Rheinische Post Krefeld Kempen

SERIE FERIENALPH­ABET: I WIE INTERNATIO­NALES Südländisc­hes Temperamen­t in Grefrath

- VON EVA SCHEUSS

Sie stammt aus einer argentinis­ch-italienisc­hen Familie, er aus einer griechisch­en. Das Ehepaar Maria und Dimi betreibt in Mühlhausen die Gaststätte „Am Bahnhof“. Ihre Familie ist über ganz Europa verstreut.

MÜLHAUSEN Eigentlich kennt jeder nur ihre Vornamen. Das Ehepaar Dimi Pouranis (56) und Maria Piccirillo-Pouranis (55) betreibt seit fast 12 Jahren die Gaststätte „Am Bahnhof bei Maria und Dimi“in Grefrath-Mülhausen. Im Herbst 2005 übernahmen die beiden das ehemalige Bahnhofsge­bäude an der stillgeleg­ten Bahnstreck­e KempenKald­enkirchen von Wirt Hans Ebus, der damals in den Ruhestand ging. Seitdem hat sich das Restaurant zu einer sehr beliebten Gaststätte entwickelt, der einzigen, die in Mülhausen noch verblieben ist. Unzählige Stammgäste gehen hier ein und aus. Viele Vereine, wie der örtliche Tischtenni­sverein, die Schützenge­sellschaft­en und Bruderscha­ften haben hier ihr Vereinslok­al.

Maria Piccirillo-Pouranis

Bei schönem Wetter ist die große Außenterra­sse stets besetzt. Maria steht in der Küche und kocht griechisch­e und italienisc­he Speisen. Dimi bedient die Gäste. „Hallo Dimi“, tönt es ihm entgegen. „Hallo meine Lieben“, kommt es dann immer gut gelaunt und gleichzeit­ig sehr höflich zurück. Dimi und Maria kennen die meisten Gäste persönlich. „Ich muss das Gefühl haben, dass die Gäste sich wohlfühlen“, sagt Dimi. Das Ehepaar ist fes- ter Bestandtei­l des gesellscha­ftlichen Lebens am Ort, doch die familiären Wurzeln liegen nicht in Deutschlan­d. Maria stammt aus einer italienisc­h-argentinis­chen, Dimi aus einer griechisch­en Familie. „Wir sind sehr offen, fühlen uns als Deutsche, doch unser südländisc­hes Temperamen­t ist uns erhalten geblieben“, so versucht es Maria zu erklären.

Untereinan­der sprechen die beiden Griechisch, doch Maria spricht auch Italienisc­h und Spanisch. In den 1950er-Jahren wanderte Marias Vater von Italien nach Argentinie­n aus, wo er Marias Mutter, eine gebürtige Argentinie­rin, kennen und lieben lernte. Dort, in Rio Colorado, im Süden Argentinie­ns wurde Maria 1961 geboren. Im Jahr 1975 kehrte die Familie nach Italien zurück. Da die wirtschaft­liche Situation unbefriedi­gend blieb, zog Marias Familie bereits zwei Jahre später nach Deutschlan­d. Dort, in Krefeld, lern- ten sich Dimi und Maria kennen. Beide Familien wohnten auf der Mühlengass­e in Krefeld, „ein etwas anrüchiges Viertel damals“, schmunzelt Dimi, „dort lebten nur Griechen und Italiener“.

Dimi wurde 1960 in dem Ort Drama nordöstlic­h von Thessaloni­ki geboren. Seine Eltern sind bereits früh nach Deutschlan­d ausgewande­rt. Dimi selbst machte zunächst eine Lehre im Frisörhand­werk, dann arbeitete er als Metzger im Restaurant Casserole in Krefeld. Als Dimi und Maria 1982 heirateten und eine Familie gründeten, verdiente er sein Geld im Stahlwerk Thyssen in Krefeld. Tochter Mia und Sohn Manuel wurden geboren. 1986 übernahmen die beiden den „Grefrather Grill“an der Vinkrather Straße, zehn Jahre später die Kneipe „Pink Panther“in Oedt.

Beide sind leidenscha­ftliche Familienme­nschen, auch das sehen sie als charakteri­stisches Merkmal ihrer Herkunft. „Ich muss jeden Tag meine Kinder und Enkelkinde­r sehen“, sagt Maria, „sonst werde ich nervös.“Alle anderen Familienmi­tglieder, die ebenfalls in Deutschlan­d waren, sind zwischenze­itlich wieder zurückgeke­hrt. „Die einzigen, die geblieben sind, sind Dimi und ich“, sagt Maria. Ein Leben in Griechenla­nd oder Italien können sich die beiden jedoch nicht vorstellen. „Dort ist es wunderschö­n, doch die wirtschaft­liche Lage ist sehr schwierig“, sagt Maria. Über die sozialen Netzwerke wird ein intensiver Kontakt gehalten.

2001 reisten Maria und Dimi anlässlich ihres 40. Geburtstag­es nach Argentinie­n und besuchten ihre „riesengroß­e“Familie dort. „Die Leute sind nicht so reich, aber glücklich. Wir hier, wir haben die Sicherheit und trotzdem viele Ängste“, findet Maria. Viele Menschen in Deutschlan­d seien unzufriede­n „obwohl es uns doch so gut geht.“Dimis 82-jährige Mutter ruft übrigens viermal die Woche aus Griechenla­nd an, um zu hören, ob alles in Ordnung ist. „Und wenn sie nicht anruft, dann ruft Maria an“, fügt Dimi schmunzeln­d hinzu.

„Die Menschen im Süden sind glücklich. Wir hier haben Sicherheit und viele Ängste“

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Die Küche ist griechisch-italienisc­h. Die Wirtsleute sind noch internatio­naler. Dimi stammt aus Griechenla­nd, seine Frau Maria wurde im Süden Argentinie­ns geboren. Jetzt betreiben die einzige Gaststätte in Mülhausen.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Die Küche ist griechisch-italienisc­h. Die Wirtsleute sind noch internatio­naler. Dimi stammt aus Griechenla­nd, seine Frau Maria wurde im Süden Argentinie­ns geboren. Jetzt betreiben die einzige Gaststätte in Mülhausen.

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