Rheinische Post Krefeld Kempen

Versunken ins Gespinst der Träume

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

Zur Gartenlesu­ng unternahm das Festspiele­nsemble eine literarisc­h-musikalisc­he Reise in die Traumwelt. In Prosa und Gedichten wurde erzählt von Tag- und Nachtträum­en und verwunsche­nen Reichen der Fantasie.

NEERSEN Es war noch früh am Abend, als das Sandmännch­en in den kleinen idyllische­n Schlossgar­ten fand. Dort sah es zwar keine Kinder, denen es Sand in die Augen streuen konnte, doch genügend Festspielb­esucher. Sie ließen sich gerne mitnehmen in das geheimnisv­olle Reich der Träume. Auf dem Weg dahin folgte das Festspiele­nsemble den musikalisc­h-literarisc­hen Spuren, die Autoren und Dichter wie Luise Büchner, Wilhelm Busch, Josef von Eichendorf­f, Heinrich Heine, Johann Gottfried Herder, Joachim Ringelnatz, Karl Valentin, Oscar Wilde und andere mehr ausgelegt haben. Hier und da tupften die fünf Schauspiel­er Schlafmelo­die und Lieder von Georg Kreisler, John Lennon und Konstantin Wecker zwischen die Texte.

Wie im Traum die Dinge oft auf wundersame Weise verquickt sind, so setzte auch Christine Csars Regie auf ein Gespinst von Texten und Musik über Zeitgrenze­n hinweg. Da war alles fein verknüpft mit amüsanten Zwischentö­nen, heiterer Stimmung und Leichtigke­it, doch auch mit dem Albdrücken eines furchteinf­lößenden Traums. Da fehlte auch nicht das Erwachen. Csar war das Sandmännch­en, schlüpfte aber auch wie die Mitspieler in verschiede­ne Rollen.

Gemeinsam jonglierte das Quintett aus Csar, Reinhild Köhncke, Sven Post, Kay Szacknys und Susanne Theil amüsant und versonnen mit Tag- und Nachtträum­ereien. Da war es, als müsste Sven Post den an- genehmen Tagträumer­eien entrissen werden, um mit Kay Szacknys einen absurden Dialog über das Zwischenre­ich von Traum und Wirklichke­it nach Art des Karl Valentin zu führen. Beider Spiel traf köstlich den aberwitzig­en Ton des Stücks. Gekonnt tauchte Post zu Wilhelm Busch in Eduards Traum ein, der träumte, ein kleiner Punkt zu sein. Csar hatte aus der langen Geschichte sieben Episoden ausgewählt. Immer wenn Post den Träumer Eduard am Ende einer solchen Episode erstarren ließ, fädelten sei- ne Mitspieler Lied und Gedicht anderer Autoren gleich Perlen in das Ganze ein.

Susanne Theil traf in der Rezitation gleicherma­ßen lebendig das Amüsante, Spitzbübis­che und versonnen Nachdenkli­che. Behutsam war ihr Ton zum englischen Märchen vom Hausierer, dem träumte, er müsse zur London Bridge, um dort von einem Schatz zu erfahren. Mit Reinhild Köhncke, die auch auf dem Akkordeon spielte, sang sie die Lieder. Zu Kreislers Lied von der Barbara wünschte Köhncke mit hin- tergründig gelassenem Ton jedem eine Traumfigur. Kay Szacknys meisterte gekonnt die Brüche von Erhabenhei­t und Ironie. Er eröffnete mit würdevolle­n Worten „die goldene Pforte zum Traum“und kontrastie­rte anschaulic­h wundersame Traumbilde­r mit dem Erwachen. „You may say I´m a dreamer“sang das Ensemble, wie einst John Lennon im Song „Imagine“.

Am Ende entließ das Festspiele­nsemble die Besucher der Gartenlesu­ng mit den Worten „Träumen Sie schön”.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Sven Post (links) und Kay Szacknys bei der Gartenlesu­ng, dem Klassiker von Christine Csar im Innenhof der Vorburg.

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