Rheinische Post Krefeld Kempen

„Pink Panther“-Mitglieder vor Gericht

- VON CLAUDIA HAUSER

Den drei Männern wird vorgeworfe­n, wertvolle Juwelen gestohlen zu haben.

KÖLN Schwer bewaffnete Polizisten sichern gestern Morgen den Parkplatz der Kölner Staatsanwa­ltschaft hinter dem Justizgebä­ude. Autos dürfen hier schon seit Montag nicht mehr parken, alles ist bereit für die Ankunft dreier Gefangener, die per Hubschraub­er zu ihrem Prozess gebracht werden. Um kurz vor acht landet der erste, im 20-Minuten-Abstand je zwei weitere Helikopter. Die drei Männer werden mit verbundene­n Augen in gepanzerte Limousinen gesetzt und die wenigen Meter zum Landgerich­t gefahren.

Milan L., Danila D. und Mario V., 38, 36 und 41 Jahre alt, sollen Mitglieder der Pink-Panther-Bande sein, die in den vergangene­n 15 Jahren für mehr als 250 Überfälle in ganz Europa verantwort­lich sein soll. Den Namen bekam die Bande von Scotland-Yard-Beamten, weil einige Mitglieder nach einem Überfall auf einen Londoner Juwelier Diamanten im Wert von einer halben Million Pfund in einer CremeDose versteckt hatten – diese Art des Verstecks ist in einem der „Pink Panther“-Filme aus den 1960er Jahren zu sehen.

Rund um das Kölner Landgerich­t herrschte vor dem Prozess auch deshalb der Ausnahmezu­stand, weil Milan L. nach einem Raub auf einen Juwelier vor vier Jahren in einer spektakulä­ren Aktion von Komplizen aus einem Gefängnis in der Schweiz befreit wurde. Die Männer durchbrach­en damals die Gefängnism­auer mit einem Auto, bedrohten die Justizbeam­ten mit Sturmgeweh­ren und halfen Milan L. und einem weiteren Häftling mit einer Leiter über den Sicherheit­szaun.

Im aktuellen Prozess wirft die Staatsanwa­ltschaft Milan L. und Danila D. vor, im Oktober vergange- nen Jahres in Esslingen am Neckar einen Werttransp­orter überfallen zu haben. Die maskierten Männer sollen mit Waffen und einem Teleskopsc­hlagstock auf die Fahrer des Transporte­rs zugelaufen sein. Einer wurde niedergekn­üppelt. Die Täter erbeuteten neun Kartons voller Schmuck und Edelmetall­e der Schweizer Firmen Chopard und Richemont im Wert von fast 600.000 Euro.

Einen Monat später – diesmal soll auch der dritte Angeklagte als Fahrer dabei gewesen sein – sollen die Angeklagte­n wieder einen Überfall auf einen Transporte­r der Schmuckfir­men in Süddeutsch­land geplant haben. Was sie nicht ahnten: Ermittler hatten einen GPS-Sender an ihrem Audi A4 angebracht, der Innenraum wurde abgehört. Am 11. November nahmen sie das Trio in einem Pforz- heimer Hotel fest und stellten unter anderem ein vollautoma­tisches Sturmgeweh­r, einen Revolver und mehr als 100 Patronen sicher, die die Männer in einem Trolley ins Hotel gebracht hatten. Zeitgleich wurden weitere Waffen im Keller einer Wohnung in Köln-Ehrenfeld entdeckt. In der Wohnung lebte Milan L. mit seiner Verlobten.

Sieben Beamte waren im Saal, als die Angeklagte­n in Saal 112 gebracht werden. Lässig spazieren sie in den Saal, äußerlich unbeeindru­ckt. Ob die Angeklagte­n sich zu den Vorwürfen äußern wollen, will der Vorsitzend­e Richter wissen. Doch alle drei lassen über ihre Verteidige­r mitteilen, dass sie schweigen. Morgen möchten sie aber etwas über ihre Lebensläuf­e erzählen. Der Vorsitzend­e macht gleich am ersten Tag deutlich, dass viel auf dem Spiel steht: Milan L. und Danila D. droht Sicherungs­verwahrung. Ein Urteil wird für den 24. November erwartet.

Die drei Gefangenen werden per Hubschraub­er zu ihrem Prozess

in Köln gebracht

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FOTO: DPA Die Polizei fahndet nach Thomas Tünnermann, 1,72 Meter groß, Brillenträ­ger und von kräftiger Statur.

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