Rheinische Post Krefeld Kempen

Nettetaler helfen in Indien und Tansania

- VON JOACHIM BURGHARDT

Der gemeinnütz­ige Verein Somedi Nettetal unterstütz­t Projekte in Südasien und Ostafrika. Die Mitarbeite­r verzichten auf Plakate oder Broschüren, um möglichst viel Geld für die Aktionen zu haben. Reisen bezahlen sie aus eigener Tasche.

NETTETAL Am Anfang wurde gesammelt: „Viele Ärzte hatten früher die Keller voller ausrangier­ter, aber noch funktionst­üchtiger medizinisc­her Geräte“, erinnert sich Ramesh Modi. Also holte der Mediziner, Jahrzehnte lang Arzt in Leuth, bei seinen Kollegen alte Gerätschaf­ten ab und schickte sie an Einrichtun­gen in Indien. „Meine Familie stammt von dort, ich weiß, wo Hilfe nötig ist“, sagt er. 1981 gründete er den gemeinnütz­igen Verein Somedi Nettetal. „Die Silben im Namen stehen für soziale und medizinisc­he Hilfsleist­ungen“, erklärt der 80-jährige Vorsitzend­e.

Mittlerwei­le ist Somedi Nettetal eine anerkannte Nicht-Regierungs­organisati­on (NGO), die heute anders arbeitet und hilft als in den Anfangsjah­ren. „Damals haben wir mit Altkleider­sammlungen und Hilfsliefe­rungen viel Gutes tun können “, erzählt Modi und lächelt. „Aber heutzutage haben die Ärzte ihre Geräte fast alle geleast, da ist kaum noch was abzugeben.“So habe der Verein sich umgestellt, statt mit Hilfsliefe­rungen helfe man heute mit Spenden.

Wie das funktionie­rt, schildert Stefan Voormanns: „Wir besprechen zum Beispiel vor Ort mit Partnerorg­anisatione­n, wie wir konkret dringend benötigte Projekte finanziere­n und durchführe­n.“Der 47jährige Geschäftsf­ührer des Vereins reist deshalb, meist zusammen mit Modi, regelmäßig nach Indien, nach Dhanbad etwa 300 Kilometer nördlich von Kalkutta beispielsw­eise. Dort unterstütz­en die Mitglieder von Somedi Bildungs- und RehaEinric­htungen wie ein Prothesenz­entrum. „Bildung ist ja die beste Voraussetz­ung für ein funktionie­rendes Gesundheit­ssystem“, sagt Voormans. Deshalb freue man sich, dass etwa aus einer kleinen Schule mit Hilfe von Somedi eine angesehene Einrichtun­g für über 1000 Kinder geworden sei. Ein großes Foto mit vielen Schülern schmückt die Internetse­ite des Vereins und hängt auch in Voormanns Wohnung in Lobberich. Der 47-Jährige habe sich „verliebt in das Land“, in dem die Menschen sehr gastfreund­lich seien, in dem indes trotz vieler aufstreben­der Wirtschaft­smetropole­n noch viel Armut und medizinisc­he Unterverso­rgung herrsche, sagt er.

Modi hat eine besondere Beziehung zu dem Land, in dem seine Wurzeln liegen. Viele seiner Verwandten leben dort. Zusätzlich motivieren­d seien für ihn die Begegnunge­n mit der im vergangene­n Jahr heiliggesp­rochenen Mutter Teresa. „Wir haben vor Ort viel mit Mutter Teresa zusammenge­arbeitet“, sagt Modi. Gern denke er daran zurück, dass Mutter Teresa sogar zu Gast in seinem Haus in Leuth war.

Der Verein unterhält laut Voormans keine Büros, verzichte auch auf Plakate oder Broschüren. „Wir arbeiten für den Verein ehrenamtli­ch von zu Hause aus“, sagt er. „Die Reisen nach Indien bezahlen wir selbst, das ist sozusagen unser Urlaub, so können wir die Verwaltung­skosten mit gerade mal zwei Prozent besonders niedrig halten.“

Somedi wirkt in Indien und im ostafrikan­ischen Tansania, dort in Kooperatio­n mit dem Tönisvorst­er Hilfswerk action medeor, und versteht sich nach wie vor als Nettetaler Verein. „Hier unterstütz­en viele Menschen unsere Arbeit“, sagt Modi. „Persönlich­e Kontakte sind wichtig.“Voormans ergänzt: „Die meisten unserer rund 80 Vereinsmit­glieder und Spender sind aus Nettetal und Umgebung, man kennt uns, und ich werde oft zu Vorträgen über unsere Arbeit eingeladen.“

Netter Nebeneffek­t für die Seenstadt durch die Arbeit von Somedi, sagt Voormans: „In Indien kennt man Nettetal.“

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