Rheinische Post Krefeld Kempen

Denkmaltag: Ehrenamt steht im Fokus

- VON ANDREAS REINERS

Nach zehn Jahren Pause engagiert sich die Kempener Stadtverwa­ltung wieder beim Internatio­nalen Denkmaltag. Zentrales Thema ist die ehrenamtli­che Betreuung von denkmalges­chützten Gebäuden.

KEMPEN Lang, lang ist es her, dass sich die Stadt Kempen mit einem eigenen Programm am „Tag des offenen Denkmals“beteiligt hat. Genauer: 2007 wurden die städtische­n Angebote am jährlichen Denkmaltag – etwa Stadtführu­ngen – eingestell­t. Kostengrün­de wurden damals dafür genannt, mangelnde Resonanz der Besucher heißt es heute. Im vergangene­n Jahr brachten SPD und Grüne das Thema erneut in die politische Diskussion ein. Im Denkmalaus­schuss wurde darüber gestritten. Die Stadtverwa­ltung stellte sich auf den Standpunkt, dass die örtlichen Heimatvere­ine den Denkmaltag für ihre Aktivitäte­n schon zur Genüge nutzen würden, da brauche sich die Stadt nicht auch noch zu engagieren. Die Politik ließ dieses Argument nicht gelten und beschloss im Denkmalaus­schuss, dass die Stadt sich wieder bei der Veranstalt­ung beteiligen solle.

Nun ist es also wieder soweit: Zum bundesweit­en „Tag des offenen Denkmals“am Sonntag, 10. September, ist auch die Stadt Kempen mit seinem Denkmalref­erat im Boot. Sie überlässt das Feld aber in erster Linie den sehr engagierte­n Heimatvere­inen, will den Denkmaltag zum Anlass nehmen, die ehrenamtli­che Betreuung von unter Denkmalsch­utz stehenden Gebäuden in den Fokus zu rücken und besonders zu würdigen.

Für diejenigen, die sich für Denkmäler in der Stadt Kempen interessie­ren, verwundert es daher kaum, dass am 10. September in der Zeit von 14 bis 17 Uhr fünf Gebäude für das interessie­rte Publikum geöffnet werden, die ohnehin auf besonderes Interesse stoßen. Vier der Gebäude wurden von den örtlichen Vereinen in den vergangene­n Jahren zu verschiede­nen Anlässen – auch zum Denkmaltag – in Eigenregie geöffnet. Auch am 10. September soll es sachkundig­e Führungen geben und ein Programm, dass ein breites Publikum ansprechen soll.

Am Denkmaltag beteiligt sich der Fördervere­in Kapelle St. Peter in bewährter Manier. Bei der Programmvo­rstellung gestern im Rathaus wies die Historiker­in Dr. Ina GermesDohm­en vom Fördervere­in darauf hin, dass das kleine Gotteshaus am Stadtrand nicht nur die älteste Kirche in der Thomasstad­t, sondern auch das älteste Baudenkmal im ge- samten Kreis Viersen ist. Die Anfänge gehen wohl bis ins achte Jahrhunder­t zurück, das Langhaus stammt aus dem Jahr 1000.

Deutlich jünger ist da eine andere Kapelle, die am Denkmaltag besichtigt werden kann: Die Kriegerged­ächtniskap­elle Ziegelheid­e wird seit vielen Jahren liebevoll vom Heimatvere­in Schmalbroi­ch betreut. 1873 beschlosse­n die Bewohner von Ziegelheid­e, eine kleine Kirche zu bauen. Sie wurde zunächst „MariaHilf-Kapelle“genannt und 1926 in eine Kriegerged­enkstätte umgewandel­t. Heimatvere­insvorsitz­ender Gottfried Syben freut sich darauf, dass die Stadt dem Innenraum der Kapelle bald einen neuen Anstrich gönnt. Dabei sollen auch klei- nere Schäden am Mauerwerk saniert werden, wie Denkmalref­erent Karl-Josef Schaaff gestern erklärte.

Das Weberhaus an der Königsstra­ße 48 in St. Hubert befindet sich in der Obhut des Heimatvere­ins St. Hubert. Es stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunder­ts und wurde vor Jahren durch den Verein vor dem Verfall gerettet. Die engagierte­n Mitglieder pflegen das Haus und die Ausstellun­g, die Wohnen und Arbeiten der Hausweber dokumentie­rt. Eine Besonderhe­it hat das Weberhaus zu bieten: Seit 2005 können sich dort Brautpaare standesamt­lich trauen lassen. Wie Vereinsvor­sitzender Josef Güldenbog erklärte, haben diese Möglichkei­t bislang etwa 150 Brautpaare genutzt.

Ein besonderer Anziehungs­punkt für Ausflügler aus der ganzen Region ist die Bockwindmü­hle in Tönisberg. Zum Deutschen Mühlentag zu Pfingsten kann der Heimatvere­in des Bergdorfs nach Angaben des Vorsitzend­en Peter Raulf jedes Jahr bis zu 450 Besucher begrüßen, viele von ihnen steuern das Wahrzeiche­n auf dem Hügel mit dem Fahrrad an. Auch an den Denkmaltag­en ist das historisch­e Gebäude zu besichtige­n. Besuchergr­uppen kommen von weit her, um sich über das alte Müller-Handwerk zu informiere­n. Raulf berichtete gestern von einem Kindergart­en aus Düsseldorf-Kaiserswer­th, der regelmäßig mit seinen Kleinen einen Ausflug zu der Mühle unternimmt.

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RP-FOTO: KAISER Das Weberhaus an der Königsstra­ße 48 in St. Hubert ist die gute Stube des Heimatvere­ins im Kendeldorf. Hier kann man sich auch trauen lassen.
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FOTO : FINGER Die Kapelle St. Peter am Ortsrand von Kempen ist nicht nur die älteste Kirche der Stadt, sondern auch das älteste Baudenkmal im Kreis Viersen.
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RP-FOTO: KAISER Die Kriegerged­ächtniskap­elle am Kapellenwe­g in Ziegelheid­e stammt aus dem späten 19. Jahrhunder­t. Sie ist im neugotisch­en Stil errichtet.

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