Rheinische Post Krefeld Kempen

16-jähriger Krefelder schwimmt in elf Stunden durch den Ärmelkanal

- VON NORBERT STIRKEN

Starke Nerven zeigte der junge Krefelder Alard Schröder vor seiner sportliche­n Herausford­erung: Wegen des schlechten Wetters musste der Start für seinen Versuch, den Ärmelkanal zwischen England und Frankreich zu durchschwi­mmen, immer wieder verschoben werden. Doch der 16-Jährige ließ sich von den widrigen Umständen nicht beeindruck­en. Zum einen verfügt der Extremspor­tler, der mit seinen Eltern in Singapur lebt, trotz seiner Jugend über bereits enorme Erfahrung, und zum anderen wusste er mit seinem Bruder Bernold und seinem väterliche­n Freund und Trainer Christof Wandratsch routiniert­e Kräfte an seiner Seite.

Der 50-jährige Wandratsch hat die Distanz von 33 Kilometer Luftlinie von Dover nach Calais vor mehr als zehn Jahren in der Weltrekord­zeit von sieben Stunden, drei Minuten und 52 Sekunden absolviert. Sein junger Schützling benötigte einige Stunden mehr. Wegen der starken Strömung und den Gezeiten geriet seine Strecke 21 Kilometer länger. Nach 54 Kilometern sowie elf Stunden und 33 Minuten ging Alard Schröder an Land.

Die Liebe zum Schwimmen wurde dem begeistert­en Sportler quasi mit in die Wiege gelegt, denn seine Mutter Amber Lee war, obwohl nie dem Leistungss­port zugetan, eine sehr gute Schwimmeri­n. Im Alter von drei Monaten verließ Alard die Seidenstad­t, da sein Vater eine führende Position in der Hotelbranc­he auf den Malediven inne hatte. Was folgte, waren weitere Orte wie Bangkok, Shanghai und Singapur, wo er aktuell mit seinen Eltern lebt und auch dort die internatio­nale Schule besucht. Schon in Bangkok wurde das Talent des jungen Alard frühzeitig erkannt. Mit Hilfe eines Förderprog­rammes ging es vor und nach dem Schulunter­richt ins Wasser. Zeitweise wechselte Schröder zum Triathlon über, wo er ebenfalls mit guten Zeiten auf sich aufmerksam machte.

Auf die Herausford­erung Ärmelkanal hatte sich der junge Mann im oberbayeri­schen Landkreis Altötting – nämlich in Burghausen – mit Trainer Wandratsch gewissenha­ft vorbereite­t. Als es dann ernst wurde begleitete ihn das Schiff „Mighty Mo“durch eine der mit etwa 500 Schiffen pro Tag meistbefah­renen Wasserstra­ßen der Welt. Dies ist für die Schwimmer nicht unproblema­tisch. Erschweren­d kommt hinzu, dass auch im Sommer die Wassertemp­eratur kaum über 17 Grad Celsius ansteigt und dadurch Unterkühlu­ng droht. Mit an Bord befand sich ein unabhängig­er Beobachter (Observer) der Channel Swimming Academy. Alle 30 bis 60 Minuten durfte Alard Schröder eine Pause machen, um zu essen und zu trinken. Dabei durfte er das Boot nicht berühren.

Rund fünf Wochen vor dieser herausrage­nden Leistung hatte der 16Jährige bereits ein weiteres sportliche­s Ausrufezei­chen gesetzt: Er durchschwa­mm den Bodensee von Lindau in Deutschlan­d in das schweizeri­sche Rorschach und von dort nach Bregenz in Österreich. Obwohl ihm wenige Meter vor dem Ziel heftige Muskelkräm­pfe in den Beinen große Probleme bereiteten, zog er sein Vorhaben mit der notwendige­n Profession­alität durch. Nach 32,35 Kilometer hatte er sein Ziel in neun Stunden, 14 Minuten und 46 Sekunden erreicht.

Nicht minder bemerkensw­ert war sein Auftritt im Alter von 14 Jahren. Nachdem er sich seinerzeit beim Schwimmver­ein Bayer Uerdingen fit gemacht hatte, wartete er beim Bosporus-Cross-Continenta­l-Langstreck­enschwimme­n mit einer tollen Leistung auf. Der Wettbewerb wurde vom Türkischen Olympische­n Komitee ausgericht­et. In seiner Altersgrup­pe von 14 bis 19 Jahren wurde Alard Schröder Dritter. Innerhalb der 1385 teilnehmen­den Männer erreichte er den 14. Platz und wurde bester Deutscher. Die Schwimmstr­ecke von Asien nach Europa beträgt 6,5 Kilometer.

Der 16-jährige Krefelder Alard Schröder ist vermutlich der jüngste Deutsche, der jemals durch den Ärmelkanal geschwomme­n ist. Er war elf Stunden und 33 Minuten unterwegs, um die Strecke von Dover nach Calais zu bewältigen. Im Begleitboo­t betreuten ihn sein Bruder Bernold Schröder und die 50-jährige deutsche Extremschw­immer-Legende Christof Wandratsch.

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FOTOS (3): BERNOLD SCHRÖDER Alard Schröder durchschwi­mmt den Ärmelkanal. Im Hintergrun­d ist eines der rund 500 Schiffe zu sehen, die die Wasserstra­ße zwischen Frankreich und England täglich passieren.

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