Rheinische Post Krefeld Kempen

Kreis Viersen mit drei Abgeordnet­en in Berlin

- VON ANDREAS REINERS UND MARTIN RÖSE

+++ Wahlbeteil­igung deutlich gestiegen +++ AfD viel schwächer als im Bund +++ CDU und SPD verlieren weniger als auf Bundeseben­e

KREIS VIERSEN Die CDU ist bei der gestrigen Bundestags­wahl mit weitem Abstand erneut stärkste Kraft im Kreis Viersen geworden, musste aber Verluste hinnehmen. Ihr Direktkand­idat, der 59-jährige Uwe Schummer aus Willich, holte die meisten Erststimme­n, wird direkt gewählter Abgeordnet­er im Parlament. Sein Traumergeb­nis von 2013 – mit 53 Prozent die höchste Zustimmung aller CDU-Kandidaten in NRW – konnte er nicht wiederhole­n. Zittern musste zunächst der 58 Jahre alte Udo Schiefner (SPD) aus Kempen. Trotz starker Verluste der Sozialdemo­kraten rückt er aber über seinen guten Listenplat­z elf erneut ins Parlament. Und auch die AfD-Fraktion, erstmals im Parlament vertreten, hat ein Mitglied aus dem Kreis Viersen: Kay Gottschalk (51), Versicheru­ngsangeste­llter aus Nettetal. Er war von der AfD auf Listenplat­z vier gesetzt worden.

Uwe Schummer

Erfreulich war für Kreiswahll­eiter Andreas Coenen: „Die Wahlbeteil­igung hat gegenüber 2013 mit 76,2 Prozent stark zugenommen.“Auch wenn im Kreis Viersen die Gewinne der AfD verhaltene­r ausfielen als im Bund und auch die Verluste der beiden Regierungs­fraktionen Union und SPD moderater blieben als auf Bundeseben­e, war die Stimmung gestern Abend bei der Wahlparty im Kreishaus gedrückt. Jürgen Heinen, Direktkand­idat der Grünen, die im Kreis wie im Bund unerwartet leicht zulegten, sagte es am deutlichst­en: „Das Ergebnis der AfD ist bestürzend. Wir müssen verstehen, dass wir die Art und Weise, wie wir Politik betreiben, so nicht weiter betreiben können. Wir müssen Menschen mitnehmen in der Politik – und das geschieht nicht in dem Maße, wie es geschehen müsste.“

Eindeutig zu den Wahlsieger­n zählen die Liberalen. Sie legten im Kreis gegenüber der Bundestags- wahl 2013 rund zehn Prozentpun­kte zu. Skepsis beim FDP-Direktkand­idaten Andreas Bist aus Brüggen, ob es tatsächlic­h zur Jamaika-Koalition kommt. „Bei der FDP muss es um Inhalte gehen, das haben wir aus der Wahlschlap­pe vor vier Jahren gelernt.“Ob es da mit den Grünen gelinge, einen gemeinsame­n Nenner zu finden, sei zumindest fraglich. „Denkbar sind auch Neuwahlen.“

Vor denen warnte Uwe Schummer (CDU): „Das Schlimmste, was jetzt passieren kann, ist, wenn die demokratis­che Mitte nicht zusammenko­mmt und wir in einem halben Jahr wieder neu wählen. Meine Hoffnung ist, dass alle in Berlin die Lage erkennen, damit dieses Völkische, Nationalis­tische beim nächsten Mal nicht mehr drin ist.“

Udo Schiefner (SPD), der gegenüber 2013 nur zweieinhal­b Prozentpun­kte verlor, war gestern Abend sichtlich getroffen. „Ein schockiere­ndes Ergebnis! Für mich erschrecke­nd ist das Abschneide­n der AfD.

„Das Schlimmste, was jetzt passieren kann: dass wir in einem halben Jahr Neuwahlen haben“

CDU-Bundestags­abgeordnet­er „Die führende Rolle

in der Opposition darf man nicht einer AfD

überlassen“

Udo Schiefner

SPD-Bundestags­abgeordnet­er

Für mich heißt dieses Wahlergebn­is, dass es einen klaren Wählerauft­rag gibt an die SPD, in die Opposition zu gehen. Diese Rolle darf man nicht einer AfD überlassen.“

Kay Gottschalk, Direktkand­idat der AfD, blieb der Wahlparty im Kreishaus gestern fern. Er hatte an seinem Erstwohnsi­tz Hamburg gewählt, sich anschließe­nd bei der Stimmauszä­hlung davon überzeugt, dass alles korrekt ablief. „Noch vor vier Monaten lagen wir im Kreis Viersen bei 4,7 Prozent. Dass wir nun bei 7,5 Prozent gelandet sind, ist ein Riesenspru­ng nach vorn. Wir fangen jetzt an, in Berlin die Republik zu verändern.“ Das Protokoll des Wahlabends mit Video-Statements der Direktkand­idaten bei www.rp-online.de/ viersen

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