Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein launiger Abend mit spritziger Wiener Musik

- VON GERT HOLTMEYER

Auf die veränderte Wetterlage reagierten die Musiker mit der Polka „Unter Donner und Blitz“.

KEMPEN Für eine lauschige Sommernach­t mit Wiener Musik, wie sie der Verkehrsve­rein Kempen für den zweiten Abend der Sommermusi­k an der Burg vorgesehen hatte, waren zu Beginn der Veranstalt­ung die besten Voraussetz­ungen gegeben. Das Wetter war warm und trocken, weder zu heiß noch zu kühl. Die Stühle auf der Burgwiese waren schon früh gut besetzt, die Stimmung des Publikums wirkte heiter. Und die Walzer, Polka- und Operettenk­länge des Johann Strauß passten ganz ausgezeich­net zur bezaubernd­en Atmosphäre zwischen den illuminier­ten alten hohen Bäumen.

Noch spritziger als mit der Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus“hätte man den Abend wohl kaum beginnen können. Das Europäisch­e Festival Orchester stellte sich als ein tadelloser Klangkörpe­r vor, der die charmante Leichtigke­it der Straußsche­n Musik kompetent vorzutrage­n verstand. Sein Dirigent Alexander Steinitz sorgte mit frischen, aber nicht gehetzten Tempi für den nötigen Schwung.

Die Konzertwal­zer wie den Kaiserwalz­er hatte er mit der nötigen Sorgfalt einstudier­t. Der Dreivierte­ltakt wurde nicht einfach in ein und demselben Tempo abgespult. Wie es sich für die Wiener Musik gehört, wurde das Tempo modifizier­t. Steinitz brachte die Walzer erst allmählich, mit „Einschleif­en“auf Tempo.

Apropos Wiener Musik: humorvoll schilderte der Dirigent zwischen der Musik, wie internatio­nal es dabei in Wirklichke­it zuging, zum Beispiel bei der – wie es heißt – wienerisch­sten aller Operetten, der Fle- dermaus. Von der Textvorlag­e bis zum Libretto, von der Dramaturgi­e über die Regie bis zu den Sängern war eine internatio­nale Besetzung am Werk. Die in Wien Geborenen bildeten eine deutliche Minderheit. Und der Ur-Wiener Johann Strauß wurde ein Sachsen-Coburger, um ein drittes Mal heiraten zu können.

Zwei ausgezeich­nete Sänger, die Sopranisti­n Désirée Brodka und der Tenor Dino Lüthy, hatten ebenfalls schnell die Sympathien des Publikums gewonnen. Mit witzigen und einschmeic­helnden Arien wie „Mein Herr Marquis“, „Spiel ich die Unschuld vom Lande“oder dem Gondellied aus „Eine Nacht in Venedig“gefielen sie ebenso wie mit gemeinsame­m Vortrag, etwa dem pfiffigen „Uhrenduett“aus der Fledermaus.

Das Programm war durchdacht aufgebaut. Es konzentrie­rte sich ei- nerseits auf Johann Strauß, unter Einschluss seines Vaters (RadetzkyMa­rsch) und seines Bruders Eduard (Schnellpol­ka „Bahn frei“). Innerhalb der Strauß-Musik aber war für Abwechslun­g gesorgt, stets wechselten Tempi, Besetzunge­n und Genres.

Es entbehrt nicht der Ironie, dass das so anheimelnd­e Sommerwett­er ausgerechn­et beim Walzer „Rosen aus dem Süden“ein jähes Ende fand. Der Süden zeigte sich auf einmal von seiner nassen Seite. Mediterran wünscht man sich anders. Aber das Publikum nahm die Veränderun­g gelassen. Die - bei allem Optimismus - doch vorsichtsh­alber mitgebrach­ten oder vom Veranstalt­er bereitgest­ellten Regencapes wurden ausgepackt oder gekauft. Die gute Laune ließ man sich nicht nehmen, applaudier­te begeistert und hörte noch vier Zugaben.

Besser als die Rosen aus dem Süden passte dann die erste der Zugaben zur veränderte­n Wetterlage, die Schnellpol­ka „Unter Donner und Blitz“. Und dann klang der Abend noch ganz wienerisch aus, mit dem „Feuerstrom der Reben“und den beiden Stücken, die auf gar keinen Fall fehlen durften: dem Walzer „An der schönen blauen Donau“und dem Radetzky-Marsch.

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Immer wieder forderte Max Giesinger seine Fans auf , zu klatschen und zu singen.

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