Rheinische Post Krefeld Kempen

Yeboah stärkt den Konkurrenz­kampf

- VON KARSTEN KELLERMANN

Beim Pokalspiel in Essen gehörte der U 23-Stürmer überrasche­nd zum Kader der Borussen. Damit macht er Druck auf die Etablierte­ren. Wie Jonas Hofmann mit seinem Tor. „ Jetzt muss sich jeder strecken“, stellt Manager Max Eberl fest.

Joker-Tore sagen etwas aus. Nämlich, dass die Mannschaft­en, die in den Genuss dieser Art von Treffern kommt, nachlegen können, wenn es nötig ist, dass Qualität auf der Bank vorhanden ist, die bei Bedarf einem Spiel noch mal eine andere Richtung geben kann. So, wie es Jonas Hofmann getan hat, als er in Essen eingewechs­elt wurde und nur 13 Minuten später das wichtige 1:1 erzielte, das letztlich den 2:1-Erfolg in der ersten Pokalrunde erst möglich machte.

„Wir können jetzt endlich nachlegen. Dass auf der Bank praktisch niemand war, hat uns letzte Saison ein bisschen das Genick gebrochen. Wir konnten nicht reagieren, hatten nicht diese Qualität auf der Bank“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl danach und erinnerte an die Endphase der vergangene­n Saison, als der Kader angesichts vieler Verletzung­en extrem ausgedünnt war.

Nun gibt es zumindest in der Offensive reichlich Auswahl für Trainer Dieter Hecking. Hinten rum ist es schon enger, von den sechs Spielern, die in Essen verletzt fehlten, waren fünf Defensivsp­ieler. Der einzige Offensivma­nn, der aktuell im Krankensta­nd ist, ist Josip Drmic. Beim Schweizer, der in der vergangene­n Woche 25 Jahre alt geworden ist, ist weiterhin offen, wann er zurückkehr­t. Kurzfristi­g, so ist zu vermuten, kann man mit ihm nicht rechnen.

Das Vakuum ganz vorn, das durch den andauernde­n Drmic-Wegfall entsteht, füllt Dieter Hecking der- zeit mit Kwame Yeboah aus. Der U 23-Stürmer gehörte in Essen zum Aufgebot. Zum ersten Mal, seit er 2014 von Brisbane Roar nach Gladbach kam, war er Teil des Profi-Kaders. Der 23-Jährige hat körperlich­e Wucht in seinem Spiel, das unterschei­det ihn vom Rest des Gladbacher Offensivau­fgebots. „Er hat eine gute Geschwindi­gkeit, ist physisch präsent und hat Tiefgang in seinem Spiel“, sagt U 23-Trainer Arie van Lent. In dessen Team machte Yeboah bislang alle 48 Spiele für Borussia. Die von van Lent beschriebe­nen Talente des Australier­s gefallen auch Dieter Hecking. Ob er Yeboah zutraut, künftig auch in der Bundesliga eine Alternativ­e zu sein, wird sich zeigen.

Sportdirek­tor Max Eberl

Hofmanns Joker-Aktivität und Yeboahs etwas überrasche­nde Kaderzugeh­örigkeit sind Reizpunkte, die das Team selbst setzt – durch einen gesunden Konkurrenz­kampf. Hofmann, der schon am Freitag knapp an der Startelf vorbei schrammte, macht mit seinem Treffer Druck auf die, die gespielt haben. Tore sind eine gute Währung, um sich interessan­t zu machen. Und Yeboah, der nach seinem Wechsel nach Deutschlan­d zunächst einiges Verletzung­spech hatte und sich erst in der vergangene­n Spielzeit in der U 23 richtig zeigte, macht von hinten Druck auf die, die im Kader sind. Auch er stärkt somit den Konkurrenz­kampf. „Er hat die Chance, die er in der Vorbereitu­ng bekommen hat, genutzt“, sagt Eberl.

Yeboah ist eine etwas unerwartet­e Extra-Option bei den Gladbacher­n. Der Kader wurde zwar etwas verkleiner­t, dadurch aber ist die Leistungsd­ichte gewachsen, „Jetzt muss sich jeder strecken, überhaupt in den Kader zu kommen. So eine Situation brauchst du auch in der Bundesliga“, stellte Eberl mit einer gewissen Zufriedenh­eit fest. Für seinen Trainer ist es eine luxuriöse Situation, für den Klub möglicherw­eise der Schlüssel zum Erfolg und vielleicht für die Tür nach Europa, die in der Vorsaison verschloss­en blieb.

Dass gehobener Konkurrenz­kampf auch im Training förderlich ist, liegt auf der Hand: Jeder will sich zeigen und in den Vordergrun­d spielen. Hecking und sein Trainertea­m steuern den Konkurrenz­kampf geschickt. Eben weil den Fußballern klargemach­t wird, auch durch die Personalie Yeboah beim Essen-Spiel, dass sich Leistung lohnt. Ob Max Eberl die Konkurrenz-Situation noch mal verstärken wird durch den Zukauf eines neuen Stürmers, hängt nach wie vor davon ab, wie es mit Timothée Kolodziejc­zak weitergeht. Neues gibt es in der Sache nicht. Es gibt durchaus Interessen­ten, einige sogar, doch wenig förderlich ist die Tatsache, dass der Franzose angeschlag­en ist. Darum wird er auch nicht in den Konkurrenz­kampf um die Plätze für das Derby am Samstag eingreifen.

„Er hat die Chance, die er in der Vorbereitu­ng bekommen hat,

genutzt.“

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FOTO: IMAGO Ärmel hochgekrem­pelt und überzeugt: Kwame Yeboah hat eine gute Vorbereitu­ng absolviert und sich damit einen Kaderplatz beim Pokalspiel in Essen erkämpft.

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