Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Linke begrüßt die Verwaltung­sreform

- VON ANDREAS REINERS

Günter Solecki, Sprecher der Linken-Fraktion im Kempener Stadtrat, will, dass die Stadtbesch­äftigten mehr eigene Verantwort­ung bekommen. Er schlägt eine Multifunkt­ionsaula für die Schulen vor. Die Stadt soll die Burg übernehmen.

KEMPEN Ob die vorliegend­e Untersuchu­ng zur Organisati­onsstruktu­r der Kempener Stadtverwa­ltung tatsächlic­h eine „Granate“ist, wie sie der Fraktionsv­orsitzende der Linksparte­i im Stadtrat, Günter Solecki, beim Sommergesp­räch mit der Rheinische­n Post bezeichnet, sei mal dahingeste­llt. Fest steht für den Ratsherrn allerdings, dass die Expertise, die das Beratungsu­nternehmen Allevo im Auftrag der Stadt erarbeitet hat, sehr gute und richtungsw­eisende Empfehlung­en enthält. Aus seiner Sicht sei es richtig, viele interne Abläufe im Rathaus zu vereinfach­en. Vor allem müssten die Stadtbedie­nsteten in ihrem Aufgabenbe­reich mehr Eigenveran­twortung bekommen.

Richtig sei es, dass die Politik über einen Lenkungskr­eis den Strukturpr­ozess begleitet, wobei das meiste ohnehin verwaltung­sintern zu erledigen sei, ohne dass die Politik darü- ber entscheide­n müsse. Teil der Organisati­onsreform müsse auch eine Untersuchu­ng der Raumsituat­ion sein. Durch den Ankauf der drei noch zu bauenden Bürogebäud­e an der Schorndorf­er Straße, den die Linke ausdrückli­ch begrüßt, habe man „die einmalige Chance“, die Raumstrukt­ur im Rathaus am Buttermark­t neu zu organisier­en – zum einen um dem Personal bessere Arbeitsbed­ingungen zu ermögliche­n, zum anderen um mehr Platz für Gespräch mit Bürgern zu schaffen. Für den großen Ratssaal schwebt Solecki eine kleinteili­ge Lösung vor mit mehreren Besprechun­gs- und Konferenzz­immern.

Für Sitzungen des Stadtrates sei der Saal zu klein. Da schlägt Solecki als Alternativ­e den Bau einer multifunkt­ionalen Aula auf dem „Schulcampu­s Kempen“vor. Ein solcher Saal könnte sowohl von allen weiterführ­enden Schulen als auch von der Stadt für Veranstalt­ungen genutzt werden, meint Solecki. Im neuen Verwaltung­sgebäude an der Schorndorf­er Straße sollte ein Technische­s Rathaus entstehen, in dem alle Abteilunge­n des Baudezerna­tes zusammenge­führt werden könnten. Die Kritik an dem vom Bürgermeis­ter vorgeschla­genen Ankauf der drei Bürogebäud­e trägt der Linken-Poli- tiker nicht mit. Die Stadt habe beim Kaufpreis gut verhandelt. Im Übrigen könnten die Gebäude – sollten sie eines Tages nicht mehr benötigt werden – vermietet oder verkauft werden, so Solecki.

In Sachen Kempener Burg spricht sich der Linken-Politiker für eine Übernahme des Gebäudes durch die Stadt vom Kreis aus. Er befürch- tet, dass ein Privatinve­stor, der das Kempener Wahrzeiche­n kaufen würde, möglicherw­eise das Gebäude nicht mehr der Öffentlich­keit zur Verfügung stelle. Warnendes Beispiel ist hier für Solecki die Geschichte von Schloss Krickenbec­k. Als die Westdeutsc­he Landesbank den Schlosskom­plex in Nettetal übernahm, habe sie zwar alles renoviert, aber gleichzeit­ig für die Öffentlich­keit gesperrt. Als gute Lösung für die Kempener Burg bezeichnet Solecki den Vorschlag des Landrates, dort mit einem Teil der Kreisvolks­hochschule als „Ankermiete­r“einzuziehe­n. Eine gastronomi­sche Nutzung (Solecki: „am besten mit Außenterra­sse“)mit Standesamt sorge „für Leben in der Burg“.

Kritik übt der Linken-Politiker an Landrat Dr. Andreas Coenen (CDU). Der habe in Sachen Kreisarchi­v „sehr viel Gas gegeben“(„mit Rückendeck­ung der Kreistagsf­raktionen von CDU und SPD“) und sich nicht ernsthaft für den Grundsatzb­eschluss des Kempener Stadtrates, dass das Kreisarchi­v in Kempen bleiben müsse, interessie­rt. Trotzdem: Ein eigenständ­iges Stadtarchi­v für Kempen einzuricht­en, wie es die SPD vorgeschla­gen hatte, haben auch die Linken angesichts der geringen Nutzerzahl­en abgelehnt.

Den gerade begonnenen Planungspr­ozess für ein großes Neubaugebi­et im Kempener Westen, an dem die Bürger intensiv beteiligt werden, begrüßen die Linken. Allerdings würden diejenigen nicht mit in der Planungsru­nde sitzen, für die dort möglicherw­eise günstige Mietwohnun­gen gebaut werden könnten. „Die wirklich Bedürftige­n reden nicht mit“, sagt Solecki. Eine eigene städtische Baugesells­chaft zu gründen, wie es von den Grünen vorgeschla­gen wird, trifft nicht unbedingt auf Zustimmung bei den Linken. Die Gemeinnütz­ige Wohnungsba­ugesellsch­aft (GWG) für den Kreis Viersen („Sie ist bisher manchmal zu lahm.“) müsse besser aufgestell­t werden. „Eine gute GWG würde die Diskussion um eine Kempener Baugesells­chaft überflüssi­g machen“, meint Solecki, der für seine Partei auch im Kreistag und dessen Ausschüsse­n mitarbeite­t. Vorteil einer eigenen städtische­n Gesellscha­ft wäre sicherlich, dass Kempen dann die Mietpreise der städtische­n Wohnungen beeinfluss­en könnte.

Was Solecki beim Großprojek­t Schulsanie­rungen missfällt, ist die Tatsache, dass die Schulgebäu­de in St. Hubert überhaupt nicht berücksich­tigt sind. Für die ehemalige Volksschul­e am Hohenzolle­rnplatz, die zuletzt als Förderschu­le genutzt worden war, schwebt ihm die Einrichtun­g einer so genannten Primusschu­le nach Viersener Vorbild vor. Dort findet gemeinsame­s Lernen bis zur zehnten Klasse statt. Eine gute Idee, findet Solecki, der als Linken-Politiker stets die Forderung nach „einer Schule für alle“betont.

Durch die neuen Bürogebäud­e habe die Stadt „die einmalige Chance“die Raumstrukt­ur im Rathaus zu verbessern

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