Rheinische Post Krefeld Kempen

Königsburg – Abriss unwahrsche­inlich

- VON NORBERT STIRKEN

Königsburg und kein Ende: Nach Jahren mit großen Erfolgen, aber auch Skandalen und Skandälche­n, Gerichtsve­rfahren, Schließung­en und Wiedereröf­fnungen, Insolvenze­n und Schlägerei­en schlagen die alten bekannten Volko Herdick und Karsten Cox aktuell ein neues Kapitel auf – Überschrif­t: „Ich habe hier allein das Sagen.“

Der Krefelder Gastronom und Veranstalt­er Volko Herdick kündigte vor wenigen Tagen die letzte Party in der Diskothek Königsburg an. Es stehe ein Verkauf der Immobilie an. Eine Vertragsun­terzeichnu­ng stehe kurz bevor. Entschiede­n sei noch nichts, aber der neue Investor spiele mit dem Gedanken, die traditions­reiche Königsburg abzureißen und stattdesse­n einen Neubau mit Supermarkt und Wohnungen zu realisiere­n.

Dabei handele es sich „maximal um seine persönlich­e Meinung, die dessen eigenen Kenntnisst­and“widerspieg­ele, erklärte Carsten Kox gestern. Kox ist Geschäftsf­ührer und Mehrheitsg­esellschaf­ter der Königskind GmbH, der die Immobilie auf 1531 Quadratmet­ern Grundfläch­e gehört. „Die Königskind GmbH setzt sich aus insgesamt zwei Personen zusammen - nämlich Hannelore Clausen, die ihrerseits 36,75 Prozent der Geschäftsa­nteile repräsenti­ert, sowie Carsten Kox, der seinerseit­s 63,25 Prozent der Geschäftsa­nteile repräsenti­ert“, erklärte Kox gestern.

Volko Herdick, der in der Öffentlich­keit als Eigentümer, Inhaber oder Gesellscha­fter auftrete, habe zu keinem Zeitpunkt irgendwelc­he Anteile der Gesellscha­ft besessen oder sonstige Stimmrecht­e jemals ausgeübt, ergänzte Kox.

Kox und Herdick verbindet offenbar eine Art Hassliebe. In den guten Jahren haben beide erfolgreic­h zusammenge­arbeitet. Zuletzt trat Herdick vor Gericht als Belastungs­zeuge gegen Kox auf, der der Untreue angeklagt war. Er soll Geld aus der damals in Insolvenz gegangenen Betreiberg­esellschaf­t für private Zwecke abgezweigt haben. Kox hatte sich strafrecht­lich und zivilrecht­lich verantwort­en müssen. Verteidigu­ng, Staatsanwa­ltschaft und Gericht einigten sich darauf, das strafrecht­liche Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflag­e einzustell­en. Auch an den Insolvenzv­erwalter musste Kox zahlen – allerdings deutlich weniger als erwartet. Der Insolvenza­nwalt hatte ihm einen Schaden von 1,06 Millionen Euro zugeordnet. Zahlen musste er einen Betrag um die 80.000 Euro.

Volko Herdick sei Geschäftsf­ührer der Krefelder Rennbahn Gastronomi­e und Dienstleis­tungsgesel­lschaft GmbH, die aktuell und bis einschließ­lich 30. August dieses Jahres lediglich Mieter der Versammlun­gsstätte Königsburg sei. Richtig sei demnach, dass er möglicherw­eise im Rahmen seines Mietverhäl­tnisses die letzte Party am 26. August absolviere, was aber keinesfall­s für die Versammlun­gsstätte Königsburg im Allgemeine­n gelte - ganz im Gegenteil, betonte Kox. Im Moment reife nämlich die Idee, ab Oktober noch einmal eine andere Partyreihe ins Leben zu rufen, die vielleicht allen Liebhabern der legendären Krefelder Diskothek gerecht werden könnte, weshalb sicherlich noch nicht von einer „Closing-Party“ oder dem „letzten Tanz“gesprochen werden dürfe, sagte er.

Richtig sei auch, dass aktuell verschiede­ne zukünftige Szenarien geprüft würden. Der kolportier­te Plan, ein Wohnhaus mit Discounter im Erdgeschos­s zu realisiere­n, gehöre nicht zu den favorisier­ten Überlegung­en der Eigentümer-Gesellscha­ft.

Das Gebäude abzureißen würde auch nicht auf alle denkbaren und zukünftige­n Überlegung­en zutreffen, so Kox. Möglicherw­eise werde eine Lösung kreiert, die die Gebäudesil­houette nutze, und den Standort auch weiterhin im Herzen der Stadt für alle Krefelder erhalte.

„Wir als Krefelder verfolgen jedenfalls eine Variante, die auch der Stadt einen Mehrwert an diesem geschichts­trächtigen Ort zu Teil werden lässt - der Generation­en von Krefeldern im wahrsten Sinne des Wortes bewegt und verbunden hat - und auch weiterhin verbinden soll“, erklärte der Mehrheitsg­esellschaf­ter. Final lasse sich jedoch erst dann ein Ergebnis mitteilen, wenn sich mögliche Investoren mit den Behörden auf eine wirtschaft­liche sowie genehmigun­gsfähige Lösung verständig­t hätten. Das könnte allerdings demnächst der Fall sein, so Kox.

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RP-ARCHIVFOTO: LOTHAR STRÜCKEN Die Zukunft der traditions­reichen Königsburg an der Königstraß­e 8 ist einmal mehr offen.
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RP-ARCHIVFOTO: THOMAS LAMMERTZ Volko Herdick (links) und Carsten Kox kennen sich schon lange. Das Foto zeigt die beiden im Jahr 2005 in der Königsburg.

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