Rheinische Post Krefeld Kempen
Radprofi Arndt verpasst Tour-Etappensieg knapp
SALON-DE-PROVENCE (sid) Nikias Arndt stützte sich entkräftet auf sein Rad und verlangte keuchend nach einer Erfrischung. Auf der großen Bühne der Tour de France war der deutsche Radprofi für einen Tag aus der zweiten Reihe ins Rampenlicht gefahren – doch die Hauptrolle stahl ihm in der Gluthitze von Salon-deProvence der abgebrühte Norweger Edvald Boasson Hagen. „Ich bin jetzt gerade ziemlich enttäuscht. Wenn ich in eine Gruppe gehe, dann nicht, um Zweiter zu werden“, sagte Arndt schweißgebadet nach der 19. Tour-Etappe: „Ich hatte den Sieg vor Augen, das war mein Ziel.“
Fünf Sekunden und die schlechteren Beine trennten den 25-Jährigen nach 222,5 km von Boasson Hagen. Der Norweger, wie Arndt Teil einer Fluchtgruppe, hatte den Deutschen auf den drei Schlusskilometern der längsten Tour-Etappe als letzten verbliebenen Rivalen abgehängt. „Ich war nicht stark genug, um die Lücke wieder zu schließen. Edvald hatte einen guten Punch,
Ist er wirklich pleite? Unser Tennis-Held von einst, dem Millionen hierzulande zu Füßen lagen, mit dem sie an den Bildschirmen fieberten, den sie am liebsten tröstend in die Arme geschlossen hätten, wenn er auf dem Center Court greinte, weil ein Schlag daneben ging. Zu Letzterem besteht heute mehr denn je ein Anlass.
Jedenfalls hat ein Londoner Gericht den (einstigen?) Multimillionär „vorerst“für insolvent erklärt. Es ist von weiteren Problemen die Rede. Mit seinem einstigen Mentor und Geschäftspartner Hans-Dieter das war beeindruckend. Er hat verdient gewonnen“, sagte Arndt.
Der gebürtige Niedersachse hatte alles versucht, sich letztlich aber eine seltene Möglichkeit entgehen lassen. Beim deutschen Team Sunweb stellt er seine Widerstandsfähigkeit und Sprintstärke für gewöhnlich in den Dienst des Australiers Michael Matthews. Zu zwei Tagessiegen verhalf Arndt seinem Kapitän bisher. Bleibt Matthews gesund, wird er morgen beim Tour-Finale in Paris das Grüne Trikot tragen – auch dank Arndt. Das Abschneiden seiner Mannschaft, die auch den Gewinner des Bergtrikots stellt (Warren Barguil/Frankreich), dient als weiterer Trost. „Wir haben vier Etappensiege und zwei Trikots. Es war schön, dass ich meine Chance bekommen habe. Ich kann stolz auf meine Leistung sein“, sagte Arndt.
Stolz auf einen weiteren, wenn auch unspektakulären Tag im Gelben Trikot war Christopher Froome. Der Brite, der das Ziel mit über zwölf Minuten Rückstand mit dem Pele- Cleven, vormals Finanzchef des Handelskonzerns Metro, streitet er vor Gericht um die Rückzahlung eines Darlehens.
Wie immer in solchen Fällen, wiegelt der Betroffene erst einmal ab. Durch seinen Anwalt lässt Becker erklären, er könne seine Schulden wie auch seine laufenden Kosten bedienen. Wenn dem so ist, warum hat er dann Kredite in Millionenhöhe aufgenommen, weswegen hat ihm sein Förderer Cleven immer mal wieder aus der Patsche helfen müssen? Ein großartiger Sportler war er, als Geschäftsmann hat Becker offensicht- ton erreichte, muss heute nur noch das 22,5-km-Zeitfahren mit Start und Ankunft im Fußballstadion von Marseille überstehen und morgen das Ziel in Paris erreichen, um zum vierten Mal die Tour zu gewinnen. Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin (Cottbus) will sich mit einem guten Ergebnis für seine Tour der Leiden entschädigen. „Ich bin kampfbereit“, sagte der Katjuscha-Profi.
Bereits kurz nach dem Start setzte sich die Ausreißergruppe um Arndt ab. Der Vorsprung wuchs und blieb lich kläglich versagt. Um die Kosten bei allen seinen Unternehmungen hat er sich kaum geschert – als würde der Geldregen ewig auf ihn niederprasseln.
Einer seiner bevorzugten Sprüche lautet: „Was ihr könnt, kann ich schon lange.” Ein Zeugnis grenzenloser Selbstüberschätzung und bedenklichen Realitätsverlusts. Er wird nie mehr etwas besser können als Tennis spielen.
Muss man sich jetzt, da er bald 50 Jahre alt wird, Sorgen um den einstigen Strahlemann machen, der dem Land den ersten Wimbledonsieg stabil, letztlich auch, weil das Team Sky um Froome an der Spitze das Tempo bestimmte und am Scheitern der Flucht kein Interesse zeigte. Bei einer Tempoverschärfung 15 km vor dem Ziel teilte sich die Gruppe. Es folgte ein Ausscheidungsfahren, Angriffe fast im Sekundentakt zermürbten jeden der nur noch neun Fahrer. Der entscheidende Nadelstich gelang Boasson Hagen, auf der 7. Etappe noch um sechs Millimeter von Marcel Kittel (Arnstadt) geschlagen, nach einem Kreisverkehr.
Matchball gegen Boris Becker Er war ein großartiger Tennisspieler, aber als Geschäftsmann hat er offenbar versagt.
und einen echten Tennis-Boom bescherte, muss im Hause Becker künftig jede Million umgedreht werden? Oder ist es noch viel schlimmer um ihn bestellt? Ganz zu schweigen vom gehörigen Imageverlust. Er hätte das Zeug gehabt, mit untadeligen Idolen wie Max Schmeling, Fritz Walter oder Uwe Seeler auf einer Stufe zu stehen.
Der Ruf ist längst ruiniert. Genauso wie der von Franz Beckenbauer, der sich ebenfalls demontiert hat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de