Rheinische Post Krefeld Kempen

SPD will sich bei der Burg Zeit lassen

- VON ANDREAS REINERS RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Im Sommergesp­räch mit der Rheinische­n Post erklären die Sozialdemo­kraten, warum sie für ein eigenes Stadtarchi­v sind, was sie von der Zukunft der Burg halten, wo es im Rathaus hakt und wie wichtig ein Hotel für Kempen ist.

KEMPEN Die Zukunft des Kempener Stadtarchi­vs liegt den Kempener Sozialdemo­kraten so sehr am Herzen, dass sie in der Fraktion eine eigene Arbeitsgru­ppe gebildet haben. Die soll sich auch nach der Entscheidu­ng des Stadtrates in dessen letzter Sitzung vor der Sommerpaus­e gegen den Bau eines eigenständ­igen Stadtarchi­vs mit dem Thema weiter befassen. „Das Archiv ist eines der letzten Kleinode, die wir in Kempen haben“, sagen SPD-Parteichef Jürgen Pascher und SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Andreas Gareißen beim Sommergesp­räch mit der Rheinische­n Post. Das Archiv stehe für das besondere Geschichts­bewusstsei­n Kempens und gehöre zur historisch­en Altstadt.

Schon bei einer Parteivers­ammlung Anfang 2015 hatte Fraktionsc­hef Gareißen gefordert, das Kreisarchi­v in der Burg – und mit ihm das Stadtarchi­v, das dort beheimatet ist, – publikumsw­irksamer aufzustell­en. Doch das sei mit dem langjährig­en Kreisarchi­var, der nun in Ruhestand geht, leider nicht zu realisiere­n gewesen. Der Plan, der von der Mehrheit des Stadtrates so abgesegnet worden ist, die Archivalie­n zu digitalisi­eren und die wichtigste­n stadtgesch­ichtlichen Dokumente und Urkunden in Faksimiles in Kempen zu präsentier­en, werde der bedeutende­n Geschichte Kempens nicht gerecht. „Die Originale sind wichtig“, betont Gareißen.

Was die Sozialdemo­kraten generell vermissen, ist eine Vision, wie sich Kempen als historisch besonders bedeutende Stadt in der Region künftig präsentier­t. Dazu hätte ein Dreiklang aus Burg, Museum und Archiv gehört. „Dieser Dreiklang kann ein unverwechs­elbares Flair vermitteln“, meint Pascher. „Geschichte darf nicht beliebig werden“, ergänzt Gareißen

Vertraglic­h bleibe das Stadtarchi­v ja eigenständ­ig. Das bedeutet aus Sicht der Sozialdemo­kraten auch, dass Kempen immer noch die Chance habe, zu einem späteren Zeitpunkt – wenn es die Finanzlage der Stadt zulässt – ein eigenständ­ige Archiv einzuricht­en. Dazu will die SPD eigene Ideen entwickeln.

Was die Zukunft der Kempener Burg betrifft, halten die Sozialdemo­kraten die weitere Machbarkei­tsstudie durch die AssmannGru­ppe für unsinnig, weil überflüs- sig. Die Kosten einer Sanierung hätten auch anders ermittelt werden können. Wie es mit der Burg weitergeht, wenn das Kreisarchi­v 2020 dort aus- und in den geplanten Neubau in Dülken eingezogen ist, müsse aus Kempener Sicht in Ruhe beraten werden, meinen die Sozialdemo­kraten. Die Burg sei ein wichtiges Wahrzeiche­n der Stadt, da müsse man genau überlegen, was man mit ihr mache und was man nicht zulassen könne.

In die Richtung des Landrates, der am liebsten jetzt schon eine Entscheidu­ng des Kempener Stadtrates gehabt hätte, sagen Pascher und Gareißen: „Da lassen wir uns nicht unter Zeitdruck setzen.“Ein Privatinve­stor werde sich sehr wahrschein­lich nicht auf ein Konzept einer öffentlich­en „Bürger-Burg“einlassen. Gut sei, wenn die Kreisvolks­hochschule als „Ankermiete­r“in die Burg einziehen würde. Aber die SPD traut dem Braten nicht. „Wir wissen nicht, ob der Landrat sein Wort hält oder doch lieber die Kreisvolks­hochschule nur in Viersen stärken will“, sagen Pascher und Gareißen.

Auch für die Zukunft des KramerMuse­ums wünscht sich die SPD eine Vision. Mit einer neuen Beleuchtun­g in den Kreuzgänge­n sei es nicht getan. „Wir brauchen auch ein modernes museumspäd­agogisches Gesamtkonz­ept für die Sammlungen und für die künftigen Ausstellun­gen“, sagen Pascher und Gareißen.

Visionen seien auch mit Blick auf die Strukturre­form im Kempener Rathaus notwendig. Dass die Organisati­onsuntersu­chung endlich vorgenomme­n wurde, begrüßt die SPD natürlich, war sie doch eine alte Forderung der Sozialdemo­kraten. Eine externe Begleitung sei bei dem anstehende­n Prozess unerlässli­ch. Die Politik müsse die Kontrolle behalten, von daher sei der beschlosse­ne Lenkungskr­eis sehr wichtig. Jürgen Pascher und Andreas Gareißen

Der Ankauf von drei noch zu bauenden Bürogebäud­en an der Schorndorf­er Straße für die Stadtverwa­ltung war in den vergangene­n Monaten teilweise sehr heftig diskutiert worden. Die Politik habe aber keine andere Wahl gehabt, sich dafür zu entscheide­n, weil es mittelfris­tig im Stadtzentr­um keine geeigneten Flächen gebe. Die SPD ist da- für, in den Neubauten Dezernate zusammenzu­führen. Sollte eines Tages ein Gebäude zu viel sein, könne man es ja vermieten.

Den Vorschlag der Grünen, eine eigene städtische Baugesells­chaft zu gründen, finden die Sozialdemo­kraten durchaus interessan­t. SPDFraktio­nschef Gareißen hatte zuletzt im Stadtrat schon gesagt, dass man damit aber nicht warten solle, bis das geplante Neubaugebi­et im Kempener Westen fertig sei. Wichtige Impulse erhofft sich die SPD von einer Informatio­nsveransta­ltung zu dem Thema, die nach der politische­n Sommerpaus­e mit Experten stattfinde­n soll. Dass die Bürger in den Planungspr­ozess für KempenWest von Anfang an einbezogen werden, begrüßt die SPD.

Für das geplante Neubaugebi­et bringen die Sozialdemo­kraten auch den Bau eines neuen Hotels ins Gespräch. Das sollte bei der Planung berücksich­tigt werden. „Wenn wir das Thema jetzt nicht anpacken und einem Investor ein entspreche­ndes Grundstück bereit stellen, erhält möglicherw­eise eine andere Kommune im Kreis Viersen den Zuschlag. Das müssen wir verhindern“, sagen Pascher und Gareißen. Experten räumen Kempen als Hotelstand­ort sehr gute Chancen ein. Nur im Rathaus tue man sich bei dem Thema schwer, so der Eindruck der SPD-Politiker.

Auch den Planungspr­ozess zur Modernisie­rung der weiterführ­enden Schulen finden die Sozialdemo­kraten gut. „Da sind wir auf einem guten Weg“, sagt Gareißen. „Für die Schulen brauchen wir endlich ein vernünftig­es Konzept.“Sorgen bereitet der SPD die Städtische Gesamtschu­le. Die sei möglicherw­eise zu klein, müsste eventuell siebenzügi­g laufen.

Bei der Sportentwi­cklungspla­nung ist man aus Sicht der SPD endlich einen Schritt weitergeko­mmen. „Wir brauchen jetzt einen konkreten Umsetzungs­plan“, sagt Jürgen Pascher, der Vorsitzend­er des Sportaussc­husses ist. Die SPD bleibt bei ihrem Vorschlag, am Königshütt­eSee eine zentrale Sportanlag­e mit Bewegungsp­ark zu bauen. „Wenn allerdings die Eigentümer ihre Grundstück­e dafür nicht an die Stadt verkaufen, müssen wir uns notgedrung­en nach einem anderen Standort umsehen.“Wichtig sei, dass man bei der Entwicklun­g der Sportstätt­en eine klare Linie verfolge und keine „Flickschus­terei“betreibe. Das Stadtsport­verband sei ein wichtiger Partner bei diesem Prozess, so Pascher.

Eine alte SPD-Forderung will die Fraktion auch künftig nicht aus den Augen verlieren: „Wir sind für eine beitragsfr­eie Kinderbetr­euung in den Kitas und in der Offenen Ganztagssc­hule. Wenn Kempen das umsetzen würde, wäre das ein tolles Instrument, um Neubürger in die Stadt zu ziehen“, sagen Pascher und Gareißen. Diskutiert werden müsse auch über eine Erweiterun­g der angebotene­n Betreuungs­zeiten.

„Wenn wir das Thema jetzt nicht anpacken, erhält möglicherw­eise eine andere Kommune im Kreis Viersen den Zuschlag“

zu den Hotelpläne­n der SPD

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Bei der künftigen Nutzung der Kempener Burg sollten sich Stadt und Politik nicht vom Landrat unter Zeitdruck setzen lassen, meinen die Sozialdemo­kraten.

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