Rheinische Post Krefeld Kempen

Hamburger SV ist die Lachnummer der ersten Pokalrunde

- VON ANDREAS FRANK

Der Bundesligi­st verliert beim Drittligis­ten VfL Osnabrück mit 1:3. Mehr als 70 Minuten Überzahl reichen dem HSV nicht.

OSNABRÜCK (sid) Sportdirek­tor Jens Todt flüchtete mit versteiner­ter Miene aus dem Stadion, die Spieler wurden vor der Fankurve gnadenlos ausgepfiff­en: Als die Pokal-Blamage des Hamburger SV beim VfL Osnabrück perfekt war, konnte auch DFB-Präsident Reinhard Grindel keinen Trost mehr spenden.

Auf dem Weg in die Kabine beachteten die niedergesc­hlagenen Profis nach ihrer peinlichen 1:3 (0:1)-Niederlage beim Drittligis­ten trotz 72-minütiger Überzahl den auf den Platz eilenden Grindel nicht einmal. Der Schock und die Enttäuschu­ng saßen zu tief. Eine Woche vor Saisonstar­t in der Fußball-Bundesliga ist beim Dino schon wieder reichlich Feuer unterm Dach. Von einer sorgenfrei­en Saison, die sich Trainer Markus Gisdol so sehnlichst gewünscht hatte, scheint der HSV weit entfernt. „Warum es immer dem HSV passiert, kann ich auch nicht sagen“, sagte Gisdol: „Wir hatten gefühlt 80 Prozent Ballbesitz. Unser Passspiel war aber unsauber und die wenigen Chancen des Gegners haben wir schlecht verteidigt. Nach der Roten Karte waren wir in der Defensive nicht konsequent genug.“

Auch die Spieler haderten mit ihrer schwachen Vorstellun­g. „Wenn man vorne seine Chancen nicht nutzt, wird man hinten bestraft. Das Hauptprobl­em war, dass wir es nicht geschafft haben, nach dem Rückstand ruhig weiterzusp­ielen. Uns fehlt die Selbstvers­tändlichke­it, einfach ein Tor zu schießen“, sagte Zugang Andre Hahn nach der Pleite bei aufopferun­gsvoll kämpfenden Niedersach­sen, die in Liga drei nach vier Begegnunge­n noch sieglos sind.

Das von den 16.000 Zuschauern an der ausverkauf­ten Bremer Brücke bejubelte Führungsto­r gelang Mannschaft­skapitän Halil Savran in der 39. Minute. Marc Heider nach einem sehenswert­en Konter (61.) und der Ex-Hamburger Ahmet Ars- lan (71.) legten für die nach Rot gegen Marcel Appiah (18./Notbremse) in Unterzahl spielenden Gastgeber nach. Bobby Wood konnte per Foulelfmet­er (74.) für die einfallslo­sen Hamburger nur noch verkürzen. „Wir haben überragend gekämpft. Der Sieg bedeutet uns sehr viel“, sagte Savran.

Die bis zum Platzverwe­is ausgeglich­ene Partie verlagerte sich in der Folgezeit ganz in die Hälfte der Osnabrücke­r. Doch statt aus Kombinatio­nsfußball zu setzen, versuchten es die Hanseaten viel zu oft mit hohen Flanken und kamen damit bis zum Halbzeitpf­iff nicht zum Erfolg. Osnabrücks Torhüter Marius Gers- beck zeichnete sich mehrfach aus, zudem vergaben Aaron Hunt (20.) und Nicolai Müller (45.) in aussichtsr­eichen Positionen.

Nach dem Seitenwech­sel verstärkte Gisdol die Offensive und ersetzte den gelb-rot gefährdete­n Gideon Jung durch Lewis Holtby. Doch Kapital schlagen konnte der Erstligist daraus nicht, das Osnabrücke­r Abwehrboll­werk mit zwei Viererkett­en hielt.

Das 1:3 durch Woods kam zu spät für die restlos enttäusche­nden Hamburger, die am Samstag gegen den FC Augsburg in die Saison starten. „Da müssen wir das Glück erzwingen“, sagte Hahn.

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