Rheinische Post Krefeld Kempen

Regierung beim Diesel unverbesse­rlich

- VON OLIVER BURWIG VON HORST THOREN PASSAGIERE VERPASSEN FLUG, SEITE A 3 VON CHRISTINE LONGIN MACRON NACH 100 TAGEN . . ., SEITE A 5

Augen auf beim Autokauf: Wenn sich jemand einen Neuwagen aussucht – ob es nun ein Benziner, Diesel oder etwas anderes sein soll –, entscheide­t der Bauch mit. Dass Benziner sportliche­r sind, der Diesel nur für Vielfahrer taugt und E-Autos für Überlandst­recken nicht die nötigen Akkus haben, sind Vorurteile, die immer weniger stimmen. Noch viel mehr als ein Privatmens­ch sollte die Bundesregi­erung darauf achten, sich bei der Erneuerung ihrer Dienstwage­nflotte nicht von liebgewonn­enen Traditione­n leiten zu lassen.

Man beginnt sich zu fragen, ob jene Ministerie­n, die auch 2017 noch kein einziges Auto mit Hybrid- oder E-Antrieb haben, über Alternativ­en zu Dieseln der großen deutschen Hersteller überhaupt nachdenken. Auch die Bundesmini­sterien sollten sich fragen, wie viel PS sie brauchen, wie weit sie fahren müssen und ob wirklich jedes Auto der Oberklasse entspreche­n muss. Damit die Entscheide­r das auch tun, brauchen sie Richtlinie­n, die sich nicht nur die Ministerie­n selbst freiwillig auferlegen, sondern die verpflicht­end sind für alle Dienstwage­n. Gerade die Regierung sollte es mit ihrer neuen Abgas-Achtsamkei­t ernst meinen und prüfen, welcher Antrieb sein muss – und wie sie ihn so schadstoff­arm wie möglich bekommt. BERICHT MINISTER BLEIBEN DIESELAUTO­S TREU, TITELSEITE

Schon bevor sie abheben, gehen täglich Tausende Fluggäste am Düsseldorf­er Airport in die Luft. Weil sie lange warten müssen, zu lange. Weil vor allem die Sicherheit­skontrolle­n dauern, verpassen manche Passagiere sogar ihren Flug. Schuld am Chaos will niemand sein. Dabei war schon seit April bekannt, dass das Personal an den Sicherheit­skontrolle­n kaum reichen wird. Der Flughafen freut sich deshalb nur bedingt über die Rekordzahl­en. Düsseldorf vergrätzt in diesen Urlaubswoc­hen Zehntausen­de Passagiere.

Seit Frühjahr sehen sich Bundespoli­zei und Dienstleis­ter nicht in der Lage, für zusätzlich­es Personal zu sorgen. Der Markt an Sicherheit­skräften sei leer gefegt, weitere Mitarbeite­r könnten so schnell nicht geschult werden. Wenn das stimmt, sorgt die Bundespoli­zei nicht ausreichen­d vor. Vorwürfe müssen sich auch Airlines und Flughafen machen lassen. Ihr vermeidbar­er Planungsir­rtum verdirbt derzeit Hunderttau­senden den Start in die schönste Zeit des Jahres. Bleibt zu hoffen, dass die Betroffene­n zumindest am Zielort wieder „runterkomm­en“und Entspannun­g finden. BERICHT

EZum In-die-Luft-Gehen

Macrons Elfenbeint­urm

mmanuel Macron schien einer zu sein, dem alles nur so zufliegt. Aus dem Nichts wurde er zum französisc­hen Präsidente­n gewählt, dem in den ersten Wochen im Amt alles gelang: Klimarette­r gegen Donald Trump, Verteidige­r der Menschenre­chte gegen Wladimir Putin und Impulsgebe­r der EU. Einer, der über Wasser laufen kann, so schien es. Doch die Erfolgssto­ry endet 100 Tage nach seiner Wahl – zumindest vorerst. Macron hat das Vertrauen der Franzosen verloren. Und zwar deutlich schneller als fast alle seiner Vorgänger. Der 39-Jährige hatte selbst so hohe Erwartunge­n in seine Präsidents­chaft geweckt, dass sein Sturz nun umso tiefer ausfällt.

Von Grund auf umkrempeln wollte Macron Frankreich, ein dringend notwendige­s Vorhaben. Aber wie er seine Aufgabe angeht, ist falsch. Mit Hilfe einer Technokrat­enkaste versucht der Staatschef selbstherr­lich, das Land von oben herab zu verändern. Auf Frankreich warten nun die Mühen der Ebene. Und genau das sollte Macron seinen Landsleute­n auch selbst erklären. Nach 100 Tagen ist es Zeit, aus dem Elfenbeint­urm herabzuste­igen. BERICHT

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