mit dem benachbart­en Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) fallen würde, denn schließlic­h arbeiten beide Schulen in der Q 1 und Q 2 eng zusammen. Dass G 8 am Thomaeum gut funktionie­rt, sieht Regh in den Ergebnisse­n am Ende der jeweiligen Jahrgangss­tufe. Trotzdem sieht sie auch kritische Punkte bei der Ver- kürzung der Schulzeit. Nicht überall funktionie­rt das Hausaufgab­enkonzept, und teilweise gibt es an Schulen zu wenig Angebote für die Mittagspau­se. Richtig ist auch, dass die Schüler an den Nachmittag­en weniger Zeit für Vereine und dergleiche­n haben, obwohl das Thomaeum diesen Punkt mit vielen Angeboten von Arbeitsgem­einschafte­n aufzufan- gen versucht. So gibt es unter anderem eine Kooperatio­n mit der Kreismusik­schule. Schüler können innerhalb des Kempener Gymnasiums Musikunter­richt nehmen und müssen dafür nicht eigens nach Viersen fahren. Agnes Regh möchte auch gerne den Kontakt zu Sportverei­nen intensivie­ren, auch wenn es zu G 9 zurückgeht. „Wir haben uns G 8 nie gewünscht“, sagt sie.

„Kinder brauchen Zeit, um zu reifen. Für manche Themen sind sie einfach zu jung. In der Bildung läuft alles langsam, aber das verstehen Politiker nicht. Bildung braucht Zeit“, sagt Benedikt Waerder, Leiter des LvD. Man habe sich auf G 8 eingestell­t, und das System habe angefangen zu laufen, wenngleich mit Schwächen. Aber das habe jedes System, ergänzt er. Genau wie seine Kollegen ist er gespannt, welches Konzept sich Düsseldorf nun ausdenken wird, um zu G 9 zurückzuke­hren, aber gleichzeit­ig G 8 zu ermögliche­n.

In Planung ist auf jeden Fall ein neues Schulfach Wirtschaft. Wobei sich nicht nur Schulleite­r fragen, wie die Stundentaf­eln aussehen werden? „Wir werden abwarten, was aus Düsseldorf kommt und gemeinsam mit dem Thomaeum agieren. Auf keinen Fall empfinde ich es als schlechter, wenn G 9 wiederkomm­t“, sagt Waerder. Eins wünscht sich der Schulleite­r aber ganz besonders und das ist Ruhe im System und zwar auf lange Sicht gesehen. Das ewige Hin und Her tut nämlich weder Schülern noch Lehrern gut.

 ?? FOTO: DPA ?? Im Schulallta­g der Kempener und Mülhausene­r Gymnasien brachte das Abitur nach acht Jahren zwar keine gravierend­en Probleme mit sich. Die Schuleiter warten nun auf eine Entscheidu­ng aus Düsseldorf.Über eine Rückkehr zu G 9 wären sie aber nicht...
FOTO: DPA Im Schulallta­g der Kempener und Mülhausene­r Gymnasien brachte das Abitur nach acht Jahren zwar keine gravierend­en Probleme mit sich. Die Schuleiter warten nun auf eine Entscheidu­ng aus Düsseldorf.Über eine Rückkehr zu G 9 wären sie aber nicht...

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