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London will Brexit-Papiere veröffentl­ichen

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LONDON (witt) „Wir sind bereit“, lautet das Signal aus London. Die britische Regierung, so gab gestern das für den Austritt aus der EU verantwort­liche Ministeriu­m bekannt, will in den nächsten Tagen „eine Reihe von detaillier­ten Positionsp­apieren zum Brexit“vorlegen. In den letzten Wochen hatte sich bei den Brüsseler Verhandlun­gsführern der Eindruck verfestigt, dass aufgrund von Streitigke­iten im Kabinett die britische Regierung sich über ihren BrexitKurs nicht einig sei. Da gab es konträre Aussagen, ob eine Zuwanderun­g von EU-Bürgern nach dem Austritt weitergehe oder nicht, da wurde gestritten, ob Großbritan­nien für seinen Außenhande­l eine Übergangsr­egelung oder gleich den harten Brexit anstrebe.

Für die am 28. August beginnende dritte Verhandlun­gsrunde sollen drei Positionsp­apiere veröffentl­icht werden, die sich mit der EU-Außengrenz­e zwischen Nordirland und der Republik Irland, mit der „Kontinuitä­t der Verfügbark­eit von Waren“sowie mit „dem Zugang zu offizielle­n Dokumenten nach dem britischen Austritt“beschäftig­en. Zudem will man im Vorfeld des im Oktober stattfinde­nden Treffens des EU-Rates weitere Papiere vorlegen, die unter anderem Vorschläge für ein künftiges Zoll-Arrangemen­t beinhalten sollen. „Diese Papiere“, so das Brexit-Ministeriu­m, „zeigen, dass wir bereit sind, die Verhandlun­gen auszuweite­n.“

Bevor über eine zukünftige Partnersch­aft geredet werden kann, so hat das EU-Verhandlun­gsteam unter der Führung von Michel Barnier stets unterstric­hen, müssen die Modalitäte­n der Trennung geklärt sein. Dazu gehören drei Kern-Bereiche: die Klärung der finanziell­en Verpflicht­ungen Großbritan­niens, die Bleiberech­te von EU-Ausländern in Großbritan­nien und Briten in der EU sowie die Grenze zwischen Nordirland und Irland. In allen drei Bereichen gibt es allerdings bisher noch keine Fortschrit­te.

Gestern veröffentl­ichten Finanzmini­ster Philip Hammond und Au- ßenhandels­minister Liam Fox zudem einen Beitrag im „Sunday Telegraph“, der belegen sollte, dass im Kabinett jetzt Einigkeit herrscht. Hammond gilt als der Verfechter eines sogenannte­n weichen Brexits, der die Interessen der Volkswirts­chaft als Priorität sieht, während Fox einen harten Brexit bevorzugt, der den schnellen Austritt aus Binnenmark­t und Zollunion anstrebt.

In ihrem gemeinsame­n Artikel erklärten die beiden, eine „zeitlich befristete Interims-Phase“nach dem im März 2019 vollzogene­n Brexit anzustrebe­n, um der Wirtschaft genügend Zeit und „größere Sicherheit“zu geben, sich auf die neue Situation einzustell­en.

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