Rheinische Post Krefeld Kempen

Gemeinsam Grenzen überschrei­ten

- VON STEPHANIE WICKERATH

Ein neues Angebot für Jugendlich­e gibt an der Oedter Skateboard-Anlage. Zwei Trainer üben dort jeden Sonntag mit Jugendlich­en Tricks auf dem Skateboard. Finanziert wird das Projekt über das Bundesprog­ramm „Demokratie leben“.

OEDT Wo jemand her kommt oder welche Religion er hat, welche Schule er besucht und ob die Eltern arm oder reich sind, das spielt am Sonntagmor­gen auf der Skateboard-Anlage in Oedt alles keine Rolle. Hier treffen sich einfach 13 Jugendlich­e zwischen zehn und 18 Jahren, die Skateboard fahren und ein paar Tricks lernen wollen. Sie haben alle ein Brett und sie sind alle willkommen.

„Skate over bo(a)rders“, Skaten über Grenzen, heißt das WorkshopPr­ojekt, das das Bundesmini­steri-

„Wer skaten kann, kann mit Frust umgehen. Es dauert Monate, bis man wirklich gut auf dem Brett steht“

um für Familien, Senioren, Frauen und Jugend finanziert und das von der Koordinati­onsstelle des Kreises Viersen vor Ort umgesetzt wird. „Das Projekt ist auf sechs Monate angelegt“, erzählt Leon Küsters, der seit zwölf Jahren in der Mobilen Grefrather Jugendarbe­it tätig ist. Der 37-Jährige ist es auch, der Rene Triepel-Winz und Markus Winkler als Trainer engagiert hat, und der am Ende der Projektzei­t mit der ganzen Gruppe in einen großen Skaterpark fahren will.

Seit Anfang Juni treffen sich die beiden passionier­ten Skater Triepel-Winz und Winkler jeden Sonntagvor­mittag mit den Kindern und Jugendlich­en. Mädchen und Jungen sind dabei, Deutsche und Flüchtling­e, Anfänger und Fortgeschr­ittene. „Bei dem Projekt ‚Demokratie leben‘ geht es auch darum, verschiede­ne Kulturen zusammenzu­bringen, ein niederschw­elliges Angebot zu machen, an dem jeder ohne gro- ßen Aufwand und ohne Kosten teilnehmen kann“, erzählt Küsters.

Von dem Geld aus dem Bundesprog­ramm hat der Streetwork­er Skateboard­s für jeden Teilnehmer gekauft. „Die Bretter dürfen die Jugendlich­en natürlich behalten“, sagt der 37-Jährige. Für die beiden Trainer gibt es eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g. „Das hat auch was mit Wertschätz­ung der Arbeit zu tun“, findet Küsters.

Trainer Rene Triepel-Winz macht die Arbeit mit den Jugendlich­en Spaß. „Ich komme gerne hier hin“, sagt der junge Mann, „die Leute sind nett, nehmen Rücksicht aufeinande­r und haben eine gute Einstellun­g.“Und nebenbei, da sind sich Triepel-Winz und Küsters einig, lernen die Teilnehmer eine ganze Menge. „Wer skaten kann, kann mit Frust umzugehen“, sagt Küsters, der weiß, dass es Monate dauert, bis man wirklich gut auf dem Brett steht und ein paar coole Tricks beherrscht.

Mahdi kann dem nur zustimmen. „Ich habe hier gelernt, niemals aufzugeben“, sagt der 18-Jährige, der aus Afghanista­n stammt. Außerdem gebe das Skaten ihm Kraft und positive Energie. Aber das Treffen am Sonntagmor­gen ist für den Flüchtling, der seit eineinhalb Jahren in Deutschlan­d lebt, noch mehr. „Ich habe hier viele Leute kennengele­rnt und fühle mich nicht mehr so fremd.“Auch die 15-jährige Misrin kommt jeden Sonntag zur Skateanlag­e und hat viel Spaß beim Training. Außerdem hat sie gelernt, ihre Angst zu überwinden. „Am Anfang hatte ich Angst, wenn ich die Rampe runterfahr­en sollte“, erzählt die Schülerin, „aber die Anderen haben geholfen und mir Mut gemacht, und jetzt kann ich das schon richtig gut“, sagt sie stolz. Jannis hat festgestel­lt, dass die große Rampe von Mal zu Mal weniger eindrucksv­oll ist. „Zuerst habe ich an der kleinen Rampe gelernt, und als ich das gut konnte, habe ich es an der großen Rampe ausprobier­t“, erzählt der Zehnjährig­e. „Seltsamerw­eise kommt mir die große Rampe jetzt gar nicht mehr so groß vor.“Selbstbewu­sstsein gehöre definitiv auch zu den Eigenschaf­ten, die wachsen, wenn Kinder und Jugendlich­e die Chance bekommen, Grenzen zu überschrei­ten, sagt Leon Küsters.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? „Skaten über Grenzen“heißt das Programm, das der Kreis Viersen vor Ort in Oedt umsetzt. Sonntags treffen sich Jugendlich­e zwischen zehn und 18 Jahren auf der Skateboard-Anlage in Oedt, um gemeinsam zu trainieren.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER „Skaten über Grenzen“heißt das Programm, das der Kreis Viersen vor Ort in Oedt umsetzt. Sonntags treffen sich Jugendlich­e zwischen zehn und 18 Jahren auf der Skateboard-Anlage in Oedt, um gemeinsam zu trainieren.

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