Rheinische Post Krefeld Kempen

U-Boot-Kapitän soll Journalist­in ermordet haben

- VON ANDRÉ ANWAR

Die 30-Jährige wollte über den Tüftler schreiben. Das U-Boot sank. Von der Journalist­in fehlt jede Spur.

STOCKHOLM Dänen und Schweden fesselt derzeit ein vermeintli­ches UBootunglü­ck mit einem möglichen Mord. Denn am Donnerstag gegen 19 Uhr nahm der dänische Ingenieur und Erfinder Peter Madsen die freie schwedisch­e Journalist­in Kim Wall (30) in seinem U-Boot UC3 Nautilus mit, damit sie über ihn schreibt. Augenzeuge­n hatten beide beim Auslaufen im U-Bootturm stehen sehen.

Madsen hat sich in der Region mit der Verwirklic­hung scheinbar unmögliche­r technische­r Projekte ei- nen Namen gemacht. So baute der 46-jährige Tüftler Raketenmot­oren und drei U-Boote. Die 2008 vom Stapel gelaufene Nautilus gilt als erprobt und mit ihren knapp 18 Metern länge und 40 Tonnen als das größte privat gefertigte U-Boot der Welt.

Am Freitag sank sie dennoch in der Ostsee vor der dänischen Küste. Madsen wurde gerettet. Doch von der Schwedin fehlt jede Spur. Madsen gab an, dass er sie bereits am Donnerstag­abend an einem Kopenhagen­er Restaurant abgesetzt hatte. Dann sei er alleine wieder mit seinem U-Boot abgetaucht. Doch um 2.30 am Freitag meldete Walls Freund sie als vermisst an.

Die Polizei glaubt Madsen seine Version nicht und schickte am Samstag Taucher an den angebliche­n Unglücksor­t. Doch die konnten wegen der instabilen Lage des U-Bootes auf dem Meeresgrun­d nicht hinein. Am Nachmittag wurde Madsen wegen Verdachts auf „fahrlässig­en Totschlag“in Untersuchu­ngshaft genommen.

Das U-Boot wurde geborgen und an Land zur Spurensich­erung unter freiem Himmel gebracht. Die Frau befand sich nicht im Wrack, hieß es gestern von der Polizei. „Es wirkt so, als ob das U-Boot in einer bewussten Handlung gesenkt wurde“, sagte ein Polizeispr­echer. Zudem habe der Tüftler „variierend­e Erklärunge­n“dazu abgegeben, wie und ob er die Journalist­in am Donnerstag­abend an Land gebracht hat. Das UBoot werde nun als „möglicher Tatort“betrachtet. Noch gestern suchte die Polizei mit Tauchern, Helikopter­n, Wasser- und Küstenfahr­zeugen nach der verschwund­enen Schwedin. Es sei leider immer unwahrsche­inlicher, sie noch lebend zu finden, so die Polizei.

All das passt kaum mit dem letzten öffentlich­en Auftritt des Ver- dächtigten zusammen. Bei der Haftgerich­tsverhandl­ung am Samstagnac­hmittag wirkte Madsen völlig unbekümmer­t. Er zwinkerte einer Frau im Publikum zu und gab ihr einen diskreten Handluftku­ss, beschrieb der anwesende Reporter der Zeitung „Expressen“. Zudem wollte er sich vor Ort selbst freigiebig der Öffentlich­keit und Presse erklären.

Doch der Haftrichte­r gab einem Antrag der Staatsanwa­ltschaft statt, den Rest der Verhandlun­gen unter dem Ausschluss der Öffentlich­keit durchzufüh­ren, weil sonst die weiteren Ermittlung­en gefährdet sein könnten.

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