Rheinische Post Krefeld Kempen

In Willich bewegt sich was

- VON MARC SCHÜTZ

Neue Wohngebiet­e, der Ausbau der Verkehrs-Infrastruk­tur, Münchheide V und VI, der Abriss des Katharinen­Hospitals: In Alt-Willich stehen einige Projekte an.

WILLICH Für den Vorsitzend­en des Willicher Planungsau­sschusses, Christian Pakusch, bringt es zwar viel Arbeit mit sich, doch er freut sich, dass in Willich in den vergangene­n Monaten viel Erde und viele Steine bewegt wurden. Auch in den kommenden Monaten und Jahren sollen einige Projekte Gestalt annehmen. „Stillstand bedeutet Rückschrit­t, und es ist gut, dass sich in Willich wieder viel bewegt“, sagt er – auch wenn der Weg zu politische­n Beschlüsse­n bisweilen ein steiniger ist, denn nicht immer sind Politiker untereinan­der einer Meinung, zudem gründen sich häufig Bürgerinit­iativen, um ihren Standpunkt zu vertreten. Man denke beispielsw­eise an die Diskussion um die Kugel-Ahorne auf dem Willicher Markt, das Neubaugebi­et „Schiefbahn­er Dreieck“oder das private Projekt „Villa Langels“an der Bahnstraße.

Viele Interessen sind gegeneinan­der abzuwägen, was besonders deutlich wird am Reinershof in AltWillich. Dort möchte ein Investor das Hauptgebäu­de renovieren, die Seitengebä­ude abreißen und die Fläche neu bebauen. Insgesamt sollen 25 Wohneinhei­ten entstehen. Auf einem benachbart­en Acker ist ein Neubaugebi­et mit Einfamilie­nhäusern, Doppelhäus­ern und Geschosswo­hnungsbau vorgesehen. Planerisch anspruchsv­oll ist dieses Gebiet, da die Willicher Feuerwache in unmittelba­rer Nachbarsch­aft ist und eine zweite Zufahrt benötigt, damit die Freiwillig­en Feuerwehle­ute im Notfall schneller zur Wache gelangen und die Einsatzfah­rzeuge besser ausrücken können – ohne immer durch den häufig stark befahrenen großen Kreisverke­hr (der im kommenden Jahr saniert werden soll) fahren zu müssen. Manchen Anliegern passt das zwar gar nicht, aber Pakusch stellt klar, dass „wir das Allgemeinw­ohl im Auge behalten müssen“. Und an der Bedeutung der Feuerwehr fürs Allgemeinw­ohl wolle doch niemand ernsthaft zweifeln. Für ihn steht fest: „Die zweite Zufahrt muss kommen – auch dann, wenn aus dem Neubaugebi­et aus welchen Gründen auch immer nichts werden sollte.“

Apropos Feuerwehr: Die benötigt nicht nur eine zweite Zufahrt, sondern auch mehr Platz für Übungsfläc­hen, Umkleiden und Aufenthalt­sräume. Denn Willich wächst immer weiter. Vor allem für die geplante Erweiterun­g der Gewerbegeb­iete Münchheide um 160.000 Quadratmet­er, die in den kommenden Jahren angegangen werden soll, muss nicht nur die Verkehrs-Infrastruk­tur angepasst werden – auch die Feuerwehr muss entspreche­nd aufgerüste­t werden. Eine Zweigstell­e der Willicher Feuerwache wäre eine Möglichkei­t. Zu berücksich­tigen ist dabei immer, dass Willich mit mehr als 50.000 Einwohnern le-

Christian Pakusch diglich eine Ausnahmege­nehmigung dafür hat, lediglich einer Freiwillig­e Feuerwehr vorhalten zu dürfen. Und das geht nur so weiter, wenn weiterhin die maximalen Ausrückzei­ten eingehalte­n werden.

Weitere Gewerbegeb­iete brauche Willich dringend, so der Planungsau­sschuss-Vorsitzend­e, denn Firmen, die große Flächen benötigen, könne man derzeit nichts mehr anbieten. „Wir sind ausverkauf­t“, so Pakusch. Froh ist er darüber, dass die Autobahn-Auffahrt Münchheide ebenfalls im kommenden Jahr umgebaut werden soll – „auch wenn während der Bauphase schwere Zeiten auf die Pendler zukommen werden“. Am Umbau geht jedoch kein Weg vorbei: Die Kempener Straße aus Richtung Kempen ist morgens und die Ausfahrt aus den Gewerbegeb­ieten Münchheide abends überlastet. Die Straße soll daher auf vier Spuren erweitert wer- den. Dafür muss die Autobahn-Brücke abgerissen werden, weil die darunterli­egende Durchfahrt zu schmal ist. Also muss eine neue Brücke gebaut werden. Außerdem werden die Abfahr-Möglichkei­t von der A 44 verbessert. Das Planfestst­ellungsver­fahren soll Ende 2019 enden, Anfang 2020 sollen die Arbeiten beginnen, Ende 2023 soll der Verkehr dann ungehinder­t fließen können, wie der Landesbetr­ieb Straßen.NRW im Juni bei einer Bürgerinfo­rmations- Veranstalt­ung mitteilte. Die Kosten: 9 Millionen Euro.

Spannend wird (neben dem Marktplatz­umbau, der spätestens Anfang November beginnen soll) auch die Frage, was mit dem ehemaligen Katharinen-Hospital pas- sieren wird. Sicher ist, dass es abgerissen wird, sobald der Kauf durch die städtische Grundstück­sgesellsch­aft am 1. Januar 2019 vollzogen ist. Derzeit sind in dem Gebäude vom Land NRW Flüchtling­e untergebra­cht. „Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf hat die Liegenscha­ft lediglich bis Ende 2018 angemietet. Eine Anschlussn­utzung ist derzeit nicht geplant“, so Stefanie Klockhaus, Sprecherin der Bezirksreg­ierung. Bis Anfang dieses Jahres war das Gebäude für die Nutzung als Flüchtling­sunterkunf­t beschlagna­hmt, seit dem 1. Januar 2017 bestehe ein Mietvertra­g mit dem derzeitige­n Eigentümer, den Augustinus-Kliniken in Neuss, so Klockhaus.

Eine Kombinatio­n aus Wohnen und Einzelhand­el schwebt der Politik als künftige Nutzung des Areals vor, zu dem auch das ehemalige Schwestern­wohnheim gehört, in dem sich derzeit unter anderem der Arbeitskre­is Fremde und einige Arztpraxen befinden. Auch dieses soll abgerissen werden. Ein sogenannte­s Werkstattv­erfahren, in dem Planungsbü­ros ihre Ideen erarbeiten werden, soll es bereits im Herbst geben, so Pakusch. Für ihn ist das große Gelände mitten im Zentrum Willichs eines der Filetstück­e. Es könne im Zusammensp­iel mit dem neugestalt­eten Markt und einer möglichen Entwicklun­g des Brauerei-Geländes, das im vergangene­n Jahr den Besitzer gewechselt hat, ganz Alt-Willich deutlich aufwerten.

„Stillstand bedeutet Rückschrit­t, und es ist gut, dass sich in Willich

wieder viel bewegt“ Eine Kombinatio­n aus Wohnen und Einzelhand­el schwebt der Politik als Nutzung des Kran

kenhaus-Areals vor

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verbreiter­t werden. RP-Foto: Marc Schütz
Die Kempener Straße als Nadelöhr von der und zur A 44 soll im kommenden Jahr auf vier Spuren verbreiter­t werden. RP-Foto: Marc Schütz

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