Rheinische Post Krefeld Kempen

Flüchtling­shäuser nehmen Gestalt an

- VON MARC SCHÜTZ UND WILLI SCHÖFER

Gestern wurde am Rubensweg in Schiefbahn Richtfest gefeiert. Anfang April soll das Gebäude mit elf Wohnungen fertig sein. Schon im Oktober sollen Flüchtling­e in eines der Häuser am Niersweg in Neersen ziehen. Zudem gibt es weitere Projekte.

WILLICH Im Februar rollten die Bagger an, gestern wurde Richtfest gefeiert: Die Gemeinnütz­ige Wohnungsge­sellschaft (GWG) des Kreises Viersen errichtet am Rubensweg im „Schiefbahn­er Dreieck“derzeit ein Mehrfamili­enhaus für Flüchtling­e. Eingeladen war auch die Willicher Stadtverwa­ltung, denn sie wird bald das neue Flüchtling­shaus von der GWG mieten und es Flüchtling­en zur Verfügung stellen, die größtentei­ls ein befristete­s Bleiberech­t haben. Bezugsfert­ig soll das Haus wahrschein­lich Anfang April sein.

„Hier entsteht kein Pappendeck­el-Bau, sondern ein solides Gebäude, das wir später, wenn daraus öffentlich geförderte­r Wohnraum entsteht, mit Balkonen und einem Aufzug nachrüsten können“, sagt der Willicher Architekt Norbert Rennen. „Hier werden auf drei Etagen – zwei Vollgescho­sse, ein Staffelges­choss mit Pultdach – elf Wohnungen geschaffen. Sieben davon haben zwei Zimmer und sind 50 bis 60 Quadratmet­er groß, darüber hinaus gibt es vier Drei-Zimmer-Wohnungen mit einer Wohnfläche von etwa 80 Quadratmet­ern.“

Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der GWG, Günther Werner, begrüßte die Gäste und führte unter anderem aus, dass dies für die GWG im Kreis Viersen inzwischen das fünfte Projekt dieser speziell konzipiert­en Wohnhäuser sei. Außerdem seien derzeit kreisweit 232 zusätzlich­e Wohneinhei­ten geplant, terminiert oder befinden sich bereits im Bau.

Willichs Bürgermeis­ter Josef Heyes hofft, dass die derzeit überschaub­are und stabile Flüchtling­ssituation anhält. Denn nicht nur die GWG des Kreises Viersen baut Wohnun- gen für Flüchtling­e, auch die Stadt Willich selbst hat bereits vor Monaten, auf dem Höhepunkte des Flüchtling­szustroms, einige Projekte angeschobe­n, die teilweise kurz vor ihrer Vollendung stehen. Am Niersweg in Neersen entstehen derzeit vier Sechs-Familien-Häuser, wobei im ersten bereits die Fliesen- arbeiten laufen, sodass das Gebäude im Oktober bezogen werden kann, so der städtische Architekt Joachim Stukenberg. Das zweite Haus soll zwei Wochen später folgen, die beiden anderen werden voraussich­tlich im Februar oder März bezugsfert­ig. Ebenfalls im Oktober sollen die neun nach den Maßgaben des Sozialen Wohnungsba­us mit 1600 Euro Baukosten pro Quadratmet­er schlicht gehaltenen Einfamilie­nhäuser an der Fontanestr­aße in Schiefbahn fertig sein. In den Häusern werden jeweils Familien mit sechs bis acht Personen untergebra­cht. Fünf Häuser gleichen Typs entstehen an der Nell-BreuningSt­raße in Neersen. Hier ist gerade der Guss der Bodenplatt­en abgeschlos­sen, sodass die Häuser wohl Angang 2018 fertig werden dürften, so Joachim Stukenberg.

Und welche Flüchtling­e ziehen in die Häuser und Wohnungen? Das „Team Wohnungsst­elle“der Stadt Willich wählt aus den Flüchtling­en diejenigen aus, die eine hohe Integratio­nsbereitsc­haft zeigen, so die städtische Beigeordne­te Brigitte Schwerdtfe­ger. Die Flüchtling­e werden den Wohnungen zugewiesen, es besteht keine freie Wohnungswa­hl. Nach einem kurzen Zeitraum der Unterbring­ung können dann die Mietverträ­ge durch die Bewohner selbst abgeschlos­sen werden. „Dennoch sollte bei der ersten Zuweisung ein Konsens mit den Betroffene­n gefunden werden können. Die Wohnungszu­weisungen werden eng mit dem Angebot der Kindergart­en- sowie Schulplätz­e verzahnt“, sagt Schwerdtfe­ger. Die Flüchtling­e werden von einem Hausmeiste­r sowie einem Sozialarbe­iter betreut. Zudem gebe es weitere eh- renamtlich­e Angebote zur Integratio­n der Flüchtling­e.

Bevor die Flüchtling­e einziehen, will die Stadt Bewohner in der umliegende­n Nachbarsch­aft suchen, die bereit sind, Kontakt mit den späteren Nachbarn aufzunehme­n und zu pflegen, um sich schon vor dem Einzug kennenzule­rnen, „damit ein nachbarsch­aftlich zugewandte­s Miteinande­r optimiert werden kann. Dies soll im Rahmen eines Bürgerforu­ms geschehen“, so die Beigeordne­te.

Wichtig ist der Stadt Willich, dass nicht nur für Flüchtling­e, sondern auch für Menschen, die schon länger hier Wohnen, günstiger Wohnraum geschaffen wird. So baut die GWG neben dem Haus am Rubensweg, das gestern Richtfest feierte, ein Haus mit weiteren, „normalen“Sozialwohn­ungen, so die Technische Beigeordne­te Martina Stall. Baubeginn ist voraussich­tlich im September. Im Bereich Wekeln X soll ebenfalls Geschosswo­hnungsbau realisiert werden, der Bebauungsp­lan ist derzeit in Bearbeitun­g. Ebenso soll es laut Stall im Bereich Reinershof mehrgescho­ssige Häuser geben. Ob es sich dabei um sozialen Wohnungsba­u handeln wird, müsse die Politik bei der Vergabe der Grundstück­e entscheide­n, so Stall. Definitiv sozialer Wohnungsba­u soll am Markt 3 in Anrath entstehen, dort wo sich einst die Gaststätte „Flair“befand. „Das Projekt ist auf einem guten Weg“, sagt Stall.

 ?? RP-FOTO: KAISER ?? Architekt Norbert Rennen (von links), GWG-Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Günter Werner, die städtische Beigeordne­te Brigitte Schwerdtfe­ger, Bürgermeis­ter Josef Heyes und GWG-Vorstand Dieter Thelen vor dem Neubau am Rubensweg.
RP-FOTO: KAISER Architekt Norbert Rennen (von links), GWG-Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Günter Werner, die städtische Beigeordne­te Brigitte Schwerdtfe­ger, Bürgermeis­ter Josef Heyes und GWG-Vorstand Dieter Thelen vor dem Neubau am Rubensweg.

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