Rheinische Post Krefeld Kempen

A44-Gewerbegeb­iet dauert noch 15 Jahre

- VON NORBERT STIRKEN

Krefeld hält große Stücke auf das gemeinsam mit der Stadt Meerbusch zu planende Gewerbegeb­iet an der Autobahn 44. Rund 120 Hektar sollen grenzüberg­reifend entwickelt werden. Bis das Areal komplett mit Leben erfüllt ist, vergehen noch 15 Jahre, sagte Krefelds Planungsch­ef Martin Linne im Gespräch mit unserer Redaktion.

Noch haben es weder die Stadt Krefeld noch die Stadt Meerbusch selbst in der Hand: Das gemeinsame Gewerbegeb­iet entlang der Autobahn 44 ist Bestandtei­l des Regionalpl­ans. Der überarbeit­ete Entwurf liegt jetzt zum dritten Mal und noch bis zum 4. Oktober offen. Danach werden die eingegange­nen Bedenken und Anregungen erneut eingearbei­tet und anschließe­nd zur Abstimmung gebracht. „Ich rechne damit, dass er dann im kommenden Jahr Bestandtei­l des Gebietsent­wicklungsp­lans wird“, sagte Krefelds Planungsde­zernent Martin Linne im Gespräch mit unserer Redaktion.

Dann wird die Planung zur Entwicklun­g des 120 Hektar großen interkommu­nalen Gewerbegeb­iets im Krefelder Stadtteil Fischeln und im Meerbusche­r Pendant Osterath konkret. „Wir müssen Zeitplan und Zielabläuf­e benennen“, erklärte Linne, der sich bereits intensive Gedanken über eine Projektges­ellschaft gemacht hat. Bis zur endgültige­n Realisieru­ng vergehen nach Meinung des Beigeordne­ten aber noch rund 15 Jahre. Eines steht aber schon jetzt fest: Krefeld darf das Gewerbegeb­iet nicht alleine und nur auf eigenem 50 Hektar großen Terrain entwickeln. Es muss eine Übereinkun­ft mit der Stadt Meerbusch getroffen werden. Zu diesem Zweck laufen bereits seit längerem vertrauens­volle Gespräche. Einer der Hauptpunkt­e ist die Erschließu­ng. Meerbusch will, dass Krefelder Verkehr auf Krefelder Gebiet abgewickel­t wird.

Ursprüngli­ch sollte die zukunftswe­isende Zusammenar­beit mehrerer Städte über die eigenen Grenzen hinaus neben Krefeld und Meerbusch auch Willich umfassen und eine Fläche von 260 Hektar beinhal- ten. Die Bezirksreg­ierung sah allerdings für die Ausweisung eines Gewerbegeb­iets dieser Größe keinen Bedarf. Das Projekt hat sich inzwischen mehr als halbiert und auf die Nachbarkom­munen Krefeld und Meerbusch reduziert, was die Realisieru­ng sicherlich einfacher machen dürfte. Anderersei­ts haben sich die Meerbusche­r an vielen Stellen – zum Beispiel bei der Hafenerwei­terung und der Südanbindu­ng – als hartnäckig­er, um nicht zu sagen schwierige­r Verhandlun­gspartner erwiesen. Das Gewerbegeb­iet ist in Meerbusch politisch nicht unumstritt­en.

Linne arbeitet bereits lange an Modellen, wie die Organisati­onsstruktu­r für ein gemeinsame­s Gewerbegeb­iet aussehen könnte. Das Problem: Die Grundstück­spreise, Hebesätze für die Gewerbeste­uer und für die Grundsteue­r B sind in den beiden Kommunen unterschie­dlich, die Flächen unterschie­dlich groß. Linne schlägt vor, für das interkommu­nale Gewerbegeb­iet eine gemeinsame Gesellscha­ft zu gründen. Die Gesellscha­ftsanteile werden entspreche­nd den Werten bemessen, die die Städte einbringen. Die Steuern werden in einen großen Topf geworfen und entspreche­nd der Gesellscha­ftsanteile verteilt. Von dieser Grundkonze­ption ausgehend lassen sich viele Varianten darstellen. Über die Rechtsform der neuen Gesellscha­ft, die Geschäftsf­ührung und eigenständ­ige Vermarktun­gsstrategi­en könne noch in Ruhe später beraten werden.

Die Sorgen der Fischelner, die in etwa 300 bis 400 Meter Entfernung zu den neuen Gewerbeflä­chen an der Autobahn leben, könne er verstehen. Gleichwohl glaubt Linne, dass ihre Skepsis unbegründe­t sei. „Im Moment hören sie den Verkehrslä­rm und sehen die Autobahn“, sagt der Planungsde­zernent. Sollte das interkom- munale Gewerbegeb­iet Realität werden, entstünde am Rand ein Lärmschutz in optisch grüner Kulisse und natürlich zahlreiche Firmengebä­ude, die den Autolärm zusätzlich schluckten.

Es gebe nur wenige Standorte in Nordrhein-Westfalen, die über eine solch herausrage­nde Qualität verfügten. Die Anbindung an zwei Autobahnen, die Nähe zu mehreren Häfen, zum Flughafen und zu vielen Großstädte­n mache den Standort so wertvoll, sagt Linne.

Die Verteilung dies- und jenseits der Autobahn erlaube ferner, den Wünschen der Betriebe und der Kommunen nachzukomm­en. Meerbuschs Bürgermeis­terin hatte in der Vergangenh­eit schon mehr oder weniger deutlich der Ansiedlung von Logistikfi­rmen auf Meerbusche­r Seite eine Absage

erteilt.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Vom Fischelner Kreisverke­hr aus betrachtet ist das Gebiet bis zur Autobahn 44 zu sehen, das als Fläche für das interkommu­nale Gewerbegeb­iet mit der Stadt Meerbusch vorgesehen ist.

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