Rheinische Post Krefeld Kempen
Nach tödlichem Marsch wachsen die Zweifel
Es ist nachvollziehbar, dass das Ministerium weiter vor Schuldzuweisungen im Fall der verhängnisvollen Fußmärsche von Munster mit einem toten, einem lebensgefährlich und zwei schwer verletzten Soldaten warnt. Offenkundig gibt es keinen Ansatzpunkt, um alle elf Ausfallerscheinungen zu erklären, bislang nur ein jeweils individuelles Zusammenspiel verschiedener möglicher Ursachen.
Es liegt auf der Hand, dass auch die Ausbilder emotional schwer betroffen sind. Man hätte ihnen aber mehr Gefühl bereits am 19. Juli gewünscht. Wenn einer bereits kollabiert ist, warum verschärfen sie dann die Schikane mit Liegestützen? Wenn dann weitere zusammenbrechen, warum hängen sie weitere sechs Kilometer dran? Vor diesen Fragen kann sie keine Dienstvorschrift, kein Verweis auf fehlende Vorgesetzte bewahren.
Mit jedem Zwischenbericht werden die Fragen nicht weniger, sondern die Zweifel größer. Ein Satz sticht heraus: „Wäre es eine erzieherische Maßnahme gewesen, wäre sie falsch.“Dass die Truppe in sechs Wochen intensiver Untersuchung nicht einmal klären konnte, ob das hier Strafmärsche waren, wofür so vieles spricht, ist ein Armutszeugnis. BERICHT
Bürger im Diesel-Nebel
Der erste Diesel-Gipfel im August, bei dem sich Mitglieder der Bundesregierung mit Spitzen der Automobilwirtschaft trafen, war ein Gipfel der Unverschämtheit. Die dortigen Verabredungen waren so dünn, dass die Automobilwirtschaft sich selbst gewundert haben dürfte, wie billig sie mit ihrem Abgasbetrug davonzukommen scheint. Für die Millionen von Fahrverboten bedrohten Diesel-Fahrer in Deutschland war dieser Gipfel keine Hilfe.
Am kommenden Montag berät die Kanzlerin mit den Kommunen über die Diesel-Misere. Diesel-Gipfel Teil II. Eine weitere Nebelkerze wie beim ersten Diesel-Gipfel kann die Politik sich nicht leisten. Es genügt nicht, wenn sie nur mit dem Finger auf die Automobilindustrie zeigt. Sie selbst hat die Bürger jahrzehntelang zum Kauf der angeblich umweltfreundlichen Diesel-Autos aufgefordert. Deshalb ist die Politik den Diesel-Fahrern jetzt auch eine verbindliche Antwort auf die Frage schuldig, was all diese Käufer nun mit ihren Diesel-Autos noch machen sollen. Und zwar bitte noch vor der Bundestagswahl. BERICHT LAND FÖRDERT FILTER . . ., TITELSEITE
Türkei-Warnung
Noch sind die Umstände, unter denen zwei deutsche Staatsbürger am Flughafen der türkischen Touristenmetropole Antalya festgenommen wurden, genauso unklar wie die Vorwürfe, die ihnen gemacht werden. In Berlin vermutet man politische Hintergründe. Empörend ist der Vorgang aber schon deshalb, weil die türkische Regierung die deutschen Konsularbehörden wieder einmal nicht über die Festnahmen informierte. Sie verweigerte zumindest anfangs auch eine konsularische Betreuung der Bundesbürger. Wie schon in vorangegangenen Fällen, ignoriert Ankara damit völkerrechtliche Verpflichtungen.
Die Festnahmen von Antalya zeigen: Türkeireisen sind inzwischen für Deutsche zu einem völlig unkalkulierbaren Risiko geworden – und zwar nicht nur für Bürger mit türkischen Wurzeln. Als Bundesaußenminister Gabriel kürzlich meinte, guten Gewissens könne man nicht mehr in die Türkei reisen, wurde er dafür in Ankara heftigst kritisiert. Die Festnahmen von Antalya zeigen jetzt, wie recht er mit seiner Warnung hatte. BERICHT ERNEUT ZWEI DEUTSCHE . . ., TITELSEITE