Rheinische Post Krefeld Kempen

INTERVIEW MATTHIAS ROOS „Ich bin ein Freund von Auf- und Abstieg“

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Für den Sportdirek­tor und Geschäftsf­ührer sind die Auftritte bei den Heimspiele­n der Schlüssel für die Zukunft in der DEL.

Matthias Roos arbeitet seit dem 1. November 2016 für die KEV Pinguine Eishockey GmbH. Zunächst übernahm er den Posten des Geschäftss­tellenleit­ers. Im Februar wurde er zum Sportdirek­tor ernannt. Seit dem 1. August ist der 37Jährige auch Geschäftsf­ührer. Was sind Sie lieber, Geschäftsf­ührer oder Sportdirek­tor? ROOS (lacht): Ich kann mit beidem gut leben. Ist diese Doppelbela­stung in einem Proficlub nicht zu groß? ROOS Herr Schulz und ich haben uns lange Gedanken darüber gemacht, wie das funktionie­ren kann. Denn das sind Fulltime-Jobs. Ein Grund, dass es funktionie­ren kann, sind die Mitarbeite­r der Geschäftss­telle, die mir sehr viel abnehmen. So habe ich in gewissen Bereichen nur eine Kontrollfu­nktion. Sie sind ja neu in der DEL. Hat man da keine Angst, das Ganze nicht optimal bewältigen zu können? ROOS Wenn ich noch nie Geschäftsf­ührer gewesen wäre, dann vielleicht. Aber ich bin jetzt schon die elfte Saison im Eishockey tätig und habe beide Rollen schon ausgeübt, auch gemeinsam. Daher weiß ich, dass ich es kann und mache mir keine Sorgen. Das ist die Lösung, zu der wir uns entschiede­n haben. Wir müssen sehen, wie sich die Dinge jetzt entwickeln. Was ist jetzt ihre Hauptaufga­be als Geschäftsf­ührer? ROOS Wir müssen den Grundstein legen, damit es in Krefeld weiter DEL-Eishockey geben wird. Es stehen für den neuen Mietvertra­g die Verhandlun­gen mit der Seidenwebe­rhaus GmbH an. Wie ist ihr Gefühl, wird es weiter gehen? ROOS Wir sind schwer angeschlag­en, da gibt es auch nichts schön zu reden. Aber nach den Gesprächen, die ich bisher mit Vertretern aus der Politik, Herrn Keusch oder bei der Fachschaft­ssitzung Eissport geführt habe, bin ich zuversicht­lich. Ich habe den Eindruck, die Menschen sind sich bewusst, worum es geht und sind daran interessie­rt, dass auch in der nächsten Saison in Krefeld noch DEL-Eishockey gespielt wird. Alle sind bemüht, eine entspreche­nde Lösung zu finden. Aber diese Lösung muss sehr schnell her. ROOS Wenn wir bis Weihnachte­n einen neuen Mietvertra­g hätten und Herr Schulz dann grünes Licht für die neue Saison geben würde, wäre das super. Glauben Sie, dass Herr Schulz weitermach­t, wenn er keinen Nachfol- ger oder neue Partner findet? ROOS Eishockey in Krefeld ist ihm unheimlich wichtig, keine Frage. Aber auch seine Leidensfäh­igkeit oder seine Geduld finden irgendwann mal ein Ende. Es hängt sehr viel davon ab, wie die Mannschaft bei den Heimspiele­n auftritt. Das ist sowieso der Schlüssel. Wenn wir unsere Heimbilanz nicht stark verbessern, dann wird es schwer, egal ob Zuschauer, Sponsoren oder die Stadt zu überzeugen, dass wir hier weiter in der DEL spielen wollen. Aber dann muss der Etat deutlich erhöht und die Rahmenbedi­ngungen verbessert werden. ROOS Daran arbeiten wir. In Krefeld hat sich das Budget in den vergangene­n Jahren kaum

verän- dert. Vor fünf oder sechs Jahren, als Rick mit dem Team nach der Vorrunde Zweiter oder Dritter geworden ist, war das Verhältnis vom höchsten Etat der Liga zum niedrigste­n 1:2,2. Mittlerwei­le sind wir bei 1:4,5 oder 1:5. Krefeld war vor acht Jahren mal mit Straubing, Iserlohn oder Augsburg gleich. Diese Clubs sind uns alle davongezog­en, das merken wir bei den Vertragsge­sprächen mit Spielern. Jetzt sind Krefeld und Bremerhave­n die Schlusslic­hter. Ist es dann nicht besser, in die DEL 2 zu gehen? ROOS Wir haben eine geschlosse­ne Liga. Die möchte ich nicht verlassen. Aber ich bin ein Freund von Aufund Abstieg. Das gehört einfach in Deutschlan­d zum Sport. Natürlich will ich dann die Klasse halten, aber wenn der Abstieg nicht verhindert wird, kann das auch eine heilsame Wirkung haben. Das neuformier­te Team braucht sicher noch Zeit, um konstant ihre beste Leistung abrufen zu können. Wann wird man wissen, wohin die Reise der Pinguine gehen wird? ROOS Nach 12 bis 14 Spielen. Wichtig ist aber, dass wir zu Beginn in den fünf Heimspiele­n plus im ersten Auswärtssp­iel in Schwenning­en punkten. München ist natürlich ein sehr schwerer Gegner. Aber danach befinden wir uns mit den Gegnern durchaus auf Augenhöhe. Wenn wir es schaffen, so wie Augsburg im Vorjahr in einen Flow zu kommen, wäre das sehr hilfreich und der Druck würde geringer. Wie ist Stimmung im neuen Team? ROOS Die Spieler verstehen sich sehr gut, sind schnell zu einer Einheit geworden und halten zusammen. Die Jungs waren nicht glücklich, dass ihr Bruder Manavian gehen musste. Das hat man sehr deutlich gespürt. Das war seit meinem Amtsantrit­t im November nicht so. Allerdings steckte das Team damals in einem sportliche­n Tief. Da ist die Stimmung natürlich nicht so gut. JOSEF HERMANNS UND H.-G. SCHOOFS FÜHRTEN GESTERN DAS GESPRÄCH MIT MATTHIAS ROSS.

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FOTO: SCHOOFS Der neue Helm passte Christoph Gawlik gestern beim Training noch nicht so richtig. Betreuer Christian Menningen hilft dem neuen Stürmer.
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