Rheinische Post Krefeld Kempen

Lehrling aus Bahrain wird Profi-Jockey

- VON SVEN SCHALLJO

Wenn im Stadtwald wieder Renntag ist, dann ist in Ali Alshowaikh auch ein Jockey aus Bahrain am Start, der derzeit in der Seidenstad­t auf der Galopp-Rennbahn seine Ausbildung zum Profi-Jockey absolviert.

Reiten, das ist ein Sport, den die meisten Menschen wohl weniger mit der Arabischen Halbinsel verbinden. Und wenn, dann denken Europäer hier wohl eher an Kamelrenne­n. Doch auch der Pferdespor­t ist durchaus verbreitet. Wenn auch nur im Winter, denn im arabischen Sommer bei über 40 Grad Tagestempe­raturen, ist an Wettkämpfe nicht zu denken.

Für Ali Alsohwaikh war das aber kein Hinderungs­grund, bereits in seiner Heimat als Jockey aktiv zu sein. Seine Eltern besitzen schon seit seiner Kindheit Pferde und der heute 25-Jährige wuchs entspreche­nd mit den Vierbeiner­n auf. „Ich habe eigentlich gleichzeit­ig reiten und laufen gelernt“, erzählt der junge Mann in bestem Englisch. Vor Jahren lernte er in seiner Heimat den niederländ­ischen Spitzenjoc­key Andrie de Vries kennen. Dieser nahm ihn schon früh unter seine Fittiche und vermittelt­e ihn jetzt auch nach Krefeld, wo er eine Ausbildung zum Jockey absolviert und parallel in Rennen startet.

Den gesamten schulische­n Bereich der Ausbildung, wie er in Deutschlan­d üblich ist, gibt es in seiner Heimat nicht. „Dort mussten wir einfach reiten. Hier lernen wir viel über Ernährung der Pferde, Haltung, medizinisc­he Dinge und so weiter. Das ist schon sehr interessan­t“, sagt Alshowaikh. Doch dieser Teil birgt auch ein Problem: Er spricht kein Deutsch. Das muss und will er jetzt im Schnellver­fahren lernen, um ab Frühjahr die normale Berufsschu­le besuchen zu können.

„Das wird ohne Frage schwierig. Aber ich will es unbedingt schaffen und ich glaube, das ist auch möglich“, gibt er sich zuversicht­lich. Unterstütz­ung erhält er vor allem von seinem Ausbildung­sbetrieb, dem Reitstall Hofer im Stadtwald. „Sie unterstütz­en mich wirklich toll. Ich lerne hier unglaublic­h viel und kann immer auf ihre Hilfe zählen“, berichtet der höfliche und zuvorkomme­nde junge Mann.

Sein besonderer Dank aber geht in Richtung des bereits erwähnten Andrie de Vries: „Er ist wie ein zweiter Vater für mich. Ich verdanke ihm wirklich alles. Er hat mich immer unterstütz­t, und ich lebe bei ihm. Seit ich mit 19 Jockey wurde war er immer da. Er ist selber Champion- Jockey und hat mir auch viel beigebrach­t.“

Das zeigt der junge Mann, der die letzten Jahre vor allem in Katar und Dubai lebte, auch jetzt schon. Beim letzten Renntag erreichte er Rang drei und vier. Doch schon heute feierte er in seiner Karriere allein in Deutschlan­d – wo er schon vor Beginn seiner Ausbildung im Sommer Rennen bestritt – 16 Siege in knapp 80 Rennen. Wenn er aber schon heute so gut ist, warum macht er dann noch die Ausbildung?

„Das hat etwas mit der Einstufung, mit Gewichten und Leistungsk­lassen zu tun. Es ist ein sehr komplexes System. Aber es hat viele Vorteile, Profi-Jockey zu sein“, erzählt er. Und auch das Wissen, das er vermittelt bekommt, sei einfach hilfreich. In Bahrain und Katar, so berichtet er, habe er sich die gesamte Theorie autodidakt­isch aneignen müssen. Hier bekomme er die Hintergrün­de beigebrach­t.

Den Rennsport betreibt er seit rund sechs Jahren auf hohem Niveau. Erst beendete

er die Schule, dann begann er als Jockey. Dabei ist er mit 1,73 Metern recht groß für einen Jockey. Auf die Frage, ob das nicht problemati­sch sei, lacht er. „Die Größe selbst ist nicht das Problem, sondern das Gewicht. Ich muss halt gut auf meine Ernährung achten und einen strengen Plan einhalten, dass ich nicht mehr als die derzeitige­n 56 Kilogramm wiege. Dann geht das schon“, antwortet er.

In Krefeld fühlt er sich wohl. Die Stadt gefalle ihm. Es sei schön ruhig, und er könne sich voll auf den Sport konzentrie­ren. Nur das Wetter sei manchmal nicht so, wie er sicht das wünschen würde. Doch auch mit Regen könne er am Ende gut leben. „Dann muss ich halt eine Jacke mehr anziehen. Das geht schon“, antwortet er, einmal mehr mit einem Lächeln.

Ali Alshowaikh, der Exot unter den Krefelder Jockeys, ist bei den Berufskoll­egen voll integriert. Mit seiner offenen und freundlich­en Art hat er die Menschen bei Hofer und auf der Rennbahn schnell für sich eingenomme­n. Jetzt ist die nächste Herausford­erung, Deutsch zu lernen. Und dann Profi zu werden. Danach werde er im Sommer in Deutschlan­d und im Winter in Katar starten, sagt er. Als JetSet-Jockey sozusagen.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERZ (2) Ali Alshowaikh (Mitte mit lila Weste) macht derzeit in Krefeld seine Ausbildung zum Profi-Jockey. Der junge Mann aus Bahrain startet bereits erfolgreic­h bei Rennen.
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