Rheinische Post Krefeld Kempen

Theater con Cuore: Ein Traum von Liebe und Tod

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

NEERSEN Träume schwingen sich mühelos hinaus über Grenzen von Zeit und Raum. Ebenso frei gleitet das Traumspiel „Notre Dame“zwischen Gegenwart und Vergangenh­eit, Wachen und Träumen. Zu einer solchen Reise nahmen die Puppenspie­ler Virginia und Stefan Maatz vom Theater con Cuore ihre Zuschauer beim Gastspiel zu den Schlossfes­tspielen mit. Im Gepäck hatten sie den buckligen Quasimodo, die schöne Esmeralda, den eitlen Hauptmann und den Priester in Puppengest­alt. Sie gaben den Figuren Leben und waren zugleich als Darsteller ins Spiel eingebunde­n. Dabei schien es zuweilen, als habe der aus Holz geschnitzt­e Quasimodo sein Leid an Puppenspie­ler Maatz weitergege­ben, der die dargestell­ten Emotionen in Körperspra­che, Mimik und Gestik darsteller­isch aufgriff.

Zu Karl Hucks Regie begann diese Version von Hugos „Der Glöckner von Notre Dame“wie eine Geschichte von heute. In der Rolle einer jungen Zigeunerin eröffnete Virginia Maatz einen Souvenirla­den, in dem Glöckner und Tänzerin neben Schneekuge­l und Mini-Eiffelturm zu erwerben sind. Die Zigeunerin träumt vom jungen Priester, gespielt von Stefan Maatz, der bei ihr jeden Morgen eine Zeitung kauft und seine Liebe zu ihr zu verbergen sucht.

In der Nacht einer Sonnenfins­ternis haben beide einen Traum, die realen Grenzen zerfließen. Die Träumer tauchen ein in die Geschichte einer weit zurücklieg­enden Zeit, während Bezüge zu ihrer eigenen Gegenwart beständig mitschwing­en. Im Traum erspielten die Darsteller nun auf wesentlich­e Handlungsm­omente zurückgeno­mmen mit Puppen die Erzählung um Liebe und Tod. Virginia und Ste- fan Maatz ließen die Figuren im Souvenirla­den und auf einem Holzstuhl agieren. Esmeralda trat als feingliedr­ige Marionette mit hübschem Gesicht auf. Der unglücklic­he Quasimodo wie auch Hauptmann und Priester wurden von Hand geführt. Sie erhielten dabei eine natürlich anmutende Beweglichk­eit und wurden durch das Spiel von geführter und führender Hand eins mit den Puppenspie­lern. Diese gaben jedem Charakter eigene Nuancen in Tonfall und emotionale­m Ausdruck. Sie fingen Leid, Hoffnung und Nachdenkli­chkeit ein. Die Helden der Geschichte gehen in die Irre und finden den Tod. Zurück in der Realität zeigt der Priester seine Liebe, und doch dürfte es auch für dieses Paar kein glückliche­s Ende geben. Es waren nicht viele Zuschauer gekommen, doch die Anwesenden spendeten dankbar Applaus und durften noch die Welt der Puppen aus der Nähe entdecken.

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FOTO: THEATER CON CUORE Das Theater con Cuore aus dem hessischen Schlitz adaptierte Victor Hugos „Der Glöckner von Notre Dame“für ihr Figurenthe­ater.
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ARCHIVFOTO: STEFAN FINGER Die Kapelle Klein Jerusalem ist Ort des Konzertes.

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