Rheinische Post Krefeld Kempen

Nach tödlichem Marsch wachsen die Zweifel

- VON GREGOR MAYNTZ TÖDLICHER HITZSCHLAG . . ., SEITE A 5 VON THOMAS REISENER VON GERD HÖHLER

Es ist nachvollzi­ehbar, dass das Ministeriu­m weiter vor Schuldzuwe­isungen im Fall der verhängnis­vollen Fußmärsche von Munster mit einem toten, einem lebensgefä­hrlich und zwei schwer verletzten Soldaten warnt. Offenkundi­g gibt es keinen Ansatzpunk­t, um alle elf Ausfallers­cheinungen zu erklären, bislang nur ein jeweils individuel­les Zusammensp­iel verschiede­ner möglicher Ursachen.

Es liegt auf der Hand, dass auch die Ausbilder emotional schwer betroffen sind. Man hätte ihnen aber mehr Gefühl bereits am 19. Juli gewünscht. Wenn einer bereits kollabiert ist, warum verschärfe­n sie dann die Schikane mit Liegestütz­en? Wenn dann weitere zusammenbr­echen, warum hängen sie weitere sechs Kilometer dran? Vor diesen Fragen kann sie keine Dienstvors­chrift, kein Verweis auf fehlende Vorgesetzt­e bewahren.

Mit jedem Zwischenbe­richt werden die Fragen nicht weniger, sondern die Zweifel größer. Ein Satz sticht heraus: „Wäre es eine erzieheris­che Maßnahme gewesen, wäre sie falsch.“Dass die Truppe in sechs Wochen intensiver Untersuchu­ng nicht einmal klären konnte, ob das hier Strafmärsc­he waren, wofür so vieles spricht, ist ein Armutszeug­nis. BERICHT

Bürger im Diesel-Nebel

Der erste Diesel-Gipfel im August, bei dem sich Mitglieder der Bundesregi­erung mit Spitzen der Automobilw­irtschaft trafen, war ein Gipfel der Unverschäm­theit. Die dortigen Verabredun­gen waren so dünn, dass die Automobilw­irtschaft sich selbst gewundert haben dürfte, wie billig sie mit ihrem Abgasbetru­g davonzukom­men scheint. Für die Millionen von Fahrverbot­en bedrohten Diesel-Fahrer in Deutschlan­d war dieser Gipfel keine Hilfe.

Am kommenden Montag berät die Kanzlerin mit den Kommunen über die Diesel-Misere. Diesel-Gipfel Teil II. Eine weitere Nebelkerze wie beim ersten Diesel-Gipfel kann die Politik sich nicht leisten. Es genügt nicht, wenn sie nur mit dem Finger auf die Automobili­ndustrie zeigt. Sie selbst hat die Bürger jahrzehnte­lang zum Kauf der angeblich umweltfreu­ndlichen Diesel-Autos aufgeforde­rt. Deshalb ist die Politik den Diesel-Fahrern jetzt auch eine verbindlic­he Antwort auf die Frage schuldig, was all diese Käufer nun mit ihren Diesel-Autos noch machen sollen. Und zwar bitte noch vor der Bundestags­wahl. BERICHT LAND FÖRDERT FILTER . . ., TITELSEITE

Türkei-Warnung

Noch sind die Umstände, unter denen zwei deutsche Staatsbürg­er am Flughafen der türkischen Touristenm­etropole Antalya festgenomm­en wurden, genauso unklar wie die Vorwürfe, die ihnen gemacht werden. In Berlin vermutet man politische Hintergrün­de. Empörend ist der Vorgang aber schon deshalb, weil die türkische Regierung die deutschen Konsularbe­hörden wieder einmal nicht über die Festnahmen informiert­e. Sie verweigert­e zumindest anfangs auch eine konsularis­che Betreuung der Bundesbürg­er. Wie schon in vorangegan­genen Fällen, ignoriert Ankara damit völkerrech­tliche Verpflicht­ungen.

Die Festnahmen von Antalya zeigen: Türkeireis­en sind inzwischen für Deutsche zu einem völlig unkalkulie­rbaren Risiko geworden – und zwar nicht nur für Bürger mit türkischen Wurzeln. Als Bundesauße­nminister Gabriel kürzlich meinte, guten Gewissens könne man nicht mehr in die Türkei reisen, wurde er dafür in Ankara heftigst kritisiert. Die Festnahmen von Antalya zeigen jetzt, wie recht er mit seiner Warnung hatte. BERICHT ERNEUT ZWEI DEUTSCHE . . ., TITELSEITE

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