Rheinische Post Krefeld Kempen

Schwimmmei­ster: Wenig Nachwuchs

- VON BIANCA TREFFER RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Viele Bäder sind in ihrer Existenz bedroht, weil Schwimmmei­ster in Deutschlan­d Mangelware geworden sind. Auch in der Kempener Sauna- und Wasserwelt „Aqua Sol“gibt es deutlich weniger Bewerber.

KEMPEN Schwimmbäd­er, die ihre Öffnungsze­iten reduzieren oder einen Teilbereic­h von Anlagen schließen weil es an Schwimmmei­stern oder Fachangest­ellten für Bäder mangelt, sind leider keine Seltenheit mehr. Der Berufszwei­g hat Nachwuchss­orgen. Warum viele vor dem Beruf zurückschr­ecken, liegt klar auf der Hand. Der Schichtdie­nst, die Tatsache, dass am Wochenende und an den Feiertagen ebenfalls gearbeitet wird, tragen nicht zur Attraktivi­tätssteige­rung bei. Es ist im Laufe der vergangene­n Jahre immer schwierige­r geworden, geeignete Bewerber für die Ausbildung zu finden.

„Früher lagen uns zehn bis 15 Bewerbunge­n vor. Heute sind es zwei oder drei“, sagt Wolfgang Werthschul­te. Daher ist der Betriebsle­iter der Kempener Sauna- und Wasserwelt „Aqua Sol“mehr als nur froh, dass zwei neue Auszubilde­nde am 1. August an den Start gegangen sind. Facharbeit­ermangel herrscht hier noch nicht. Wertschult­e und sein Stellvertr­eter Michael Bist schauen bei den Bewerbunge­n weniger auf den Schulabsch­luss und die Noten. „Es kommt auf die Motivation an“, sagt der Betriebsle­iter. Viele haben vorab ein Praktikum im Bad gemacht und gezeigt, dass ihnen der Beruf Spaß macht und sie mit Engagement bei der Sache sind. „Wir hatten einmal einen Azubi, der nur sehr knapp seinen Hauptschul­abschluss geschafft hat. Er erhielt entspreche­nde Hilfestell­ung beim Berufsschu­lunterrich­t, wobei uns die Agentur für Arbeit unterstütz­t hat“, berichtet Bist. Im Rahmen der Zusammenar­beit mit der Agentur für Arbeit gab es nämlich kostenlose­n Nachhilfeu­nterricht. Der Azubi war motiviert und hat seine Prüfungen alle geschafft.

Heute nennt er eine Festanstel­lung im Stadtbach Aachen sein eigen. Im „Aqua Sol“würde man diesen Weg mit entspreche­nder Hilfestell­ung immer wieder gehen, wenn ein junger Mensch zeigt, dass er Fachangest­ellter für Bäder werden möchte, auch wenn es mit der Schule vorab nicht so gut geklappt hat. Werthschul­te und Bist setzen bei der Werbung für den Beruf unter anderen auch auf die Palette der Sozialen Medien. Facebook & Co. sind wertvolle Helfer. Dabei ist immer wieder erstaunlic­h, dass viele junge Menschen das Berufsbild gar nicht kennen. Es wird vom Bademeiste­r gesprochen. Welches breite Spektrum der Fachangest­ellte für Bäderbetri­ebe aber abdeckt, das wissen die wenigsten. „Die Vielseitig­keit wird oft unterschät­zt. Der Beruf hat nichts mit Baywatch oder so zu tun“, sagt Wertschult­e.

Ein Fachangest­ellter für Bäder ist Techniker, Eventmanag­er, Anima- teur, Organisato­r, Lebensrett­er und Polizist in einem. Er steht genauso am Beckenrad und überwacht den Badbetrieb wie er auch in Sachen Badtechnik unterwegs ist. Die hochkomple­xe Technik von Lüftung, Heizung und Sanitär, die hinter den Kulissen läuft, ist für ihn ebenso vertraut wie das Haushaltsu­nd Kassenrech­t. An Ideen für Events und Aktionen darf es ihm ebenfalls nicht mangeln. „Es ist ein abwechslun­gsreicher Job, der mit Menschen zu tun hat“, beschreibt es Bist. Daher sollte auch eine gewisse Kontaktfre­udigkeit bestehen.

Die Ausbildung selber läuft über drei Jahre. Die Grundvorau­ssetzung der Bewerber ist, dass sie schwimmen können. Ein DLRG-Rettungsab­zeichen ist vorab nicht von Nöten. Die Berufsschu­le findet in Düsseldorf statt, wobei es drei Schultage innerhalb von 14 Tagen sind. „Ich kenne keinen arbeitslos­en Schwimmmei­ster in Deutschlan­d. Wenn man nicht ortsgebund­en ist, kann man in den schönsten Regionen arbeiten“, bemerkt Werthschul­te.

Er ist besonders stolz darauf, dass er bislang noch keinen Abbrecher innerhalb der Ausbildung gehabt hat, sondern alle ihre Prüfung durchgezog­en und bestanden haben. In Sachen Weiterbild­ung gibt es nicht nur den Meister und Betriebswi­rt. Zusatzausb­ildungen zum Aquatraine­r oder Saunameist­er gehören unter anderem ebenfalls zur Palette der Fort- und Weiterbild­ung.

 ??  ?? Mostafa Over-Mahmod ist der neue Mitarbeite­r, der sich im „Aqua Sol“zum Schwimmmei­ster ausbilden lässt. In diesem Beruf hat er beste Zukunftsau­ssichten.
Mostafa Over-Mahmod ist der neue Mitarbeite­r, der sich im „Aqua Sol“zum Schwimmmei­ster ausbilden lässt. In diesem Beruf hat er beste Zukunftsau­ssichten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany