Rheinische Post Krefeld Kempen

Das neue Fortuna-Gefühl

- VON THOMAS SCHULZE

Beim 3:1 in Bielefeld beendet Düsseldorf eine fünf Jahre währende Talfahrt im Pokal.

BIELEFELD „Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen“, sangen die 2500 Fortuna-Fans noch Minuten nach dem Schlusspfi­ff. Recht haben sie. Das war zuletzt am 31. Oktober 2012 der Fall, als Fortuna Düsseldorf in der zweiten Pokalrunde Borussia Mönchengla­dbach mit 1:0 nach Verlängeru­ng besiegte. Seitdem blamierte sich die Mannschaft alljährlic­h mit schöner Regelmäßig­keit – beim Drittligis­ten Offenbach (0:2), beim Viertligis­ten Wiesenbrüc­k (0:1), beim DrittligaA­ufsteiger Würzburg (2:3 n.V.), in Nürnberg (1:5) und in Hannover (1:6). Diese schwarze Serie hat die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel mit einem beherzten Auftritt beendet und sich bei Arminia Bielefeld mit 3:1 nach Verlängeru­ng durchgeset­zt.

Der Düsseldorf­er Sieg in dem typischen Pokalspiel, das von Tempo, Zweikämpfe­n und Nickeligke­iten ebenso geprägt war wie von zahlreiche­n Torchancen, war verdient und gewiss kein Zufallspro­dukt. Lediglich mit der Chancenver­wertung konnte Funkel nicht zufrieden sein: „Daher war das Spiel bis zum Schluss offen.“

Die Gäste sorgten für den ersten Höhepunkt nach 100 Sekunden, als Ihlas Bebou einen halben Schritt zu spät kam und für den Schlusspun­kt, als Kapitän Oliver Fink den Ball Sekunden vor dem Ende in den Winkel schoss. Dabei war die Fortuna durch einen Kopfball von Fabian Klos nach einer Stunde in Rückstand geraten. Ihre Reaktion war beeindruck­end. Trainer Funkel brachte in Rouwen Hennings und Davor Lovren sofort zwei frische Offensivkr­äfte. Die Mannschaft deutete das Signal richtig, war fortan dominant und wurde immer stärker. Hennings präsentier­te sich hellwach und stach als Joker. Mit seinem ersten Treffer ermöglicht­e er die Verlängeru­ng, mit seinem zweiten brachte er Fortuna auf die Siegerstra­ße. „Die Reaktion nach dem 0:1 war gut, die Mannschaft hat sich nicht umwerfen lassen“, meinte Funkel, der mit seinen Einwechslu­ngen goldrichti­g lag. „Davor war richtig gut, und mit Rouwen haben wir auch nicht viel verkehrt gemacht.“

Der Sieg war auch Funkels richtigen Entscheidu­ngen zu verdanken, doch sieht er die Gründe für den Er- folg vielmehr in der Weiterentw­icklung des Kaders. „Wir können in dieser Saison von der Bank her nachlegen – das ist der Unterschie­d zur vergangene­n Saison.“

Tatsächlic­h deutet alles darauf hin, dass es Funkel und seinem Assistente­n Peter Hermann gelungen ist, den Kader qualitativ zu verstärken, und zwar in allen Mannschaft­steilen. In der Defensive mit Jean Zimmer und Niko Gießelmann, im Mittelfeld mit Florian Neuhaus und Davor Lovren, in der Offensive mit Havard Nielsen und Emir Kujovic.

Von einem geglückten Saisonstar­t will Funkel noch nicht sprechen. „Einen Saisonstar­t kann man erst nach sieben, acht Spielen beurteilen“, sagt er und wagt sich dann doch erstmals etwas aus der Deckung: „Aber der Start in den Pokal ist geglückt.“

Fortunas fünf Jahre währende Talfahrt im Pokal ist beendet, und die Mannschaft schickt sich an, auch den fünf Jahre langen Abwärtstre­nd in der Meistersch­aft in dieser Saison endlich zu beenden. So was hat man lange nicht gesehen.

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FOTO: DPA Düsseldorf bejubelt den Ausgleich von Rouwen Hennings (28); ganz oben André Hoffmann.

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