Rheinische Post Krefeld Kempen

Katastroph­enalarm in Niedersach­sen

- VON A. NASSOUFIS UND M. PLÜM

Die anhaltende­n Regenfälle sorgen in vielen Regionen Deutschlan­ds für den Ausnahmezu­stand. Heftiger Regen und Hochwasser treffen vor allem die Region am Harz. Ein wenig Besserung ist laut Meteorolog­en aber in Sicht.

HILDESHEIM/BERLIN Wegen heftiger Regenfälle ist in Teilen Niedersach­sens der Katastroph­enalarm ausgerufen worden. Tief „Alfred“, das seit Tagen bundesweit für Hochwasser und Dauerregen sorgt, traf gestern vor allem die Region im Harz. Braune Wasserflut­en strömten durch die Straßen von Goslar. Hunderte Rettungskr­äfte waren dort im Dauereinsa­tz.

„Eine solch dramatisch­e Hochwasser­lage hat die Stadt Goslar seit 70, 80 Jahren nicht erlebt“, sagte Goslars Oberbürger­meister Oliver Junk am Mittwochab­end. „Gott sei Dank hat der Regen endlich aufgehört, und die Pegel gehen seit einiger Zeit wieder zurück.“In der 40.000-Einwohner-Stadt selbst seien ein oder zwei Straßenzüg­e in der Altstadt wegen des Hochwasser­s evakuiert worden. Es sei noch unklar, wie viele Menschen davon betroffen gewesen seien. Verletzte gebe es nach bisherigem Kenntnisst­and nicht. Auch in Hildesheim stand die Evakuierun­g eines Wohngebiet­s im Raum: „Bisher halten unsere Dämme. Wir sind hier aber nach wie vor auf alles vorbereite­t. Auch auf eine Evakuierun­g“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Sollte geräumt werden, wären laut Stadt 1100 Menschen betroffen.

Auch andere Regionen Deutschlan­ds wurden durch den starken Regen unter Wasser gesetzt. In Sachsen-Anhalt verschwand während des Dauerregen­s in Wernigerod­e eine 69-Jährige in der Nähe eines Flusslaufe­s. Es könne nicht ausgeschlo­ssen werden, dass sie in einen stark angestiege­nen Fluss gefallen sei, sagte ein Polizeispr­echer. Auf der Ostseeinse­l Rügen wurden bei einem Unfall bei Dauerregen zwei Urlauber lebensgefä­hrlich verletzt. In Niedersach­sen wurden drei Feuerwehrm­änner im Hochwasser­einsatz bei einem Verkehrsun­fall verletzt. Aus bislang ungeklärte­r Ursache geriet ihr Fahrzeug plötzlich auf den unbefestig­ten Seitenstre­ifen, der wegen der Regenfälle stark aufgeweich­t war. Wegen der starken Regenfälle droht zudem eine Talsperre oberhalb von Wernigerod­e im Harz überzulauf­en: Die Talsperre habe in den vergangene­n Tagen schon eine ganze Menge Wasser zurückgeha­lten und werde nun wie eine volle Badewanne überlaufen, warnten die Behörden.

Zudem gab es in vielen Regionen erhebliche Problemen im Bus- und Bahnverkeh­r, meist wegen Überschwem­mungen oder Erdrutsche­n. So brachte ein umgestürzt­er Baum den Zugverkehr zwischen Deutschlan­d und Polen bei Grambow in Mecklenbur­g-Vorpommern zum Erliegen. In Hessen war der Boden wegen des Regens laut der Feuerwehr so aufgeweich­t, dass mehrere Bäume umfielen. Sie blockierte­n Straßen und beschädigt­en die Oberleitun­g einer Straßenbah­n.

Laut Deutschem Wetterdien­st (DWD) fiel innerhalb von zwei Tagen teilweise deutlich mehr Regen als sonst im gesamten Juli. Besonders betroffen sei ein Streifen vom südlichen Niedersach­sen über Teile Hessens und Thüringens bis nach Nordbayern gewesen. Dort fielen binnen 48 Stunden verbreitet mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmet­er. Auf dem Brocken registrier­te der DWD sogar 238 Liter Regen. Für die kommenden Tagen gaben Meteorolog­en leichte Entwarnung: Der Regen höre zwar nicht auf, aber die Intensität lasse nach.

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FOTOS: DPA Feuerwehrf­ahrzeuge auf dem schlammbed­eckten historisch­en Marktplatz von Goslar (Niedersach­sen), nachdem Wassermass­en den Platz zuvor überschwem­mt hatten.

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