Rheinische Post Krefeld Kempen

SERIE FERIENALPH­ABET: Z WIE ZUSTELLER Der radelnde Holländer mit der Zeitung

- VON WILLI SCHÖFER

Der gebürtige Niederländ­er Samy Silah ist einer von vielen Zeitungszu­stellern, die frühmorgen­s die Rheinische Post austragen und zu den Abonnenten bringen. Er ist in mehreren Bezirken in Willich unterwegs.

WILLICH/FORSTWALD „Wenn Sie keine Angst vor großen Hunden haben, kommen Sie ruhig rein“, sagt Samy, oder genau Sam Salih. Er meint damit seine beiden Dalmatiner „Spike“und „Lady“. Es ist Nachmittag, als er Besuch von der RP bekommt. Bald wird er sich wieder für einige Stunden aufs Ohr hauen. Der 43-Jährige, dem man sein Alter nicht ansieht, ist nämlich einer der Zusteller in Willich, der die Rheinische Post austrägt.

„Manchmal lese ich selbst etwas in der Zeitung, vor allem um die deutsche Sprache besser zu verstehen und zu sprechen“, sagt der gebürtige Niederländ­er schmunzeln­d. Er ist ein gelernter Elektriker, der aus Venlo stammt, den aber die Liebe an den Niederrhei­n verschlage­n hat. Sam Salih wohnt mit Freundin Pia-Maria (31) in Forstwald. Freundin stimmt nicht so ganz: „Wir kennen uns schon seit etwa neun Jahren und haben vor wenigen Tagen in Krefeld standesamt­lich geheiratet. Jetzt wünschen wir uns sehnlichst ein Baby“, erzählt er munter drauflos.

Zunächst hatte Sam in Venlo in vielen Bereichen gearbeitet. Nach seiner Lehre hatte er in Venlo, seiner Geburtssta­dt, auch andere Jobs übernommen, etwa als Verkäufer in einem Souvenir-Laden oder als Koch in einer Fabrikküch­e. Was Nachhaltig­es war aber nicht dabei. Und als er der Liebe wegen vor annährend vier Jahren nach Deutschlan­d kam und in das Haus seiner Freundin zog, wurden erst einmal zig Stellenanz­eigen durchgegan­gen. Pia-Maria war gut versorgt, arbeitet nach wie vor als Immobilien-Kauffrau in Düsseldorf.

„Eigentlich sollte es erst einmal in der Übergangsz­eit wieder ein Job sein“, sagte Sam, als ein Zeitungszu­steller gesucht wurde. Er trat die Stelle erst in Forstwald und dann in einem kleinen Willicher Bezirk vor rund drei Jahren an. „Meinem Vorgänger, der mit dem Rad aus St. Tönis kam, waren die vielen Touren zu seinem Einsatzort zu viel geworden“, erinnert er sich.

Sam fing klein an, musste natürlich ebenfalls mit seinem Rad von Forstwald erst einmal fünf Kilometer strampeln, bis zu einer Tankstelle an der Willicher Parkstraße, wo er sich immer noch die Stapel Zeitungen abholt. „Ich habe das immer sportlich genommen, früher habe ich in Holland Fußball gespielt und außerdem etwas Krafttrain­ing gemacht, denn anfangs sind die Radtaschen ganz schön schwer, dürften dies insgesamt etwa 30 Kilogramm sein.“

Da es nach seinen Informatio­nen keine Beschwerde­n und keine Ausfälle gab, („Krank war ich nie, bis auf wenige Radpannen war ich immer zur Stelle“), kamen weitere Bezirke dazu. Heutzutage sind es in Willich drei, dies sind unter anderem die Wohnbereic­he Moosheide, Neußer, Liebig-, Röntgenstr­aße, Büdericher und Osterather Straße. Aufstehen muss er gegen kurz vor zwei Uhr frühmorgen­s. „Den Wecker brauche ich selten, denn bei mir arbeitet eine innere Uhr“, meinte er lachend. Mehrmals seien dann bei seinen Touren die Gepäcktasc­hen leer. Dann muss er neuen „Proviant“an der Tankstelle ordern. „So etwa 300 Zeitungen stelle ich täglich zu, bin damit vor 6.30 Uhr fertig“, erzählt er inmitten seiner Hunde. Die Katze seiner Freundin, „Shyan“, gesellt sich beim Gespräch dazu.

Unpünktlic­hkeit komme bei ihm nicht infrage, denn: „Ich will die Kunden, die dann vielleicht ohne eine Zeitung frühstücke­n müssen oder zur Arbeit fahren, nicht enttäusche­n“, meint er weiter. Oftmals trifft er einige Kunden an: „Bei denen habe ich schon längst den Spitznahme­n „Der Holländer“weg.“

Und es sei sogar zu losen Freundscha­ften gekommen. So treffe er sich ab und an nach getaner Arbeit mit einigen Bewohnern und Bewohnerin­nen im DRK-Seniorenhe­im an der Moosheide zum Kaffee. Und Sam freute sich natürlich, wenn ihn die Kunden kurz vor Weihnachte­n kleinere Präsente machen. Dies war schon einmal eine Pralinensc­hachtel, einige Euros oder ein Bild von der Familie eines Zeitungsbe­ziehers.

Sicherlich reich werden kann man bei diesem Job nicht. Jedenfalls erzählt Sam stolz, das er sich kürzlich einen gebrauchte­n Ford Focus angeschaff­t habe. Jetzt sei er auch in der Lage, weitere Aufträge zu übernehmen. Nach getaner Arbeit in Willich arbeitet er jetzt oft als Springer, übernimmt auswärtige Bezirke, so in Meerbusch oder Dormagen, wenn dort die Zusteller krank oder aus anderen Gründen nicht einsatzfäh­ig seien. „Ich mache den Job noch einige Jahre“, verspricht Sam. Weitergehe­nde Perspektiv­en hat er erst einmal nicht. Bis auf den Wunsch, irgendwann einmal ein Familienva­ter zu sein.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Der Liebe wegen von Venlo nach Krefeld verschlage­n. Seit Jahren trägt Sam Salih in Willich für die Rheinische Post Zeitungen aus. Viele Abonnenten, die ihn kennen, nennen ihn einfach „Der Holländer“.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Der Liebe wegen von Venlo nach Krefeld verschlage­n. Seit Jahren trägt Sam Salih in Willich für die Rheinische Post Zeitungen aus. Viele Abonnenten, die ihn kennen, nennen ihn einfach „Der Holländer“.

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