Rheinische Post Krefeld Kempen
Der Sport braucht Typen
LONDON Nun ist es also für die deutsche Leichtathletik wieder vorbei mit dem Rampenlicht globaler Sportöffentlichkeit. Zehn Tage WM in London sind zu Ende, und der Abschied schubst die Athleten und ihre Sportart zurück in den alltäglichen Kampf um Fördergelder, Sponsoren und TV-Präsenz. Es ist ein Kampf, wie ihn hierzulande auch das Schwimmen führt. Die zwei olympischen Kernsportarten strampeln quasi im selben Hamsterrad, bemüht um nicht weniger als das Bewahren der eigenen Wichtigkeit im Leistungssport.
Beide müssen gucken, wo sie bleiben, wie sie im Schatten des alles erdrückenden Fußballs möglichst viel öffentliche Wahrnehmung bekommen können. Dafür müssen sie jedoch einen Teufelskreis durchbrechen: Schwimmen wie Leichtathletik haben in Deutschland eine lange Tradition internationaler Erfolge, doch die Erfolge sind seit Jahren auch vor dem Hintergrund immer größerer internationaler Konkurrenz rar geworden. Das führt dazu, dass das öffentliche Interesse sinkt. Wo das öffentliche Interesse sinkt, sinkt auch das Interesse des Fernsehens an Übertragungszeiten. So versteckten ARD und ZDF die Schwimm-WM in Budapest im Juli erstmals im Nischenprogramm und im Internet. Quiz-Sendungen im Vorabendprogramm erzielten mehr Quote, hieß es.
Wenn die TV-Präsenz sinkt oder ausfällt, wird eine Sportart uninteressanter für Sponsoren, was wiederum zur Folge hat, dass den Ver- bänden wichtige Gelder fehlen. Gelder, um Athleten wieder in Richtung Weltspitze bringen zu können.
Was fehlt, sind dann auch echte Stars. Stars, die eine Ausstrahlung über den Sport hinaus entwickeln. Stars, wie sie früher zu „Wetten, dass…?“eingeladen worden wären. Solche Typen brauchen die Schwimmer und Leichtathleten, um auch abseits von WM- und Olympia-Erfolgen Momente im Rampenlicht zu erhaschen, wie es jetzt 3000-Meter-Hindernis-Läuferin Gesa Krause mit ihrem vielbeachtet fairen Verhalten nach dem Rennen gelungen war. Hinzu kommt die Doping-Problematik: Die Gesellschaft und genauso der Staat als Geldgeber erwarten von deutschen Athleten, dass sie sauber sind. Das ist eine ethisch nachvollziehbare Forderung. Realistisch betrachtet, macht so eine Forderung die Aussicht auf internationale Erfolge fast schon illusorisch. Mit der Leistungssportreform sollte nun alles besser werden, doch die Sportarten haben die Reform längst als das nächste Problem für ihre Misere ausgemacht.
Anhand verschiedener Parameter soll das Erfolgspotenzial einer jeden Sportart gemessen werden. Darauf aufbauend werden Fördergelder