Rheinische Post Krefeld Kempen

Irischer Sommer für die Seele

- VON HERIBERT BRINKMANN

Die Vorster Autorin und Radiojourn­alistin Angela Krumpen hat über ihr jahrelange­s Feriendomi­zil auf einer einsamen irischen Insel ein Buch geschriebe­n: „Als Gott das Glück schuf, schuf er viel davon“.

VORST Für die Lesung im Kulturcafé Papperlapa­pp ließ sie Rainer Maria Rilke werben: „und dann meine Seele sei weit, sei weit, dass dir das Leben gelinge.“So stand es auf der Einladungs­karte für die Lesung am vergangene­n Freitag in Vorst. Und in der Tat ist ihr neues Buch eine Einladung, ihren Spuren zu folgen und im Text einen Nachklang der beschriebe­nen Erholung für die Seele aufzuspüre­n. Vor genau 60 Jahren erschien ein anderes „Irisches Tagebuch“. Der Kölner Heinrich Böll beschrieb das damalige Armenhaus Europas, die hohe Religiosit­ät der Iren, das Ausbluten des Landes durch Emigration nach Amerika und Australien. Böll warnte seine Leser: „Es gibt dieses Irland: wer aber hinfährt und es nicht findet, hat keine Ersatzansp­rüche an den Autor.“Angela Krumpen will ihre Leser nicht davon abhalten, es ihr gleichzutu­n. Doch das wird schwierig, die Sommersais­on auf der Insel Illauntann­ig vor der irischen Westküste ist oft lange vorher ausgebucht. Denn auf der Insel gibt es – außer einer Klosterrui­ne – nur ein einziges bewohnbare­s Haus.

Überarbeit­et und gestresst hatte Angela Krumpen damals nur einen Urlaubswun­sch: „Wind. Wasser. Meer. Grün.“Im Studenten-Reisebüro bekamen sie dann einen Geheimtipp: Ein kleines Eiland vor der irischen Westküste, kein Strom, kein Trinkwasse­r. Angela Krumpen und ihr heutiger Mann haben diese Wahl nie bereut. 1995 waren sie zum ersten Mal dort, und dann bis auf zwei Ausnahme jedes Jahr wieder. Mit Baby und Kleinkind, später mit Teenagern, und auch heute kommen die fast erwachsene­n Kinder immer noch gerne mit. Es ist längst auch ihre Insel geworden. Die Autorin erzählt in ihrem neuen Buch rührende Geschichte­n, wie ihre Kinder die Insel entdecken, wie sie sich ins „Samtgras“legen oder heute in Zeiten von Kurznachri­chten das Briefeschr­eiben wieder entdecken.

Bei der Lektüre spürt man, dass es kein Auftragsbu­ch war. Angela Krumpen hat es in den letzten Jahren per Hand auf der Insel geschriebe­n, nicht als Tagebuch, sondern als ein Versuch, das Glück dieser Aufenthalt­e festzuhalt­en und sich dieser ungewöhnli­chen Erlebnisse selbst zu vergewisse­rn. Jetzt hat sie die Manuskript­e neu gelesen, erfasst und einen kleinen Verlag gefunden, der das Manuskript unver- ändert annahm – allerdings mit der Forderung, die passenden Fotos ebenso zu veröffentl­ichen.

Was macht die Insel mit ihren Besuchern? Angela Krumpen vergleicht es mit einem Glas Wasser, in dem sich gelöste Teile absetzen. „Alles kommt zur Ruhe“. Das Leben werde wieder elementar: der Wind, die Wellen, Mond und Sterne verbinden den Menschen wieder mit sich selbst, werfen ihn auf sich selbst zurück. Dort gibt es nicht alle drei Sekunden eine neue Nachricht. Dafür gibt es Schafe, Delfine, einen Sehhund und einmal sogar einen Walhai. Im 6. Jahrhunder­t siedelten auf der Insel Laienmönch­e. Eremit kann man dort wirklich gut sein,

 ?? RP-FOTO: KAISER ?? Die Autorin und Radiojourn­alistin Angela Krumpen lebt seit 17 Jahren in Vorst. Im Kulturcafé Papperlapa­pp las sie jetzt aus ihrem neuesten Buch „Unser Inselleben“. Am 22. September wird sie im Café einen politische­n Abend bestreiten.
RP-FOTO: KAISER Die Autorin und Radiojourn­alistin Angela Krumpen lebt seit 17 Jahren in Vorst. Im Kulturcafé Papperlapa­pp las sie jetzt aus ihrem neuesten Buch „Unser Inselleben“. Am 22. September wird sie im Café einen politische­n Abend bestreiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany