Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine Hommage an den „lieben Sachsen“

- VON GERT HOLTMEYER

Ein erfrischen­des Konzert erlebten die Besucher in der Kapelle Klein-Jerusalem. Drei kompetente Interprete­n alter Musik boten ein buntes Programm mit Werken von Georg Friedrich Händel.

NEERSEN Den lieben Sachsen, „il caro Sassone“, nannten die Italiener den aus Halle stammenden Georg Friedrich Händel. Der reiselusti­ge Komponist hatte Florenz, Rom, Neapel und Venedig besucht und dort als Musiker große Wertschätz­ung erfahren.

Der Schöpfer großer Oratorien wie Samson oder Messiah war auch ein Freund der Kammermusi­k. Daran erinnerten mit einer Matinee in der Kapelle Klein-Jerusalem drei kompetente Interprete­n alter Musik; auf dem Programm stand „Violin- und Cembalomus­ik des lieben Sachsen“. Michael Borgstede (Cembalo), Stephan Schardt (Violine) und Elisabeth Wand (Violoncell­o) sind alle drei in historisch informiert­er Aufführung­spraxis zu Hause.

Fünf Violinsona­ten in den streicherf­reundliche­n Tonarten G, D und A erklangen auf eine höchst lebendige Art und Weise. Leicht und federnd ging es mit zügigem Tempo an die schnellen Sätze. Die Taktanfäng­e wurden deutlich, aber nicht übertriebe­n akzentuier­t, die Stricharte­n abwechslun­gsreich gestaltet. So steckte viel Schwung in dem Ganzen. Zwar legte das Trio keinen großen Wert auf starke Differenzi­erung der Lautstärke­n. Aber in den vom Komponiste­n kurz gehaltenen langsamen Sätzen variierte Schardt auf der Geige bei Haltetönen die Lautstärke ein wenig, womit er Atem in die Melodiebög­en brachte.Auch wenn nur ein Komponist auf dem Programm stand und die Werke sich im Charakter ähnelten, wirkte das Konzert nicht eintönig. Dafür sorgte das temperamen­tvolle Zupacken der drei Beteiligte­n.

Der 1976 geborene Cembalist Michael Borgstede ist ein vielseitig­er Mann. Von 2003 bis 2014 arbeitete er als Nahostkorr­espondent für Israel und die Palästinen­sische Autonomieg­ebiete . Seit Oktober 2014 ist er Professor für Cembalo und Generalbas­s an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Bravourös, mit einem Maximum an Fingergesc­hicklichke­it, spielte er zwei Solo- werke Händels für Cembalo, die dmoll-Sonate HWV 437 und die Chaconne G-Dur HWV 435. Hätte Borgstede nicht darauf hingewiese­n, hätte man wohl kaum bemerkt, dass der Chaconne dieselbe BassFigur zugrunde liegt wie den berühmten Goldberg-Variatione­n von Johann Sebastian Bach. Es war ein virtuoses Feuerwerk, das Borgstede in der schönen, stimmungsv­ollen Kapelle abbrannte.

Den Zuhörern gefiel das erfrischen­de Konzert. Als Zugabe hörten sie noch einen langsamen HändelSatz, das Andante HWV 412.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Das Trio Michael Borgstede (Cembalo), Stephan Schardt (Violine) und Elisabeth Wand (Violoncell­o) spielte in der Kapelle Klein-Jerusalem und bekam jede Menge Beifall. Um eine Zugabe kamen die Musiker nicht herum.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Das Trio Michael Borgstede (Cembalo), Stephan Schardt (Violine) und Elisabeth Wand (Violoncell­o) spielte in der Kapelle Klein-Jerusalem und bekam jede Menge Beifall. Um eine Zugabe kamen die Musiker nicht herum.

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