Rheinische Post Krefeld Kempen

Chinesisch­e Mauer

- VON HORST THOREN VON MAXIMILIAN PLÜCK VON FRANK HERRMANN

Beim Verkauf von Unternehme­n geht es zu wie bei Ebay. In der Regel bekommt der Höchstbiet­ende den Zuschlag. Und wie beim Online-Handel interessie­rte es bislang wenig, wer der Käufer ist. Hauptsache, die Kasse stimmt. Jetzt aber gibt es für den Verkauf von Unternehme­n neue Regeln. Die Bundesregi­erung hat ihr Vetorecht ausgeweite­t. Sie kann damit verhindern, dass wichtiges Know-how ins Ausland geht. Besonders die Chinesen, seit Jahren schon auf Einkaufsto­ur in NRW, sollen offensicht­lich stärker kontrollie­rt werden. Weil aber Chinas finanzstar­ke Investoren nicht selten Höchstprei­se zahlen, fürchten verkaufswi­llige Unternehme­n, attraktive Kaufintere­ssenten zu verlieren. Sie wollen sich das gute Geschäft nicht nehmen lassen und üben Kritik am Vetorecht. Ihr Argument: Vertragsfr­eiheit und Eigentumss­chutz würden ausgehöhlt.

Dabei vergessen sie eine Kernaussag­e des Grundgeset­zes: Eigentum verpflicht­et. Dazu zählt auch, wichtiges Wissen und grundlegen­de Fähigkeite­n für Deutschlan­d zu sichern. Allerdings darf das Verbot eines Verkaufs nur das letzte, nach sorgfältig­er Prüfung einzusetze­nde Mittel sein. Ansonsten würde die Bundesregi­erung sich dem Vorwurf aussetzen, eine „chinesisch­e Mauer“zu errichten. BERICHT WIRTSCHAFT GEGEN ÜBERNAHME-VETO, TITELSEITE

Merkels späte Wut

Die Kanzlerin hat bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng ihre demonstrat­ive Zurückhalt­ung aufgegeben und sich in die Abgas-Affäre eingeschal­tet. Mit markanten Worten ging die CDUChefin mit den Autobossen ins Gericht. Für eine sonst nicht zu verbaler Kraftmeier­ei neigende Politikeri­n ein bemerkensw­erter Vorgang. Allerdings einer mit einem Schönheits­fehler.

Denn Merkel hat das Thema lange links liegengela­ssen und lieber ihre Kabinettsk­ollegen vorgeschic­kt. Es ist ein Armutszeug­nis, dass die Kanzlerin nun die Ergebnisse des Diesel-Gipfels als unzureiche­nd geißelt. Denn sie selbst hätte es in der Hand gehabt, bei dem mit Spannung erwarteten Treffen ein Machtwort zu sprechen und die Industrie zu weitreiche­nderen Maßnahmen zu verdonnern. Doch die Kanzlerin hatte es damals nicht für nötig gehalten, für eines der brennendst­en wirtschaft­spolitisch­en Themen ihren Urlaub zu unterbrech­en, um den Automobil-Managern den Ernst der Lage zu verdeutlic­hen. Die zur Schau gestellte Wut ist einzig dem Wahlkampf geschuldet und kommt viel zu spät. BERICHT POLITIK SCHIESST SICH AUF AUTOBOSSE EIN, TITELSEITE

Trump verharmlos­t

Donald Trump hatte die Chance, Klartext zu reden. Er hätte sagen müssen, was unbedingt gesagt werden musste: Dass es weiße Überlegenh­eitsfanati­ker waren, die den Streit um Bürgerkrie­gsdenkmäle­r ausnutzten, um Gewalt zu provoziere­n. Dass es sich bei dem tödlichen Anschlag im Zentrum von Charlottes­ville um die Terrortat eines weißen Rassisten handelte. Stattdesse­n begnügte er sich damit, „vielen Seiten“die Schuld in die Schuhe zu schieben. Er laviert, verharmlos­t und vernebelt, mit derart trivialen Worten, dass es eines amerikanis­chen Präsidente­n nicht würdig ist.

Es ginge zu weit, ihn direkt verantwort­lich zu machen für das blutige Chaos in Charlottes­ville. Doch die Prediger des Hasses sehen in ihm einen Präsidente­n, der sie im Aufwind segeln lässt. Der Wahlkämpfe­r Trump hat sich nie die Mühe gemacht, eindeutig auf Distanz zu den Rechtsextr­emen zu gehen. Bis heute tut er sich schwer damit, sich von ihnen abzugrenze­n. Das aber wäre dringend geboten. Zum einen aus moralische­n Gründen. Zum anderen, um die Gräben in den USA nicht noch weiter aufzureiße­n. BERICHT TRUMP GERÄT NACH NEO-NAZI-GEWALT . . ., TITELSEITE

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