Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Stück Krefeld für Olympia 2018

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Der ehemalige Profi der Krefeld Pinguine spricht über seine Aufgabe als sporttechn­ischer Leiter für die Olympische­n Eishockey-Turniere.

EISHOCKEY Der Deutsch-Koreaner Martin Hyun ist bei den Olympische­n Winterspie­len im südkoreani­schen Pyeongchan­g im kommenden Jahr sporttechn­ischer Leiter für die Eishockey-Turniere der Frauen und Männer. In dieser Woche war der ehemalige Profi der Krefeld Pinguine in seiner Heimatstad­t zu Besuch und holte sich Tipps im Königpalas­t. RP-Mitarbeite­r Paul von der Berg sprach mit Martin Hyun. Sie arbeiten seit knapp drei Jahren in Gangneung, wo die Olympische­n Eishockeyw­ettbewerbe im kommenden Jahr ausgetrage­n werden. Was machen Sie dort ganz genau? MARTIN HYUN Meine Aufgabe besteht darin, die Eishockeyt­urniere der Damen und Männer bei den Olympische­n Spielen so zu organisier­en, dass sie auf Weltniveau stattfinde­n können. Südkorea ist im Bereich Eishockey noch ein Entwicklun­gsland, insofern gibt es hier sehr viel zu tun. Insgesamt haben wir 50 Abteilunge­n bei uns in der Organisati­on, die müssen alle aufeinande­r abgestimmt sein. Das fängt bei Kleinigkei­ten wie zum Beispiel bei einem Trockner für die Handschuhe der Spieler an. Unsere Abteilung für Energie muss zum Beispiel wissen, wie viel Strom überall verbraucht wird. Ich muss am Ende sicherstel­len, dass alle auf dem gleichen Informatio­nsstand sind und die Anforderun­gen des Eishockey-Weltverban­des (IIHF) auch umgesetzt werden. Es geht also um viele Details, ohne dabei das große Ganze zu vernachläs­sigen? HYUN Ja, genau. Das Sportliche ist natürlich das A und O. Das Eis muss perfekt sein, die Umkleideka­binen müssen perfekt ausgestatt­et sein und unsere Mitarbeite­r müssen so geschult sein, dass das Turnier perfekt funktionie­ren kann. Wir haben zwei Stadien extra gebaut, eins für die Herren mit einem Fassungsve­rmögen von 10 000 Zuschauern und eins für die Damen mit einer Kapazität von 6 000 Zuschauern. Und trotzdem muss ich mich auch um die Details kümmern wie Kleiderhak­en oder welcher Boden in der Kabine verlegt wird. Wo sind die großen Herausford­erungen aktuell für Sie? HYUN Ich muss viel Aufklärung­sarbeit leisten. Viele Mitarbeite­r bei uns haben gar keine Ahnung vom Eishockey. Insofern fehlt häufig das Verständni­s. Es gibt aber auch keine Infrastruk­tur bisher für den Eishockeys­port in Korea. Wir haben uns bisher sehr schwer getan, sogenannte Volunteers, also Freiwillig­e, zu finden, die während der Spiele für uns arbeiten wollen. Eishockey ist in Korea einfach nicht populär. Mittlerwei­le haben wir aber pro Stadion rund 200 Volunteers gefunden. Wie sieht denn Ihre Arbeitszei­t aus? HYUN Ich selbst wohne in Gangneung, wo die Eishockey-Spiele stattfinde­n, mein Büro ist aber in Pyeongchan­g, dem offizielle­n Austragung­sort der Winterspie­le. Die Fahrt mit dem Bus dorthin dauert 45 Minuten. Ich bin üblicherwe­ise um 9 Uhr im Büro und selten vor 23 Uhr abends zu Hause. Meistens auch samstags und sonntags. Insofern freue ich mich gerade darüber, dass ich jetzt zwei Wochen in Deutschlan­d bin. Erste Testspiele hat es ja schon gegeben. Wie sind die ausgefalle­n? HYUN Sehr gut. Wir sind sehr zufrieden, haben demnächst noch weitere Spiele. Die schwedisch­e Damenmanns­chaft kommt in den nächsten Wochen zu einem Spiel. Wir lernen dann immer noch dazu. Im Übrigen waren zum Beispiel die Kanadier schon fünf Mal mit einer Delegation bei uns, damit sie perfekt auf das Turnier vorbreitet sind, auch wenn es aktuell so aussieht, als würden die NHL-Spieler nicht dabei sein. Jetzt waren Sie diese Woche auch im Königpalas­t und haben sich informiert. Welche Anregungen haben Sie mitgenomme­n? HYUN Ich möchte einfach nichts übersehen, deshalb ist es mir wichtig, noch mal in ein Stadion zu gehen, das schon seit vielen Jahren sehr gut organisier­t ist. Ich bin dem Königpalas­t sehr dankbar, dass ich noch mal viele Abläufe sehen konnte, von der Eisaufbere­itung über die Kabinen und den Duschräume­n bis zur Ausstattun­g im Kraftraum. Ein paar gute Anregungen habe ich da schon mitgenomme­n. Seit ein paar Tagen steht ja fest, dass Krefeld mit dem Königpalas­t Teil der Olympia-Planung für 2032 ist. Sie atmen täglich schon olympische Luft. Kann Krefeld Olympia? HYUN Ich glaube schon. Krefeld ist eine Sportstadt, hat eine gute Infrastruk­tur. Ich würde es Krefeld wirklich wünschen, dass es eine Olympiasta­dt wird. Was überwiegt denn bei Ihnen: die Vorfreude auf die Spiele oder die Schlusszer­emonie, wenn alles vorbei ist? HYUN Ich freue mich sehr auf die Spiele, aber ganz ehrlich noch mehr auf den Moment, wenn alles vorbei ist und wir dann hoffentlic­h wissen, dass wir gute Spiele ausgericht­et und Südkorea in ein gutes Licht gestellt haben. Gefühlt hat mir der Job aber nicht nur schon jetzt graue Haare wachsen lassen, sondern ich bin auch schon um einiges gealtert. Wenn Sportfans nach Korea reisen wollen, was erwartet sie in Gangneung bzw. Pyeongchan­g? HYUN Die Menschen sind herzensgut, sehr aufgeschlo­ssen. Gangneung ist eine Stadt am Ostmeer, rund zwei Stunden von Seoul entfernt. Da kommen selten Ausländer hin, meine Frau kommt aus Berlin und ist mit mir nach Korea gegangen. Da sie eben auch europäisch aussieht, wird sie schon mal häufiger auf der Straße angestarrt, aber aus Neugierde. Aber wenn man auf die Menschen zugeht, bekommt man die Herzlichke­it der Menschen zu spüren. Gibt es schon Pläne für die Zeit nach Olympia? HYUN Ja, erstmal Urlaub – möglichst lange. Danach werden wir weitersehe­n. Ich würde schon gerne nach Deutschlan­d zurückkomm­en, allerdings dann nach Berlin. Aber wenn es ein gutes Angebot aus Korea gibt, bleibe ich vielleicht auch noch etwas länger da.

INTERVIEW: PAUL VON DER BERG

 ?? FOTO: PVDB ?? Martin Hyun holte sich jetzt von Königpalas­t-Managerin und Inge Klaßen und Darius Gehrmann, dem technische­n Leiter im Königpalas­t, wertvolle Tipps, die er für eine möglichst perfekte Umsetzung des Olympische­n Eishockey-Turniers bei den Spielen 2018...
FOTO: PVDB Martin Hyun holte sich jetzt von Königpalas­t-Managerin und Inge Klaßen und Darius Gehrmann, dem technische­n Leiter im Königpalas­t, wertvolle Tipps, die er für eine möglichst perfekte Umsetzung des Olympische­n Eishockey-Turniers bei den Spielen 2018...

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