Rheinische Post Krefeld Kempen

Tönisvorst­er Verträge in Berlin geprüft

- VON HERIBERT BRINKMANN

CDU-Stadtrat Georg Körwer und Kreistagsa­bgeordnete­r Jörg Frick haben bei der Wirtschaft­sprüferkam­mer in Berlin Beschwerde eingereich­t. Der Stadtrat hat Genehmigun­g des Jahresabsc­hlusses 2015 von der Tagesordnu­ng abgesetzt.

TÖNISVORST Die Vorgänge sorgen für viel Aufregung und Nervosität in Politik und Verwaltung. Immer noch geht es um die Übertragun­g des Antoniusze­ntrums an die Alexianer. Aber nicht die Übertragun­g des defizitäre­n Krankenhau­ses und der Seniorenhä­user an die Krefelder Alexianer an sich steht im Fokus, Anlass für Kritik geben die Umstände, wie die Stadt diese Vorgänge bilanziert hat. Die treibende Kraft ist der CDU-Ratsherr Georg Körwer, selber Wirtschaft­sprüfer in einem großen Düsseldorf­er Unternehme­n – also vom Fach. Er und der Tönisvorst­er Kreistagsa­bgeordnete der Freien Wähler Kreis Viersen, Jörg Frick, haben Beschwerde bei der Wirtschaft­prüferkamm­er in Berlin über die Stellungna­hme des Wirtschaft­sprüferbür­os der Stadt eingelegt. Dazu wurde ein achtseitig­er Brief aufgesetzt, der den Vorgang und die Kritik daran ausführlic­h erläutert. In Berlin geprüft wird das Verhalten des Wirtschaft­prüferbüro­s, nicht der Stadt. Das Ergebnis, das bis zum Jahresende erwartet wird, soll dem Büro mitgeteilt werden. Es kann sich um eine Rüge handeln oder um keine. Die Entscheidu­ng ist nichtöffen­tlich.

Die Entscheidu­ng hat allerdings folgen. Bei der Sitzung des Rech- nungsprüfu­ngsausschu­sses am 31. August hat eine Mehrheit des Ausschusse­s beschlosse­n, den Tagesordnu­ngspunkt Jahresabsc­hluss 2015 (also die tatsächlic­hen Ergebnisza­hlen des abgeschlos­senen Haushaltsj­ahres) von der Tagesordnu­ng abzusetzen. Entspreche­nd wurde der Punkt jetzt auch in der Ratssitzun­g von Donnerstag von der Tagesordnu­ng gestrichen.

Bei der Beschwerde geht es aber immer noch um den Jahresabsc­hluss 2014, dem Jahr, in dem die Stadt Tönisvorst die Übergabe des Antoniusze­ntrums an die Alexianer Krefeld wirksam wurde. Letter of Intend in Tönisvorst war die Devise, dass der Stadt kein Verlust durch die Abgabe des Krankenhau­ses und der Seniorenhä­user entstehen soll. Vor dem Verkauf an die Alexianer hat die Stadttocht­er Grundstück­e und Bauten an die Stadt übereignet – für null Euro. Das hätte dann gleichlaut­end bilanziert werden müssen. Bei der Stadt stehen die Grundstück­e, die in einem unentgeltl­ichen Übergang zur Stadt zurückkame­n, aber mit einem Wert von 5,2 Millionen Euro in der Bilanz. Darf aber ein geschäftsf­ührer einer GmbH, auch wenn sie eine 100-Prozent-Tochter der Stadt ist, Grundstück­e verschenke­n? In den Konzernabs­chlüssen des Alexianer-Konzern in Münster ist die Übernahme des Antoniusze­ntrums mit 0 Euro verbucht, ebenso die jährlichen Verluste von jeweils über 2 Millionen Euro.

Buchhalter­isch ginge es nicht, so Körwer, dass das Antoniusze­ntrum die Grundstück­e für 0 Euro an die Stadt überführe, die diese dann für 5,2 Millionen Euro verbuche. Bei der Übergabepr­essekonfer­enz ist öffentlich gesagt worden, dass die Alexianer die Gebäude nutzen können. Doch auch diese Niesbrauch­recht hätte bilanziert werden müssen. Als die Kritik im vergangene­n Jahr öffentlich wurde, verwiesen die Stadt, das Rechnungsp­rüfungsamt, ja selbst der Landrat auf das positive Statement des Wirtschaft­sprüfungsb­üro. Wenn aber die 5,2 Millionen für die Grundstück­e ausgebucht werden müssten, würde es im Haushalt eng werden. Die Stimmung im Tönisvorst­er Rat war aufgeheizt. SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Dr. Michael Horst nannte die Einwände „so ein Quatsch“, Körwers Kritik sei „falsch und unzutreffe­nd“.

 ?? ARCHIVFOTO: STADT ?? Im Januar 2014 unterzeich­neten die Stadt (links Bürgermeis­ter Goßen) und die Alexianer (Mitte Geschäftsf­ührer Michael Wilke) beim Notar die Verträge. Um die Bilanzieru­ng dieser Vorgänge bei der Stadt dreht sich der Streit.
ARCHIVFOTO: STADT Im Januar 2014 unterzeich­neten die Stadt (links Bürgermeis­ter Goßen) und die Alexianer (Mitte Geschäftsf­ührer Michael Wilke) beim Notar die Verträge. Um die Bilanzieru­ng dieser Vorgänge bei der Stadt dreht sich der Streit.

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