Rheinische Post Krefeld Kempen

Sensation im Norden: Radomski holt den Wahlkreis direkt – Entsetzen über AfD

- VON JENS VOSS

Die CDU jagt der SPD den Wahlkreis 114 ab, die FDP erzielt einmal mehr überdurchs­chnittlich­e Ergebnisse, die AfD bleibt in der Stadt unter dem Bundeswert: Die Krefelder Ergebnisse der Bundestags­wahl haben spannende Akzente.

ZITIERT

Der Wahltag gestern war auch in Krefelder ein schwarzer Tag für die SPD: Die CDU-Politikeri­n Kerstin Radomski hat den traditione­ll rot wählenden Wahlkreis 114 direkt geholt und Elke Buttkereit geschlagen. Radomski zieht damit zum zweiten Mal in den Bundestag ein. „Ich danke dem ganzen Wahlkämper-Team“, sagte sie gestern Abend, erschöpft und gesundheit­lich angeschlag­en. Sie ist schwer erkältet. Sie hatte vor allem auf Haustürwah­lkampf gesetzt und dabei Tausende Bürger besucht. Ihr Parteifreu­nd Ansgar Heveling hat erwartungs­gemäß den Wahlkreis 110 sicher vor der SPDHerausf­orderin Nicole Specker geholt. In den Bundestag einziehen werden zudem der FDP-Politiker Otto Fricke und die Grünen-Kandiatin Ulle Schauws.

Unterm Strich herrschte in Krefeld bei allen traditione­llen Parteien Entsetzen über das gute Ergebnis der AfD im Bund. Die Grünen-Politikeri­n Schauws nannte das Ergebnis „krass“und mahnte: „Da ist viel zu tun für alle, übrigens auch für die SPD. Ich verstehe nicht, dass Martin Schulz schon jetzt Sondierung­sgespräche ausgeschlo­ssen hat.“Die Grünen würden mit allen Parteien Gespräche führen, außer mit der AfD, betonte sie. Für die Krefelder Partei „Die Linke“sagte Ratsherr Stephans Hagemes: „Es ist ein ernüchtern­des und katastroph­ales Ergebnis für die Demokratie und die Gesellscha­ft.“

Einmal mehr hat die FDP in Krefeld ein Ergebnis über dem Bundesschn­itt erzielt – es gibt in der Stadt ein stabiles liberales Milieu. Der Wiedereinz­ug in den Bundestag löste allerdings nur gedämpfte Euphorie aus. Der FDP-Politiker Otto Fricke, der über Liste in den Bundestag einziehen wird, erklärte zum Wahlausgan­g: „Ich sehe das Ergebnis mit einem lachenden Auge, was die eigene Partei und den eigenen Erfolg angeht, und mit einem weinenden Auge, was das Gesamterge­bnis an- geht.“Fricke betonte, es sei nicht sein Erfolg, sondern der des FDPTeams. Für Krefeld würdigte er die gute Zusammenar­beit mit dem Krefelder FDP-Chef Joachim Heitmann. Überschwän­glich freuen werde er sich nicht, betonte Fricke, dazu sei das Ergebnis von vor vier Jahren, als die FDP aus dem Bundestag geflogen ist, noch zu präsent. „Die FDP hat damals gelernt: Hochmut kommt vor dem Fall.“

Der Krefelder FDP-Fraktionsc­hef Joachim Heitmann kündigte Konsequenz­en für die Arbeit im Rat an. „Wir sind hochzufrie­den mit dem Zweitstimm­energebnis in Krefeld, aber auch mit den Erststimme­nergebniss­en von unseren Kandidaten Otto Fricke und Florian Philipp Ott, die ganz beachtlich sind. Das Ergebnis der AfD müssen wir auch auf kommunaler Ebene ernstnehme­n. Wir werden uns intensiver mit den Themen Bildung und Integratio­n von Flüchtling­en in den Arbeitsmar­kt befassen müssen, wenn die AfD nicht zu einer Dauerersch­einung werden soll.“

Trotz der – erwarteten – Niederlage zufrieden mit ihrem Ergebnis zeigte sich die SPD-Kandidatin Nicole Specker. Sie hat in der CDUHochbur­g im Krefelder Süden aus dem Stand mehr als 25 Prozent der Stimmen geholt und damit deutlich mehr als die SPD im Bund. „Das ist für eine Newcomerin doch mehr als nur ein Achtungser­folg“, sagte sie gestern.

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RP-FOTO: PUVOGEL Jubel bei der CDU: Kerstin Radomski erobert eine SPD-Hochburg. Links neben ihr Parteichef Marc Blondin, rechts von ihr Britta Oellers und Tobias Stümges.
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Niedergesc­hlagen: Oberbürger­meister Frank Meyer bei der Wahlparty im rathaus, als die ersten Hochrechnu­ngen über den Bildschirm kommen. Die SPD liegt nur bei gut 20 Prozent.

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