Rheinische Post Krefeld Kempen
Angeklagter wählte in fünf Stunden 60 Mal den Notruf
(BL) Insgesamt 60 Mal innerhalb von fünf Stunden soll ein Krefelder ohne Grund den Notruf gewählt und von seinem Balkon aus in die Luft geschossen haben. Als der 44Jährige diese Straftaten beging, soll er so stark alkoholisiert gewesen sein, dass er nicht schuldfähig war. Vor dem Krefelder Amtsgericht sollte er sich nun wegen vorsätzlichen Vollrauschs in drei Fällen verantworten.
Wegen Waffenbesitzes, Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und weiterer Taten kann er nämlich laut Staatsanwaltschaft nicht verurteilt werden. Nach etwa 90-minütiger Verhandlung verwies der Richter den Fall an das Landgericht. Das soll nun prüfen, ob der Mann untergebracht werden muss. Eine zu große Unsicherheit blieb nach der Anhörung des Sachverständigen.
Der 44-Jährige hatte schon die Zeit vor dem Beginn der Verhandlung dazu genutzt, den Beteiligten von seinen Erfahrungen als Soldat in Afghanistan zu berichten. Außerdem habe er Medikamente mitgebracht, die von der Russischen Botschaft untersucht worden seien. Später sagte er, die Waffen, die in seiner Wohnung sichergestellt worden waren, habe er sich besorgt, weil er von Polizisten zusammengeschlagen wurde. Auf die Frage, warum er immer wieder grundlos Notrufe tätigte, sagte er: „Das hängt mit den Arzneimitteln zusammen.” Weitere Angaben machte er hierzu nicht.
Ein Zeuge berichtete, dass der Angeklagte eines Tages betrunken zu ihm in das Hausmeisterbüro auf dem Nauenweg kam. „Er kam in das Büro, öffnete die Jacke, und in dem Moment sah ich auch schon die Kanone”, sagte der 36-Jährige. Der Sachverständige errechnete, dass der Angeklagte zur Tatzeit knapp drei Promille Alkohol im Blut gehabt haben müsse.