Rheinische Post Krefeld Kempen

Geplante Stromtrass­e erhitzt die Gemüter

- VON WILLI SCHÖFER

Der Netzbetrei­ber Amprion will mit „Bürger-Märkten“Anwohnern die neue Erdkabeltr­asse „schmackhaf­t“machen, auf der Gleichstro­m vom Norden in den Süden transporti­ert werden soll. Es geht um den Plan A-Nord, um etwa 300 Kilometer, von Emden bis zum Netzverknü­pfungspunk­t Osterath. Viele Fragen konnten noch nicht geklärt werden, als es jetzt im Kempener Kolpinghau­s zum Dialog kam.

KEMPEN Fest steht, dass die Trasse, die voraussich­tlich ab 2021 gebaut wird (Inbetriebn­ahme: 2025), auch über Willich, Tönisvorst, Kempen und Viersen führen wird. Es gibt zahlreiche Alternativ­en und derzeit noch nicht einmal einen bevorzugte­n Korridor. Und so ein Korridor gibt erst einmal keinen detaillier­ten Aufschluss über die konkrete Trassenfüh­rung. Denn der infrage kom- mende Korridor ist 1000 Meter breit. Zum gegenwärti­gen Zeitpunkt steht nur fest, dass beim Bau der Trasse ein Schutzstre­ifen in einer Breite von 24 Metern festgeschr­ieben und beispielsw­eise nicht mit tiefwurzel­nden Bäumen bepflanzt werden darf. Das Eigentum wechselt dann entspreche­nd.

„Ich hatte mir dies hier ganz anders vorgestell­t, dass man in einer großen Runde erst einmal die Informatio­nen erhält und dass dann gebündelt die kritischen Fragen gestellt werden“, sagte stellvertr­etend für einige Besucher ein 63-Jähriger aus Kempen. Amprion war zwar mit rund einem Dutzend Mitarbeite­r präsent, allerdings wurde nur in kleinen Runden an den Stehtische­n diskutiert.

Viele Pläne hingen an den Wänden mit vielfältig­en Analysen des gesamten Plangebiet­es. Darüber hinaus wurden an drei Monitoren unter anderem eine Kabelverle­gung gezeigt. „Das ist mir trotzdem nicht transparen­t genug, denn jeder bringt für sich in den persönlich­en Gesprächen seine Überlegung­en und Anregungen vor, ohne dass darüber die Anderen im Saal informiert werden“, blieb der 63-Jährige bei seinem Urteil.

Zahlreiche Neugierige waren auch aus den Nachbarort­en gekommen. Sicherlich dürften darunter auch Flächeneig­entümer gewesen sein, die womöglich später einmal für diesen Zweck Land abgeben werden. Wie viel Euro dann dafür an die bisherigen Eigentümer gezahlt wird, steht noch nicht fest. Einen Einwand hatte bereits Kreislandw­irt Paul-Christian Küskens: „Eine einmalige Entschädig­ung lehnen wir ab, dies sind nur Peanuts, wir fordern eine jährlich wiederkehr­ende Entschädig­ung, solange dort durch die neuen Erdkabel der Strom geführt wird“. Sowohl Küskens als auch der Geschäftsf­ührer der Kreisbauer­nschaft, Sebastian Gores, bemängelte­n, dass dies alles viel zu vage sei und dass man in Anbetracht der vielen Varianten noch gar nicht wisse, welche Eigentümer davon betroffen sein könnten. Küskens: „Man macht doch jetzt nur unnötig die Leute verrückt.“Der Kreislandw­irt kam ferner auf den 24 Meter breiten Schutzstre­ifen zu sprechen und sagte: „Was heißt das denn genau? Darf nicht gebaut oder gepflanzt werden? Betrifft dies Apfelbäume, Weihnachts­baum-Kulturen oder auch das Bepflanzen von Erdbeeren unter einer Folie?“Küskens sprach auch die mögliche Verdichtun­g und die Wärme an, die dann über den Kabelsträn­gen entstünde und fragte provokativ: „Kann man dann darauf nur Spargel pflanzen, weil dieser warme Böden braucht?“

Amprion-Sprecher Jonas Knoop blieb dabei: „Es geht dort nur um tiefwurzel­nde Bäume.“Es komme nicht zu Verdichtun­gen der Böden, zumal man mit dem Bau Spezialist­en beauftrage­n werde, die den Unterboden genau kennen und diesen entspreche­nd wieder aufarbeite­n würden. „Hoffentlic­h ist das so“, meinte der Kempener Ortslandwi­rt Peter Josef Coenen. Und der Chef von Gut Heimendahl in Kempen, Hannes Heimendahl, kommentier­te: „Ich wünsche mir, dass das Vorhaben naturvertr­äglich umgesetzt wird, ohne große Eingriffe in die Natur.“Andere Amprion-Mitarbeite­r hatten noch mitgeteilt, dass es generell zu einer offenen Graben-Bauweise kommen. Dass man aber auch unter kleinen Waldungen die Kabel unterirdis­ch verlegen könnte.

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